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10.000 Euro SchadenHubschrauber reißt brandneuen Kunstrasenplatz in Köln-Weiden mit

Lesezeit 3 Minuten

Henry Faust hofft, dass sich der Schaden am neuen Kunstrasenplatz schnell beheben lässt.

Weiden – An der Stirnseite ist der grüne Rasen umgeklappt und offenbart seine braune Unterseite, wirkt eher wie ein nachlässig ausgebreitetes Riesenhandtuch als wie ein Fußballplatz.

Kaum war der neue Kunstrasen des SV Weiden verlegt, war es auch schon fast um ihn geschehen. Ein Rettungshubschrauber-Pilot versuchte, darauf zu landen. „Eigentlich hatte man ihn angewiesen, den benachbarten Ascheplatz anzusteuern“, erzählt Sportwart Henry Faust.

Aber der Pilot peilte den leuchtenden Rasenplatz an. Als er bemerkte, dass er als Landefläche nicht geeignet war, war es bereits zu spät. Der Hubschrauber hatte bereits fast aufgesetzt.

Beinahe wäre es zu einem Unfall gekommen

Als der Pilot wieder losflog, zog der Sog, den das Fluggerät verursacht, den Kunstrasenteppich in die Luft. „Das war haarscharf, fast wäre es hier zu einem richtig schlimmen Unfall gekommen“, schildert Faust. Doch der Pilot schaffte es glücklicherweise noch abzuheben, ohne Rasen im Schlepptau – hinterließ aber einen Schaden in Höhe von 10.000 Euro.

„Das ist wirklich Pech“, sagt Faust, „wäre schon der Sand eingearbeitet gewesen und hätte das Granulat schon darauf gelegen, wäre der Rasen zu schwer gewesen, um ihn anzuheben“, erklärt er.

Nun müssen zwei Bahnen des Kunstrasens neu hergestellt und befestigt werden. Trotzdem soll der Platz zum vorgesehen Termin fertig werden, für das erste offizielle Match auf dem neuen Untergrund. Am 19. März haben die Seniorenmannschaften ein Heimspiel. Eine offizielle Eröffnungsfeier soll es geben, wenn es wärmer ist, ganz zwanglos.

Schließlich ist es nicht der erste Kunstrasenplatz, den der Verein bekommt. „Im Jahr 2002 hat Oberbürgermeister Schramma hier bereits einen solchen Rasen eingeweiht“, erinnert sich Faust. „Wir waren der erste Verein in Köln, der überhaupt einen Kunstrasen bekam.“

Mannschaften spielten jahrelang auf einem Gras-Asche-Flickenplatz

Vorher hatten die Mannschaften jahrelang auf einem sich langsam ausdünnenden Grasplatz gespielt. 1959 war der 1914 gegründete Verein auf die Anlage an der Ludwig-Jahn-Straße gezogen. 30 Teams trainierten dort phasenweise auf dem Rasen. Die größer werdenden Löcher wurden mit Asche aufgefüllt.

Irgendwann murrten nicht nur die eigenen Mannschaften, sondern auch die gegnerischen Teams, wenn sie auf dem Gras-Asche-Flickenplatz spielen mussten. „1991 hat der damalige Präsident Hans-Wilhelm Brennecke angefangen, sich bei der Stadt um einen Kunstrasen zu bemühen. Zehn Jahre später war es soweit.“

15 Jahre später war der Rasen komplett heruntergetreten. „Er war hart wie eine Kunststofffläche. Die Nähte zwischen den Bahnen platzen auf und bildeten Furchen. Das Verletzungsrisiko wurde zu groß“, beschreibt Faust.

250.000 Euro kostet der Rasen insgesamt

Er versuchte, einen neuen Rasen für den Verein zu ergattern. Doch sein Antrag wurde vom Sportamt abgelehnt. Er griff zu einem drastischen Mittel: „Ich habe Fotos von verletzten Spielern geschickt, die auf Krücken über den Rasen humpelten.“

Letztlich half nur eines: „Wir haben einen Eigenanteil in Höhe von 12,5 Prozent aus Ersparnissen aufgebracht. Die Stadt hat immerhin 87,5 Prozent übernommen“, sagt Faust. Die Kosten hielten sich im Rahmen, weil der Kunstrasen nicht ganz neu verlegt, sondern nur ersetzt werden musste und der Untergrund noch in Ordnung war.

250.000 Euro kostet der Rasen insgesamt, 31.000 Euro bezahlte der Verein – und hofft, dass das gute Stück nun mindestens 15 Jahre hält und nicht mehr als Hubschrauberlandeplatz genutzt wird.