Sprint über acht EtagenBeim Bergisch Gladbacher Treppenlauf siegte der Deutsche Meister

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Blick von oben hinunter in ein Treppenhaus, das oval geschwungen über acht Etagen nach unten verläuft.

133 Stufen waren beim 1. Gladbacher Treppenlauf zu bewältigen. Mit dabei auch Odenthaler Feuerwehrleute, die den Wettkampf als Training nutzten.

Bei der Premiere am Quirlsberg war die bundesdeutsche Elite im Treppenlauf am Start. Es trainierten aber auch Feuerwehrleute in voller Montur.

„Ja, das hat schon was!“, sagt Marc Oberließen, der Feuerwehrmann aus Odenthal und dabei geht sein Atem immer noch merklich schnell. Denn gerade ist er mit seinen zehn Kameraden das Rundbau-Hochhaus am Quirlsberg hoch gesprintet: 133 Treppenstufen, acht Etagen, in voller Feuerwehrmontur, mit Helm und mit allem drum und dran der schweren Ausrüstung.

Die Stadt Bergisch Gladbach hat mit dem Treppenlauf am Quirlsberg seit Freitag ein neues Sportereignis. 85 Sportlerinnen und Sportler eroberten den Rundbau – Stufe um Stufe sprinteten sie die acht Etagen hoch und legten in jeder Etage zusätzlich einen Rundlauf zum nächsten Treppenabsatz zurück. Oben japsten die Treppenläufer ziemlich nach Luft und die Muskeln brannten. Selbst wenn es nur 133 Stufen waren: Auch das ging bei den meisten gut in die Beine.

Das kunstvolle Treppenhaus begeisterte die Läufer

Die markante Architektur des Hauses begeisterte vor allem diejenigen Sportler, die das Gebäude bisher nicht kannten. Dass das Treppenhaus ein kunstvolles architektonisches Oval ist, bemerkten sie erst am Ende des Laufs, beim Blick zurück von oben nach ganz unten. Auf jeden Fall: ein bauliches Kleinod der Stadt als Sportarena.

Die Starter der Freiwilligen Feuerwehr Odenthal hatten optisch wenig gemein mit dem üblichen Outfit von Sprintern: Mehrere Kilo Gepäck schleppten sie mit nach oben, eine zusätzliche Herausforderung, die für den Einsatz im Notfall fit machen soll. Was beim Treppenlauf am Quirlsberg auf sie zukommen würde, wussten die Odenthaler allerdings ganz gut: In Köln starten sie regelmäßig beim dortigen Treppenlauf und wagen sich dort an das Hochhaus am Mediapark mit seinen über 700 Stufen.

Nur wer zwei oder drei Stufen auf einmal nahm, kam richtig in Fahrt

Die Premiere des „Quirlsberg Treppenlaufs“ ist für sie dennoch eine anspruchsvolle Herausforderung. „Es kommt auf die Höhe der Treppenabsätze an“, erklärt Oberließen die sportlichen Hürden. Am Quirlsberg lagen die Stufen recht weit auseinander. Aber nur wer zwei oder drei Stufen auf einmal nahm, kam so richtig in Fahrt. Im Ziel waren fast alle Sprinter völlig außer Atem. Ab Etage fünf und sechs wurde es richtig hart.

Ein Feuerwehrmann läuft in voller Schutzkleidung ins Treppenhaus.

Training für den Ernstfall. Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr Odenthal nahmen in voller Montur am Treppenlauf teil.

Oben gab es die Belohnung: den Blick aufs Bergisch Gladbacher Stadtpanorama, zum Gelände der ehemaligen Firma Zanders oder stadtauswärts ins Grüne. Anschließend ging es eine Etage zu Fuß hinab und dann in den Aufzug, was deutlich einfacher war als zuvor hinauf zu sprinten.

Die besten Starter liefen die acht Etagen unter 50 Sekunden

Der Rundbau, heute für die Verwaltung des Evangelischen Krankenhauses genutzt, sollte ursprünglich mal Schwesternwohnheim werden. Fast zehn Millionen Mark kostete der Bau 1972, jahrzehntelang wohnten hier ältere Menschen. Wer von den Läufern Zeit für einen Blick hatte, nahm die Besonderheiten des Gebäudes mit.

Beim Treppenlauf wurde um jede Sekunde gerungen. Die besten Männer liefen die anspruchsvolle Strecke unter 50 Sekunden. Vom ersten Meter an, beim Start kurz vor dem Hauseingang, wurde gesprintet und um jedes Zehntel gekämpft.

Der amtierende Deutsche Meister Andreas Fruhmann siegte

Andreas Fruhmann vom Team Towerrunning Germany schaffte die 133 Stufen in 43,39 Sekunden als Schnellster, Platz eins und Streckenrekord. Teamkollege Michael Essing und Michael Fritz (Polizei Köln) folgten in 45,35 und 46,54 Sekunden. Bei den Frauen holte Claudia Maria Henneken (Team Towerrung Germany) den Sieg in 49,12 Sekunden vor der U12-Nachwuchsläuferin Greta de Buhr, die für die acht Etagen 1:03,75 Min. benötigte.

Beachtlich für das neue Sportereignis: Die besten Treppenläufer Deutschlands kamen zur Auftaktveranstaltung nach Bergisch Gladbach; Premierensieger Andreas Fruhmann ist amtierender Deutscher Meister im Treppenlauf. In seinem Verein „Towerrunning Germany“ sind die Eliteläufer aktiv. Sie starten weltweit. Dass sie nach Bergisch Gladbach kamen, belegt die Attraktivität der neuen Veranstaltung.

Für einen Massenstart war es zu eng im Treppenhaus

Beim 1. Quirlsberg Treppenlauf war alles wie bei den großen Volksläufen. Startmatte unten, dann hinein ins Labyrinth der Etagen und oben wieder über die Zeitmessmatte. Startnummer mit Chip: So etwas gibt es auch beim Köln-Marathon. Die Zeitnahme war professionell, und wenige Augenblicke nach dem Zieleinlauf tauchte die individuelle Laufzeit in der Ergebnisliste auf.

Abends konnten bereits die Urkunden ausgedruckt werden. Aber es gab keinen Massenstart: Gelaufen wurde in Abständen von 30 Sekunden oder einer Minute. Ansonsten wäre es zu eng im Treppenhaus geworden.

Die Zeit stand für die meisten Starter bei der Veranstaltung nicht im Mittelpunkt: Es ging vielmehr um die gute Sache. Der Erlös des Laufs geht zur Hälfte an den Förderverein des Evangelischen Krankenhauses sowie an den Förderverein von Round Table 215 zur Unterstützung sozialer Projekte in der ganzen Region.

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