Kölns vergessener FreizeitparkAmüsement in der goldenen Ära von Riehl
Köln – Der Tivoli war nicht der erste Kölner Attraktionenpark. Bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstand in Riehl Kölns größtes Amüsierviertel samt Freizeitpark – und die Lage direkt am Rhein konnte gar nicht besser sein. Dort, wo heute noch der Kölner Zoo und die Flora ihren Standort haben und auf die goldene Ära des Kölner Stadtteils im Norden hinweisen, florierte vor über 100 Jahren der Spaß.
Die Freizeithungrigen hatten natürlich auch Hunger und Durst: Zu Spitzenzeiten gibt es hier rund 30 Gastwirtschaftsbetriebe. Der Volksmund nannte die größte Kölner Vergnügungsmeile damals die „Goldene Ecke“ – wegen des wirtschaftlichen Booms und der großen Umsätze.
Außerhalb der Stadtmauer
Die Anfänge lagen in der Zeit der Industrialisierung, die Mitte des 19. Jahrhunderts in vollem Gange war. Die Landflucht brachte die Bewohner des Kölner Umlandes, der Eifel oder des Bergischen Lands in die Stadt am Rhein. Hier gab es Arbeit. Doch die vielen Menschen wollten auch unterhalten werden. So ging die Suche nach einem passenden Ort los. Wegen der damals noch vorhandenen Stadtmauern war das gar nicht so einfach. Außerhalb der Mauern wurde man fündig, nämlich auf den Weideflächen in Riehl, die fußläufig schnell zu erreichen waren.
1860 wurde zunächst der Zoologische Garten angelegt, gefolgt vom „Botanischen Zier- und Lustgarten“ – der heutigen Flora. Im Juli 1864 wurde der Glasbau mit einer 57 Meter langen und neun Meter hohen Glaskuppel fertig. Zwei Monate später konnten die Besucher auch die Gartenanlage besichtigen, die der bekannte Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné (1789-1866) konzipiert hat. Die Eintrittspreise waren sehr hoch, nur die höhere Gesellschaft konnte sich damals einen Besuch leisten.
Riehl hatte viel zu bieten
Im Jahr 1889 kam in Riehl ein Sportplatz mit Radrennbahn dazu. Vor allem an Wochenenden platzte Riehl aus allen Nähten. Die Gastroszene boomte. Von den zahlreichen Lokalen ist heute nur noch eins übrig: „Richters Restaurant“ – damals heißt es „Wattler’s Fischerhaus“ – direkt am Rhein unterhalb der Zoobrücke.
1908 hatte dann der Besitzer des Lokals „Hohenzollerngarten“ an der Riehler Straße eine Idee: Er errichtete hinter seiner Gaststätte auf einer Gartenfläche eine Holzrodelbahn, den „Alpensport“. Die Gaudi kam an, die Massen strömten in sein Lokal. 1909 folgte dann der erste echte Vergnügungspark.
Vergnügungspark nach amerikanischen Vorbild
Zwischen Frohngasse und Neusser Wall (auf der rund 40 000 Quadratmeter großen Fläche des heutigen Lentparks und des Weinmuseums) – wurde der „Amerikanische Vergnügungspark“ errichtet. Ein Publikumsmagnet mit „Berg- und Talbahn“, Wasserrutsche, Rodelbahn, dem sogenannten „Lachhaus“ (ein Spiegelkabinett), Wurfbuden, Hippodrom, Panoptikum (Wachsfigurenkabinett) und dem „Freudenrad“, auch „Kotzkümpchen“ genannt.
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Letzteres hatte es in sich: Mehrere Personen standen auf einer schrägen Platte, die sich um die eigene Achse drehte. Dazu wurden die Fahrgäste mit Bällen und Seilen beworfen. Auch Musikliebhaber kamen im Vergnügungspark auf ihre Kosten. Für einen Groschen legte man im Pavillon eine flotte Sohle aufs Parkett. „Schiebertänze“ (Tango) waren aber strengstens verboten.
Nutzung als Kaserne
Das Aus für den Freizeitpark: Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 wurde der Park geschlossen – und teils zur Kaserne umfunktioniert. Durch englischen Besatzungssoldaten erlebte er ab etwa 1920 eine erneute Blüte – „Luna-Park“ hieß er nun. Die Kölner selbst hatten aber in den Nachkriegsjahren nicht mehr das Geld, hier feiern zu gehen. Im Zweiten Weltkrieg schließlich wurde der Park schnell abgebaut – zu hoch war die Brandgefahr, wenn eine Bombe auch nur in der Nähe einschlug, denn die Konstruktion war schließlich aus Holz.
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