Die Ursache für den Defekt dreier Atemschutzgeräte konnte trotz akribischer Untersuchungen nicht gefunden werden.
Atemschutzgeräte ausgefallenSo bekämpft Kölns Feuerwehrchef die Verunsicherung in den eigenen Reihen
Wer in der Feuerwache Ehrenfeld an der Äußeren Kanalstraße die Treppe hoch in den ersten Stock nimmt, läuft geradewegs auf ein gerahmtes Schwarz-Weiß-Foto von Andreas Stampe zu. Brandmeister Stampe von der Wache 2 in Marienburg, tödlich verunglückt in Köln-Zollstock bei einem Kellerbrand am 6. März 1996. Der Fall ging seinerzeit bundesweit durch die Schlagzeilen.
Wer verstehen möchte, warum die Mitglieder der Kölner Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehren bis heute besonders sensibel auf das Thema Atemschutz reagieren, kommt an Brandmeister Stampe nicht vorbei. Dessen Fangleine hatte sich beim Rückzug aus dem verrauchten Keller verheddert. Der 28-Jährige hing fest, sein Luftvorrat ging zu Ende, er sackte bewusstlos zusammen und starb drei Tage später. „Der tödliche Unfall ist bis heute tief in der DNA der Kölner Feuerwehrleute verwurzelt“, sagt Feuerwehrchef Christian Miller.
Köln: Zwei Geräte versagten bei Einsatz in Buchheim
In den vergangenen Jahren gab es in Köln keine nennenswerten Probleme mit Atemschutzgeräten – bis zum April dieses Jahres. Da fielen plötzlich vier Geräte mit technischen Problemen auf, zwei davon während eines Einsatzes. Darüber hinaus tauchten weitere Mängel an Geräten auf, die laut Feuerwehr zwar die Funktion eingeschränkt, aber die Einsatzkräfte nicht unmittelbar gefährdet hätten. Verletzt wurde zum Glück niemand. Aber Erinnerungen an Brandmeister Stampe wurden plötzlich wieder wach.
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Manche Kölner Feuerwehrleute treibt das Problem mit den vier defekten Atemschutzgeräten seitdem um, zumal die Ursache in drei Fällen bis heute nicht geklärt werden konnte – trotz umfangreicher Untersuchungen. Die Folge seien „viele Fragen und teils Unsicherheiten bei den Einsatzkräften“ gewesen, berichtet Miller. Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ äußert sich der Feuerwehrchef nun erstmals öffentlich zu dem Thema.
Was war passiert? In einem Fall hatte ein Atemschutzgerät einen ungewöhnlich hohen Widerstand beim Einatmen angezeigt. Ursache war offenbar ein Produktionsfehler im Lungenautomaten, einem wichtigen Bauteil des Atemschutzgeräts. Er regelt die Luftzufuhr, angepasst an die Atemfrequenz des Trägers: Durch das Einatmen in der Maske öffnet sich ein Ventil im Automaten und lässt die Atemluft hineinströmen. Der Hersteller rief die komplette Produktionscharge zurück, die Feuerwehr Köln habe die Lungenautomaten unmittelbar ausgetauscht, berichtet Miller.
Völlig rätselhaft ist dagegen nach wie vor, warum bei drei Atemschutzgeräten plötzlich die Luftversorgung unterbrochen war. Während eines Wohnungsbrandes in Buchheim im April, bei dem ein 80-jähriger Mann starb, war bei zwei Feuerwehrleuten plötzlich keine Luft mehr aus den Pressluftflaschen in ihren Masken angekommen, die Männer mussten sie sich vom Kopf ziehen, um atmen zu können. Dasselbe wiederholte sich noch einmal bei einer Übung.
Trotz umfangreicher Tests und Prüfungen, bei denen die drei Geräte in alle Einzelteile zerlegt worden waren, bleibt die Ursache unbekannt. Weder die Feuerwehr, noch ein unabhängiges Prüfinstitut, noch das Bundesamt für Materialforschung oder der Hersteller, die Firma Dräger aus Lübeck, konnten einen Mangel oder eine Funktionseinschränkung feststellen. Die drei defekten Geräte wurden seinerzeit sofort ausgemustert. Alle übrigen Atemschutzgeräte seien sicherheitshalber überprüft worden, „teils über die vorgegebenen Normanforderungen hinaus“, sagt Miller.
Köln: Neue Geräte erst seit ein paar Monaten im Einsatz
Die insgesamt 800 modernen Pressluftatmer des Modells „Airboss Connect“ sind erst seit einigen Monaten bei der Feuerwehr Köln im Einsatz. Sie haben unter anderem eine Art Totmannschalter integriert: Wird nicht alle paar Sekunden ein mobiles Handgerät bewegt, ertönt ein schriller Warnton. Für die bis dahin mehr als 20 Jahre lang verwendeten Atemschutzgeräte gab es teilweise keine Ersatzteile mehr.
Bei der Neuanschaffung legte die Kölner Feuerwehr Wert darauf, dass ein Datenschreiber in den Geräten integriert ist, der alle Parameter aufzeichnet. Dies erwies sich jetzt als Glück im Unglück. „Mit diesen Daten konnten die Vorfälle objektiv nachvollzogen werden und bildeten den wichtigsten Ansatzpunkt für die Fehleranalyse“, sagt Miller. Somit war zum Beispiel auch schnell klar, dass sich die betreffenden Feuerwehrleute die Unterbrechung des Luftstroms und den erhöhten Atemwiderstand nicht etwa eingebildet hatten – sondern dass es tatsächlich ein Problem gab.
Köln: Grundsätzlich mit Dreierteams ins Feuer
Um die Verunsicherung in Teilen der Mannschaft aufzufangen, reagierte die Amtsleitung sofort. „Fragen von Einsatzkräften zur Sicherheit im Atemschutzeinsatz wurden in einer Informationsveranstaltung bei einer Hybridveranstaltung beantwortet“, berichtet Miller. „Das war gut, die Aufarbeitung lief sehr transparent“, bestätigt ein Feuerwehrmann. Und dennoch bleibe bei ihm ein „leicht ungutes Gefühl“ zurück. „Letztendlich vertraut man ja der Technik, man muss ihr vertrauen.“
Und wenn die Technik doch mal ausfällt? Auch das werde regelmäßig trainiert und vorbereitet, sagt Feuerwehrchef Miller. Der Ausfall eines Atemschutzgeräts werde in Übungen simuliert, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Während eines Löscheinsatzes hält sich immer ein so genannter Rettungstrupp in der Nähe der Einsatzkräfte auf. Geraten diese in Not, eilt der Rettungstrupp zur Hilfe, versorgt sie zum Beispiel mit frischer Atemluft und evakuiert sie aus dem Gefahrenbereich.
Zudem bilden in Köln immer drei Einsatzkräfte einen Angriffstrupp, der ins Feuer geht. Laut Feuerwehrdienstvorschrift müssten es nur zwei sein. Aber die Dreierteams hätten sich bewährt, sagt Miller. Sie böten eine höhere Sicherheit.