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NaturschutzAuf dem Flugplatz bei Weilerswist werden „Biologische Trittsteine“ eingerichtet

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Männer und eine Frau hocken auf einer Wiese, auf der Blumen blühen. Im Hintergrund sind der Tower eines Flugplatzes und ein Windsack zu sehen.

Die Grünstreifen am Flugplatz sollen biologische Trittsteine werden. Jennifer Thelen, Stephan Heine (r.) und Christoph von Heydebrand stellten das Projekt vor.

Die Sicherheitsstreifen ihres Flugplatzes will die Ultraleicht-Fluggruppe Nordeifel zu Biotopen werden lassen.

Der Flugplatz bei Müggenhausen wird zum Biotop: Nach Nistkästen für Turmfalken, Käuze, Fledermäuse sowie Insektenhotels werden nun die Sicherheitsstreifen auf dem 6,5 Hektar großen Areal der Ultraleicht-Fluggruppe Nordeifel zum Standort für Biodiversität: Bis zu 25 verschiedene Wild- und Feldblumen sollen hier wachsen.

Auf rund 2,5 Hektar des gepachteten Geländes der Fluggruppe soll es in Zukunft biodiverser zugehen als bisher, wo sich vor allem Wühlmäuse wohlfühlen. „Biologische Trittsteine“ sollen in diesem Fall eine Verbindung zwischen dem Naturschutzgebiet Straßfelder Fließ und dem Offenland zwischen Groß-Vernich und Metternich herstellen. Sie werden auf den langgestreckten, schmalen Sicherheitsstreifen zwischen Start- und Landebahn und den Fahrwegen der Ultraleichtflieger angelegt. Bisher ist dort schlicht ungenutztes Grünland zu finden.

Die Fluggruppe Nordeifel kümmert sich seit 2020 um das Thema

Thorsten Kasper und Christoph von Heydebrand kümmern sich seit 2020 um das Thema. Von Heydebrand nahm damals Kontakt zu Jennifer Thelen von der Biologischen Station des Kreises Euskirchen auf. Thelen ist Leiterin des LVR-Projektes „Insektenoasen in der Bördelandschaft“, das zusammen mit der Biologischen Station des Kreise Düren durchgeführt wird. Das Förderprogramm wurde 2020 und 2021 umgesetzt, auch auf dem Flugplatz bei Müggenhausen.

Den Erfolg der Maßnahme kann man allerdings erst nach circa fünf Jahren abschätzen.
Jennifer Thelen, Biologische Station

In Zusammenarbeit mit der Fluggruppe wurden so nach einer ersten Bestandserfassung der vorhandenen Pflanzenarten im Herbst 2020 mit Hilfe eines Landwirtes die Sicherheitsstreifen für die Einsaat vorbereitet. Naturraumtreues Regionalsaatgut, bestehend aus einer Kräuter- und Blumenmischung regionaler Arten, wurde per Hand ausgebracht und schließlich gewalzt. „Den Erfolg der Maßnahme kann man allerdings erst nach circa fünf Jahren abschätzen“, so Jennifer Thelen zu voreiligen Hoffnungen auf das große Wildblumen- und Kräuterblühen auf dem Fugplatzgelände.

Blühzeit ist dann im Mai – derzeit sind die so sorgfältig als Kleinbiotope vorbereiteten 2,5 Hektar komplett blütenfrei. Mitte Juli trotzten hier etwa Rainfarn, Wiesenlabkraut, Wiesenschafgarbe, Kornblume und echtes Johanniskraut der trockenen Hitze. Gemäht wird ebenfalls Mitte Juli. Doch wohin mit der Mahd?

Für die Mahd suchen die Flieger noch dringend einen Landwirt

„Für die Mahd und für den Abtransport suchen wir noch dringend einen Landwirt, der das übernimmt. Die Mahd kann bedenkenlos verfüttert werden“, hofft Stefan Heine, Vorsitzender der Ultraleicht-Fluggruppe, einen Abnehmer zu finden . Der Verein hat sich gegenüber der Biologischen Station Euskirchen zur Langzeitpflege der Biotopstreifen verpflichtet.

Dabei ist das Projekt nur der nächste große Schritt in Richtung Biodiversität auf dem Areal. Bereits vor einigen Jahren wurden acht Nistkästen für Turmfalken, Käuze, Dohlen an den Hangars aufgehängt, dazu spezielle Nistkästen für Fledermäuse. In diesem Jahr kamen, finanziert über den LVR, vier Wildbienenhotels dazu. „Und alles wird auch von Vögeln und Insekten angenommen“, berichtet Christoph von Heydebrand erfreut.

Und nicht nur das: Auch Wildvögel wie Fasane und Rebhühner fühlen sich auf dem Flugplatzgelände unterhalb des Naturschutzgebiets offenbar wohl. Im Wasser des Löschteichs am Platz seien zudem immer wieder verschiedene Amphibien beobachtet worden, weiß Stephan Heine.


Jubiläum und Fest

1983 wurde die Ultraleicht-Fluggruppe von 36 Frauen und Männern gegründet. Heute zählt der Verein rund 150 Mitglieder. Die Zulassung der Luftfahrtbehörde erhielt der Verein für das Gelände 1992. 2002 wurde die erste von zwei Hallen gebaut, 2008 das Clubheim fertiggestellt. 2009 wurden die Piste auf 500 Meter verlängert und ein Tower installiert.

Am 5. und 6. August findet das diesjährige Flugplatzfest der Ultraleicht-Fluggruppe Nordeifel auf dem Gelände bei Müggenhausen statt. Auf dem Programm stehen Schnupperflüge, Modellflugvorführungen, eine Schau automobiler Oldtimer und anderes mehr. Für die Kinder ist eine „Flugzeughüpfburg“ aufgebaut. (sli)