Im Rahmen einer Kundgebung am Dom forderten Demonstranten am Freitag die Freilassung des inhaftierten Wikileaks-Gründers Julian Assange.
Anlass war ist die Skulptur eines italienischen Künstlers von Edward Snowden, Julian Assangen und Chelsea Manning, die bis Sonntag auf der Domplatte steht.
Auch Julian Assanges Vater John Shipton kam auf Einladung des Künstlers nach Köln.
Köln-Innenstadt – Vor ungefähr 20 Minuten, sagt John Shipton kurz vor der Kundgebung am Dom, habe er mit seinem Sohn Julian Assange telefoniert. Er hat ihm die Statue mit den drei Whistleblowern beschrieben, die nun für drei Tage auf der Domplatte steht. Dann habe er ihm von der Veranstaltung erzählt, die gleich ihm zu Ehre stattfinde. Das, sagt Shipton, sei „wunderbar“. Dutzende Menschen demonstrieren am Donnerstag für die Freilassung von Wikileaks-Gründer Julian Assange.
Die Demonstranten haben sich an der Skulptur des italienischen Künstlers Davide Dormino versammelt: Bis Sonntag präsentiert er am Römerbogen sein Werk „Anything to say?“. Auf vier Stühlen stehen lebensgroße Plastiken der Whistleblower Edward Snowden, Julian Assange und Chelsea Manning. Der vierte Stuhl, links neben Snowden, ist frei. Dormino zufolge sollen dort alle Menschen, die etwas zu Whistleblowing sagen möchten, darauf steigen.
Künstler will auf Whistleblower aufmerksam machen
„Der Stuhl hat eine doppelte Bedeutung. Er kann bequem oder ein Podest sein“, erklärt Dormino. Die drei dargestellten Whistleblower hätten sich dafür entschieden, den Stuhl als Podest zu nutzen. Der Künstler entschied sich bewusst für den Standort am Dom. „Ich mag die Verbindung von historischer und aktueller Kunst“, sagt er.
Seit 2015 präsentiert Dormino sein Werk in bislang 15 europäischen Städten . „Die Menschen wissen, was sie mit der Skulptur machen sollen“, sagt Dormino. Viele würden sich ohne sein zutun auf den vierten Stuhl stellen. Mit der Statue, sagt Dormino, möchte er die Menschen über Whistleblower informieren. „Anschließend können sie sich ihre eigene Meinung dazu bilden“, sagt der Italiener.
Wikileaks-Gründer Julian Assange sitzt seit März 2019 in Haft. Auf seiner Enthüllungsplattform wurden geheime Dokumente von US-Streitkräften veröffentlicht, die mutmaßliche Kriegsverbrechen der Amerikaner dokumentierten. Bei einer Auslieferung in die USA droht dem Australier eine lebenslange Haftstrafe.
Stuttgarterin demonstriert in Häftlingsanzug
Gegen 15 Uhr begann die Veranstaltung mit Gesangseinlagen und Reden von Künstlern und Publizisten. Einige von ihnen stellten sich dafür neben die Whistleblower auf den vierten Stuhl. Viele Teilnehmer hielten sich an die geltenden Corona-Regelungen, doch unter die Demonstranten mischten sich auch einige Corona-Kritiker, die andere aufforderten, den Mund-Nase-Schutz abzusetzen.
Hinter den Statuen hielt Corinna Knobelsdorff ein Schild mit der Aufschrift „Free Assange“ hoch. Die 21-Jährige trug einen orangenen Häftlingsanzug und hatte sich eine schwarzes Tuch über den Kopf gestülpt. Die Stuttgarterin nimmt regelmäßig an Mahnwachen für Assange teil und reiste für den Prozess des Whistleblowers nach London.
"Wenn es in der Hand der Deutschen liegen würde, wäre Julian schon frei"
Für Knobelsdorff geht es in dem Prozess um mehr als Assange. „Es geht darum, ob wir es akzeptieren, wenn Rechtsstaatlichkeit ausgesetzt wird“, sagt sie. Den ganzen Fall empfindet sie als empörend. „Und am empörendsten finde ich, dass es scheinbar niemanden empört.“
John Shipton zeigte sich zufrieden mit der Veranstaltung. Die Unterstützung, die Assange aus Deutschland bekäme, sei wundervoll. „Wenn es in der Hand der Deutschen liegen würde, dann wäre Julian schon frei“, glaubt er. Auch die Statue von Dormino gefällt ihm – der Künstler, sagt Shipton, sei für ihn ein Freund geworden. Doch am meisten, sagt Shipton augenzwinkernd, gefalle ihm an der Skulptur die Figur in der mitte.