Nach langer Zeit konnten Besucher das ehemalige Ausflugslokal wieder besichtigen.
Seit Jahrzehnten geschlossenExklusiver Einblick in Haus Felsenkeller in Altenberg
Aufwendig gestaltet ist die Saaldecke, unter der einst rauschende Fest gefeiert worden sein mögen. Doch das ist Jahrzehnte her. Denn die Zeiten, da Haus Felsenkeller in Altenberg ein Ausflugslokal war, sind lange her.
Umso größer war das Interesse, am Tag des offenen Denkmals einen Blick hinter die Fachwerkfassade des Hauses werfen zu können, das den Platz hinter dem barocken Torbogen gegenüber dem Altenberger Dom dominiert. Das Gebäude, erbaut in direkter Blickachse zu Tor und Westfenster des Domes, ist zwar in die Jahre gekommen, zeigt aber noch deutlich seine einstige Pracht.
Der Erbauer war durch den Altenberger Dom wohlhabend geworden
Erbauer Robert Keller, der durch seine Beteiligung und Arbeiten beim Aufbau des Altenberger Domes regional bekannt und wohlhabend wurde, errichtete es als Ausflugslokal. Dabei sollte sein „Gebäude in Beziehung zur gesamten Raum- und Ortskomposition des Umliegenden“ stehen: dem Felsenkeller im Haus, dem mächtigen Dom gegenüber und der Kronprinzengrotte, deren Reste sich auch heute noch oberhalb des Baus an der Felsenkante finden.
Als der preußische Kronprinz Wilhelm die Gelder zum Wiederaufbau der bei einem Brand 1815 teilweise zerstörten ehemaligen Klosterkirche freigab, legte er damit auch den „Grundstein zur Wiedererrichtung des Raumkonzepts an bemerkenswertem Ort“.
Die Ausstattung des Hauses in Altenberg war „sündhaft teuer“
Den Bau des Felsenkellers unterstützte die preußische Reichsregierung ebenfalls, davon zeugen nicht zuletzt die „zur damaligen Zeit sündhaft teuren Bodenfliesen von Villeroy und Boch im Eingangsbereich, mit heraldischen Elementen wie Lilien und stilisiertem, preußischem Adler“, erläuterte Oskar Wache, der am Tag des offenen Denkmals durch das Gebäude führte.
„Gebaut wurde das Haus wahrscheinlich zwischen 1880 und 1900, in der Zeit kurz nach Gründung des Deutschen Kaiserreiches. Ganz genau lässt sich das heute nicht mehr sagen“, so Wache. Detailliert beleuchtete der Doktorand den geschichtlichen Kontext, die Intentionen des „autodidaktisch begabten“ Bauherrn und architektonische Aspekte des lichtdurchfluteten Baus, der in drei Bauabschnitten entstand und ein vorher dort vorhandenes bergisches Schieferhaus ersetzte.
Der Erbauer hat die Fertigstellung des Ausflugslokals nicht mehr erlebt
Die „irgendwann nach 1866“ gebaute Pferdeumspannstation an der rechten Seite des Felsenkellers ist der älteste Teil, dann folgten das südliche Giebelhaus und seine Lauben. Erst danach, bereits von der Witwe Keller, wurde das mittige Traufhaus renoviert oder neu gebaut. 1900 verstorben, hat der Erbauer die endgültige Fertigstellung des Ausflugslokals, „seines Felsenkellers“, nicht mehr erlebt.
Sein Bestreben, eine Verbindung zum Dom, dem Historismus, der Neogotik und Sakralem zu schaffen, spiegeln sich jedoch bis heute wider, auch wenn Keller mit der Architektur des Hauses eine klare Betonung auf die Horizontale und damit einen bewussten Gegensatz zur eigentlichen neugotischen Philosophie der Vertikalen geschaffen hat.
Die Tür des Felsenkellers bleibt verschlossen
Als Besitzer eines Eichenwaldes an der Neschener Straße sowie eines eigenen Sägewerkes mögen ihn Gedanken der Nachhaltigkeit beeinflusst haben, das Obergeschoss in Fachwerkbauweise zu errichten. Dass dieses im fränkischen und nicht bergischen Stil geschah, ist seiner zufälligen Bekanntschaft mit einem fränkischen Zimmermann auf Wanderschaft durch Altenberg geschuldet, den Keller kurzerhand mit den Arbeiten beauftragte.
Im Inneren des Hauses, gleich gegenüber vom Eingangsportal, liegt die Türe zum Felsenkeller. Nur kurz können die Besucher ein Blick in die ehemalige Schänke, allerdings neuzeitlich renoviert, werfen. Das Obergeschoss, einst von Gästen des Lokals zum Verweilen oder für große Festivitäten genutzt, folgt dem „mittelalterlich gotischen Raumkonzept“.
Das Haus in Altenberg soll saniert werden
Durch Räume mit niedrigen Decken gelangt man in den Hauptteil und ist beeindruckt von einem rund fünf Meter hohen Festsaal. Farbige Deckenmalereien zeigen die Wappen der Zisterzienser-Äbte und schaffen so eine weitere Verbindung zum ehemaligen Kloster und dessen Abtei-Kirche, dem heutigen Altenberger Dom.
Das ehemalige Ausflugslokal mit zehn Hotelzimmern wurde in jüngerer Zeit jahrelang als Wohnhaus genutzt, im vergangenen Jahrhundert mehrfach, in wenig denkmalgerechtem Sinne renoviert und zuletzt durch das Starkregenereignis 2021 stark in Mitleidenschaft gezogen. Doch die Ideen von Robert Keller, Blickachsen herzustellen, Zusammenhänge aufzuzeigen, Gegensätzliches zu verstärken und „das Sakrale in das Weltliche hineinzutragen“ so Wache, sind heute so greifbar wie vor einem guten Jahrhundert.
Immer noch in Familienbesitz, möchten die Eigentümer das Haus in alter Pracht auferstehen lassen: „Anfragen zur Nutzung gibt es viele, von Gastronomie bis zur Kunstszene - aber davor steht eine umfassende Sanierung und unter denkmalschutzgerechten Aspekten“, so Wache. Mit Blick auf die erlittenen Wasserschäden 2021, sowie die vielen kleineren und größeren Blessuren, die der Felsenkeller im Laufe der Zeit davongetragen hat, darf man mit den Eigentümern hoffen, dass hier keine Jahrhundertaufgabe wartet.