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Kölner Domtreppe völlig marode„Der Schaden zieht sich über die gesamte Anlage”

Lesezeit 4 Minuten

Der Mörtel unter der Domtreppe hat sich gelöst, so dass die Granitstufen gegeneinander versetzt sind.

  1. Etwa eine Viertelmillion Menschen nutzt täglich die Freitreppe, die vom Bahnhofsvorplatz zur Domplatte führt.
  2. Die starke Belastung hat der Treppe mittlerweile schwere Schäden zugefügt. Mit bloßem Auge lässt sich erkennen, dass mittlerweile sämtliche Stufen gegeneinander versetzt sind.
  3. Dabei ist die Sanierung der Domtreppe gerade einmal 14 Jahre her. Welche Pläne hat die Stadtverwaltung für das marode Entree der Stadt?

Köln – Die Freitreppe, die vom Bahnhofsvorplatz zur Domplatte führt, dürfte die meistfrequentierte Treppe der Stadt sein. Etwa eine Viertelmillion Menschen nutzt den Weg geschätzt jeden Tag – doch das hat deutliche Spuren hinterlassen.

14 Jahre nach dem Bau im Jahr 2006 ist die Freitreppe bereits vollständig sanierungsbedürftig. Der starken Nutzung war die Anlage ganz offensichtlich nicht gewachsen. Mit bloßem Auge lässt sich erkennen, dass sämtliche Stufen gegeneinander versetzt sind, so dass sich überall Kanten und Vorsprünge gebildet haben – teilweise ist der Granitstein eingerissen und abgeplatzt.

Ein Riss in einer der Granitstufen

Für Passanten bedeutet das eine erhöhte Stolpergefahr, wenn sie mit ihren Füßen an einer ungünstigen Stelle auftreten. „Der Schaden zieht sich über die gesamte Treppenanlage“, teilte ein Stadtsprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage mit.

Domtreppe in Köln: Mörtel unter den Stufen hat sich gelöst

Eine Untersuchung im Mai 2017 hatte ergeben, dass sich der Mörtel, mit dem die Stufen befestigt waren, gelöst hat, weshalb diese jetzt nur noch lose aufliegen. Die Sanierung soll nach einer ersten Prognose des zuständigen Amts für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau 1,9 Millionen Euro kosten. Anspruch auf eine Gewährleistung des Unternehmens, das die Treppe baute, kann die Stadt nicht mehr geltend machen.

Die Freitreppe zum Dom wurde 2005 gebaut und zum Weltjugendtag fertiggestellt.

Die in der 68 Meter breiten und fünf Meter hohen Freitreppe verbauten Granitstufen müssen zunächst ausgebaut und danach abgedichtet werden, bevor sie schließlich wieder eingebaut werden dürfen. Die meisten Stufen lassen sich nach Angaben der Stadt reparieren – einige müssen aber vollständig ausgetauscht werden.

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Vor zweieinhalb Jahren wollte die Stadt die Treppe vor dem Dom noch im Jahr 2018 instandsetzen lassen. Dazu kam es jedoch nicht. Die Arbeiten sollen jetzt erst im Februar 2021 nach den Karnevalstagen beginnen.

Kölner Treppenanlage muss halbseitig gesperrt werden

Pfusch am Heumarkt und Trittschall-Übertragung an der Philharmonie

Auf dem Heumarkt hatte die Stadt 1999 indische Grauwacke als Belag aufbringen lassen. Dieser sei „schön zu laufen, leicht zu reinigen, nichts zum Stolpern“, hieß es damals. Doch Pfusch beim Verlegen und minderwertige Ware führten zum Streit mit der Baufirma. Das Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen Pilot musste den gesamten Heumarkt wieder aufreißen und mit indischer Grauwacke neu verlegen. Es entstanden Kosten von mehr als 1,5 Millionen Euro.

Der Heinrich-Böll-Platz an der Philharmonie bereitet seit seinem Bau Probleme. Diese Fläche wird seit 15 Jahren bei Konzerten und Proben von einem Wachdienst abgesperrt, weil sich der Trittschall in den darunter liegenden Konzertsaal überträgt. Das kostet pro Jahr 100.000 Euro. Auch die neuen Steine, acht Zentimeter hoch und 25 Zentimeter lang, mit denen weite Teile der 2570 Quadratmeter großen Fläche 2016 gepflastert wurden, konnten nicht überall verlegt werden. Sie sollten die alten, drei Zentimeter flacheren Klinker-Riemchen ersetzen, die über viele Jahren für Unmut sorgten, weil sie sich immer wieder gelockert hatten und zerbrochen waren. Die Erneuerung kostete eine Million Euro. (att)

Da die Treppenanlage während der Sanierung zumindest halbseitig gesperrt werden muss, sei das im laufenden Jahr aufgrund einer Vielzahl an Großveranstaltungen nicht möglich gewesen, argumentiert die Stadt. Dazu würden unter anderem Karneval, das Höhenfeuerwerk Kölner Lichter im Juli und der NRW-Tag zur Feier der Landesgründung im August zählen.

Der Bau der Freitreppe war die erste gravierende Veränderung der 1970 fertiggestellten Domplatte, die der Architekt Fritz Schaller gestaltet hatte. Die Anlage ersetzte die verschlungene Treppenkonstruktion und die beiden benachbarten Rolltreppen aus dieser Zeit, die im Zuge der Neugestaltung durch einen Aufzug ersetzt wurden. Ebenfalls neu gestaltet wurde der Bahnhofsvorplatz.

Die Pläne für die Freitreppe stammen von Fritz Schallers Sohn Christian Schaller, der diese 2001 den Ratsmitgliedern im Stadtentwicklungsausschuss vorstellte – 2002 folgte der Baubeschluss. Das gesamte Vorhaben kostete damals 12,5 Millionen Euro. Das Land übernahm die Hälfte der Summe. Der Auftrag ging 2004 an ein Unternehmen aus Münster, das den Zuschlag erhielt, weil es das günstigste Angebot abgab. Im selben Jahr begann der Abbruch der alten Treppe. Um die neue Freitreppe pünktlich zum Weltjugendtag im August 2005 eröffnen zu können, wurde der Bau unter Zeitdruck abgeschlossen.