Berlin/Nörvenich/Büchel – Die Bundeswehr wird im Juni die Tornado-Flugzeuge des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33, das auf dem Flugplatz in Büchel in der Eifel in Rheinland-Pfalz stationiert ist, für den Zeitraum von knapp vier Jahren bis voraussichtlich Februar 2026 nach Nörvenich verlegen. Das hat ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigt. Der Flugplatz in Büchel soll seiner Aussage zufolge in diesem Zeitraum umfassend modernisiert werden.
Schwerpunkte der Baumaßnahmen seien die Sanierung der Start- und Landebahn einschließlich aller Flugverkehrsflächen, des Instrumentenlandesystems und der Löschwasserversorgungsanlage, so der Sprecher. Überdies sei der Neubau des Außenzauns einschließlich Postenweg und Überwachungssystem geplant. Vorgesehen sei auch eine Feuerwache und die Wärmeversorgungsanlage zu erneuern. Zusätzlich werde eine Abstellhalle für zusätzliches technisches Gerät sowie ein Mannschaftsheim errichtet.
Nörvenich liegt nahe
Die Entscheidung für eine Verlegung nach Nörvenich sei aufgrund der räumlichen Nähe und der vorhandenen infrastrukturellen Kapazitäten gefallen.
Wie die Zukunft des Luftwaffengeschwaders 33 aussehen und wo es nach der Sanierung des Flugplatzes in Büchel stationiert sein wird, ist völlig offen. Der Grund: Seit dem 14. März steht fest, dass die Tornado-Flugzeuge nur noch ein Auslaufmodell sind.
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat an diesem Tag die Entscheidung für die Nachfolge des in die Jahre gekommenen Waffensystems verkündet. Danach werden die Tornados bis 2030 abgelöst. Statt einer europäischen Neuentwicklung wird die Bundeswehr den US-Jet F-35 beschaffen, der auch Atomwaffen tragen kann.
Flugplatz in Büchel wird bis 2026 modernisiert
Bis zu 35 Maschinen des Herstellers Lockheed Martin sollen als Nachfolgemodelle die vor mehr als 40 Jahren eingeführte Tornado-Flotte ersetzen. Sie werden auch für die sogenannte nukleare Teilhabe Deutschlands gekauft.
Dabei handelt es sich um ein Abschreckungskonzept der Nato, bei dem Verbündete im Ernstfall Zugriff auf US-Atombomben haben und die im Zweifel auf amerikanischen Befehl hin an ihr Ziel gebracht werden müssen.
Die Geschlossenheit in der Nato und glaubwürdige Abschreckung seien die angemessene Reaktion auf die russische Aggression, sagte der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz nach der Verkündung der Kaufentscheidung durch die Bundesregierung: „Gerade deshalb ist unsere Entscheidung für die F-35 ohne Alternative."
Die Verlegung der Tornados nach Nörvenich wirft neue Fragen auf. Was geschieht mit den 20 US-Atombomben, die auf dem Flugplatz Büchel in der Eifel lagern sollen und im Ernstfall unter die Tornados geklinkt werden können?
Von offizieller Stelle hat es dazu noch nie eine Bestätigung gegeben, doch die Amerikaner unterhalten in Büchel seit Jahren ein streng abgeschirmtes Areal, auf dem 20 thermo-nukleare B61-Gravitationsbomben gelagert sein sollen, die von US-Streitkräften bewacht werden.
Was wird aus den 20 Atombomben?
Können die Bomben während der vier Jahre andauernden Sanierung des Flugplatzes in Büchel verbleiben, obwohl dort keine Maschinen mehr stationiert sind? Oder müssen sie auch nach Nörvenich verlagert werden?
Aus dem Bundesverteidigungsministerium heißt es dazu: „Die Informationspolitik hinsichtlich der Nuklearstreitkräfte der Nato unterliegt aus Sicherheitsgründen den verpflichtenden Geheimhaltungsregeln des Bündnisses.“
Und weiter: „Demzufolge können zu der Anzahl, den Lagerorten, dem Umgang mit und den Spezifika der Nuklearwaffen sowie ihrer Trägersysteme, wie auch der Ausbildung, der Übung und der Absicherungsmaßnahmen keine Angaben gemacht werden. Aussagen und Mutmaßungen hierzu können zudem weder bestätigt noch dementiert werden.“
Ob Büchel nach 2030 das Luftwaffengeschwader 33 und damit die neuen US-Jets weiter beherbergen wird, lässt der Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums ebenfalls offen.
Zukünftige Stationierung noch offen
Mit der Entscheidung für den Kauf der F 35 sei noch keine Aussage „zur zukünftigen Stationierung oder zum Anpassungsbedarf bestehender Infrastruktur verbunden. Diesbezügliche Untersuchungen werden im Rahmen der weiteren Projektplanung zur Beschaffung der F-35 durchgeführt und die Ergebnisse auch in laufenden (Infrastruktur-)Vorhaben berücksichtigt.“
Das schließt also offenbar nicht aus, dass das Eifeldorf Büchel auch weit über 2030 hinaus der Flugplatz bleibt, von dem aus mit Atomwaffen bestückte Kampfjets starten könnten.
Brühler befürchten mehr Fluglärm
Die Verlegung der Tornados nach Nörvenich könnte vor allem für die Menschen in Brühl zum Problem werden, weil die Einflugroute entlang der A 553 liegt. Bereits vor einem Jahr hatte sich deshalb Bürgermeister Dieter Freytag (SPD) bei der zuständigen Stelle der Bundeswehr erkundigt, inwieweit die zusätzlichen Flugzeuge mehr Lärm verursachen. Man habe ihm mitgeteilt, „dass zusätzlich zu den allgemeinen Beschränkungen des Flugverkehrs weitere Maßnahmen ergriffen wurden, um den Lärm so gering wie möglich zu halten."
Dazu zählten unter anderem „die besondere Sensibilisierung der eigenen sowie der Gastbesatzungen für das Thema Lärmschutz sowie die Nutzung verschiedener An- und Abflugwege." Außerdem werde geprüft, ob die Flugphasen beider Verbände aufeinander abgestimmt werden können, um die Start- und Landephasen zu minimieren. Weitere „in Prüfung befindliche Maßnahmen" seien die Beschränkung von Übungsanflügen und die deutliche Reduzierung der zivilen Nutzung des Flugplatzes für An- und Abflüge.