Rhein-Erft-Kreis/Nörvenich – Während die Klimaschutzaktivisten mit ihren Aktionen ohne große Mühe nicht selten tausende Menschen mobilisieren, ist es um die einstmals ebenfalls ganz große Friedensbewegung ruhig geworden. So werteten es die vier regionalen Initiativen, die am Samstag zum Protest gegen Atomwaffen im Allgemeinen und das in diesen Tagen anlaufende Nato-Manöver „Steadfast Noon“ im Besonderen aufgerufen hatten, schon als Erfolg, dass knapp 150 Menschen vom Nörvenicher Ortskern zum nahen Fliegerhorst marschierten.
Schon 1983 dabei
Nicht wenige Hände gingen hoch, als die in Düren tätige evangelische Pfarrerin Susanne Rössler bei der Auftaktkundgebung am Nörvenicher Schloss fragte, wer denn schon im Oktober 1983 bei der legendären Bonner Demo dabei gewesen sei. Rund 500 000 Menschen hatten sich damals im Hofgarten versammelt, um gegen Atomaufrüstungspläne der Nato zu protestieren. Der Chor ist im Gegensatz zu den Gefahren des atomaren Wettrüstens zwar kleiner geworden, doch die Lieblingsparole von damals wurde auch am Samstag aus tiefer Überzeugung immer wieder angestimmt. „Frieden schaffen ohne Waffen“, riefen Menschen aus dem Umfeld der christlich-ökumenischen Friedensbewegung Pax Christi in Eintracht mit Leuten aus dem linken und dem linksradikalen Spektrum.
Hiesige Unterstützung kam unteren anderem von der Rhein-Erft-Linken und dem Kreisverband der sozialistischen Jugend „Die Falken“. Der Protest galt einerseits dem Nato-Geheimmanöver „Steadfast Noon“, von dem die breite Öffentlichkeit nur wissen darf, dass es stets in der zweiten Oktoberwoche stattfindet, dass dort unter Einsatz von Attrappen der Umgang mit Atomwaffen geübt wird und dass spätestens seit 2020 wohl auch das Nörvenicher Luftwaffengeschwader beteiligt ist.
Verlagerung von Jagdbombern
Zweitens richtete sich die Aktion gegen die für 2022 geplante Verlagerung von 24 Tornado-Jagdbombern von dem in Modernisierungsarbeiten befindlichen Eifel-Stützpunkt Büchel nach Nörvenich. Dagegen regt sich auch in den angrenzenden Kommunen Widerstand. So hat sich der Kerpener Stadtrat auf Anregung der Grünen beim Petitionsausschuss des Bundestages beschwert. Dass es dabei aber vor allem um Fluglärm geht, ist den Friedensbewegten viel zu kurz gegriffen. In unterschiedlichen Facetten forderten sechs Rednerinnen und Redner unter anderem den Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland, den Beitritt des Staates zum Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen und den Stopp aller atomaren Aufrüstungsprogramme.
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Tief enttäuscht zeigte man sich darüber, dass die Verteidigungspolitik in den laufenden Sondierungsgesprächen kaum eine Rolle spiele. Hier pocht die Bewegung auf konkrete Abrüstungsschritte und eine Umgestaltung der Bundeswehr hin zu einer Truppe, deren Hauptaufgabe das Retten von Menschen sein müsse.