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Nur ein Hype?Warum das Konzept „Café Buur“ so gut funktioniert

Lesezeit 4 Minuten
Parham Pooramin ist Geschäftsführer vom Café Buur.

Parham Pooramin ist Geschäftsführer vom Café Buur.

Das Café Buur vermarktet sich seit Jahren erfolgreich in den Sozialen Medien. Wir haben Geschäftsführer Parham Pooramin getroffen.

An Feiertagen, in den Ferienzeiten, an Brückentagen, bei großen Konzerten oder Fußballspielen in Köln und an Wochenenden sowieso – da stehen reihenweise Touristinnen und Touristen in der Richard-Wagner-Straße Schlange. „Wir sehen in den Instagram-Storys der Leute, dass sie zuerst im Café Buur essen und dann etwa zum Dom oder Neumarkt gehen“, sagt Parham Pooramin. Er ist Geschäftsführer des Cafés, das längst zu einer Sehenswürdigkeit in Köln geworden ist.

Es ist das erste deutsche Café, das sich selbst als Influencer etabliert und den begehrten blauen Haken auf den Sozialen Medien hat. Am vergangenen Sonntag hat das Café Buur Geburtstag gefeiert – vor sechs Jahren hat Pooramin das Café eröffnet, in dem es von morgens bis abends Frühstück gibt und Influencer ein und aus gehen.

Köln: Café Buur hat mehr als 160.000 Instagram-Follower

So gut wie heute – bei unserem Besuch am Montag um 12 Uhr ist jeder Tisch besetzt – sah es damals nicht aus: „Am Anfang war es schwer“, erzählt der 34-Jährige. Da seien vielleicht zwei oder drei Tische gleichzeitig besetzt gewesen. Aber dann kam der Social-Media-Erfolg. Angefangen hat es laut Pooramin mit einem Gag: Auf den Sozialen Medien hat das Café Buur verbreitet, es gäbe Straußeneier. Die standen aber tatsächlich nie auf der Speisekarte. Also ist der Erfolg quasi erlogen? „Genau“, meint Pooramin. Ein bisschen mehr steckt aber natürlich schon dahinter.

Mittlerweile folgen dem Café Buur auf Instagram mehr als 160.000 Menschen, auch auf der Kurzvideoplattform Tiktok sind es schon mehr als 22.000 Followerinnen und Follower. Pooramin hat „Café Buur“-Filialen in Düsseldorf, Frankfurt und – entsprechend der Social-Media-Strategie natürlich – Dubai eröffnet. Die Dubai-Filiale musste er im Januar aber verkaufen, nicht wegen fehlender Besucher, sondern zu großem Aufwand, wie er erzählt.

Das Café Buur im Belgischen Viertel ist immer gut gefüllt.

Das Café Buur im Belgischen Viertel ist immer gut gefüllt.

Ist das Café Buur nur ein Hype? Mehr Schein als Sein? „Nein, unser Konzept funktioniert seit sechs Jahren. Seit sechs Jahren sind wir da und die Schlange ist immer noch da“, meint Pooramin. Die Gäste, die am Ende schlechte Bewertungen schreiben, würden mit hohen Erwartungen eine Stunde Schlange stehen (das kann hier durchaus passieren), um dann nur Rührei zu bestellen. „Wir haben viele innovative Gerichte, aber diese Leute bestellen das nicht. Dann können sie auch nur enttäuscht werden“, meint Pooramin.

Dass die Schlangen vor dem Café Buur teils so lang sind, liegt auch daran, dass keine Reservierungen möglich sind. Laut Pooramin wären Reservierungen ein Verlustgeschäft: Zu viele Gäste würden dann zu spät kommen, mit weniger Gästen als angekündigt oder gar nicht. Aber er gibt auch zu: „Natürlich ist das marketingtechnisch super für uns.“ Ständig lange Schlangen suggerieren Beliebtheit.

Aber wie kommt es überhaupt, dass ein Café eine so hohe Aufmerksamkeit in den Sozialen Medien erfährt? „Wir sind sehr kreativ, setzen immer die Trends und im Bereich Gastromarketing sind wir immer Marktführer.“ Pooramin sieht das Café Buur mehr als Marketing-Unternehmen und weniger als Gastronomie. Mittlerweile ist sogar eine eigene Marketing-Agentur daraus entstanden – Boring Marketing ist etwa Partner von Lukas Podolskis Imbiss-Kette Mangal-Döner.

Das Aussehen der Gerichte sei das A und O: „Das ist ausschlaggebend dafür, ob der Gast sein Handy rausholt und eine Story macht oder nicht.“ Der Geschmack sei deshalb aber nicht weniger wichtig, sonst würden die Gäste nicht wiederkommen. Pooramin steckt viel Arbeit in die Contentstrategie, alles folgt einem Konzept und muss qualitativ hochwertig sein.

Café Buur veröffentlicht Rezeptbuch mit Pflaumen-Porridge von Kai Pflaume

Derzeit konzentriert er sich beim Café Buur auf Videos mit versteckter Kamera. So bedienen etwa Kinder einen Tisch und bekommen über Funk Anweisungen, was sie den Gästen sagen sollen – und das ist teils ganz schön frech. Die Reaktionen der unwissenden Gäste hat einen gewissen Unterhaltungswert. Schauspieler für solche Aktionen sucht Pooramin über Stories auf Instagram, für die Kinderrollen hätten sich rund 150 Bewerberinnen und Bewerber gemeldet.

Im September veröffentlicht das Café Buur auch sein eigenes Rezeptbuch „I just came for the Food“. Im Buch werden 100 Gerichte vorgestellt, die es entweder schon im Café Buur gab, irgendwann geben soll oder die immer gewünscht waren, aber nicht ins Konzept passen. Mit dabei sind natürlich Influencer, so gibt es etwa ein Pflaumen-Porridge à la Kai Pflaume. Die Erlöse sollen gespendet werden, Pooramin weiß nur noch nicht ganz wohin. Im August oder September plane er außerdem ein Ereignis „mit weltweiten Auswirkungen“. Mehr könne er dazu noch nicht sagen. Und es sollen in naher Zukunft auch neue „Café Buur“- und „Buur Deli“-Filialen eröffnet werden, derzeit suche er etwa nach einem Lokal in Hamburg.