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FirmengeschichteWarum Haribo aus Bonn wegging und die Stadt dennoch „Heimat“ bleibt

Lesezeit 6 Minuten
So sahen die ersten Lieferfahrzeuge des Süßigkeitenherstellers Haribo aus – natürlich mit Bonner Kennzeichen.

So sahen die ersten Lieferfahrzeuge des Süßigkeitenherstellers Haribo aus – natürlich mit Bonner Kennzeichen.

Haribo gehört heute zu den größten Süßigkeitenproduzenten weltweit. Über den Wandel zum Industriegiganten und die frühen Anfänge in Bonn.

Die ersten Gummibärchen von Haribo kamen 1922 auf den Markt. Damals hießen die Süßigkeiten aus Fruchtgummi noch Tanzbären. Im inflationsgeschüttelten Deutschland kosteten sie damals nur einen Pfennig.

Seitdem hat sich viel verändert, viele Produkte sind hinzugekommen, aber auch das Unternehmen Haribo hat sich in den Jahrzehnten stark gewandelt. Hier eine kleine Übersicht über die Geschichte von Haribo und die wichtigsten Fakten über das Unternehmen aus Bonn.

Haribos Verbundenheit zu Bonn im Markennamen verewigt

Die Verbundenheit des Süßigkeitenproduzenten Haribo zu Bonn ist auch vielen Menschen bekannt, die selber vielleicht nicht aus der Region stammen.

Schon durch seien Namen ist Haribo unzertrennlich mit der ehemaligen Bundeshauptstadt verknüpft. Tatsächlich ist der Markenname nämlich nichts anderes als die Zusammenstellung des Namen des Gründungsvaters und des Stadtnamens: HAns RIegel BOnn.

Erste Gummibärchen aus der Hinterhof-Waschküche in Bonn

Die Verknüpfung kommt nicht von Ungefähr. Der Haribo-Gründer Hans Riegel wurde 1893 in Friesdorf bei Bonn geboren. Schon früh wollte Riegel dem Geheimnis von Süßigkeiten auf den Grund gehen, lernte Bonbon-Kocher und wurde Teilhaber der Firma Heinen & Riegel.

Eine Malerei zeigt die Hinterhofwaschküche, in der Hans Riegel seine ersten Haribo-Süßigkeiten produziert hat.

Eine Malerei zeigt die Hinterhofwaschküche, in der Hans Riegel seine ersten Haribo-Süßigkeiten produziert hat.

In einer Hinterhof-Waschküche experimentierte der junge Hans Riegel mit der Produktion von Süßwaren. Mit einfachsten Mitteln. Als er am 13. Dezember 1920 die Firma Haribo gründete und ins Register eintragen ließ, hatte der für die Herstellung lediglich einen Sack Zucker, eine Marmorplatte, einen Hocker, einen Herd mit Kupferkessel und eine Walze. So zumindest die Legende.

Haribo wächst in rasantem Tempo

Was Hans Riegel aber mit diesem bescheidenen Experimentarium ins Leben ruft, zauberte wohl schon damals Entzücken in die Gesichter von Groß und Klein. Die Nachfrage stieg so rasant, dass 1923 die ersten Transportwagen angeschafft werden mussten, um die Lieferungen abdecken zu können.

Bis dahin lieferte Ehefrau Gertrud die Tagesproduktion noch mit dem Fahrrad an die Kunden aus. Ab sofort übernahm das Oldsmobile, natürlich mit passenden Werbeschildern ausgestattet. Darauf zu sehen nicht nur das Bonner Kennzeichen, sondern auch die enorme Palette an Süßigkeiten, die Riegel in den kommenden Jahren erfand. Neben den wegweisenden Goldbären prangten auf den Fahrzeugen auch bereits das bis heute beliebte Haribo-Konfekt.

Haribo-Geschichte hier auch im Video auf Youtube:

Es folgte der zweite Grundstein des Haribo-Erfolgs: Die Lakritzproduktion. Lakritzstangen mit Haribo-Schriftzug, die Schwarzbären, quasi die Brüder der Goldbären, und natürlich die bis heute weltbekannte Lakritzschnecke.

Haribo mit Rekordumsätzen und Produktionsstätten weltweit

Heute ist Haribo längst ein Global Player mit einem geschätzten Jahresumsatz von rund drei Milliarden Euro. In mehr als 120 Ländern werden die Gummibärchen von Haribo mittlerweile vertrieben.

Auch Produktionsstätten finden sich inwzischen auf der ganzen Welt, nicht nur in Bonn, Solingen oder Grafschaft. Längst gibt es Werke in Frankreich, Spanien, Österreich, in den Niederlanden oder der Türkei.

Die Brüder Paul und Hans Riegel in ihrem Büro bei Haribo im Jahr 1950.

Die Brüder Paul und Hans Riegel in ihrem Büro bei Haribo im Jahr 1950.

Ein erstes Haribo-Werk wurde 2023 auch in den USA eröffnet. Eine Investition, für die das Unternehmen eigenen Angaben zufolge satte 300 Millionen Dollar hinblätterte. Demnach war das die größte Investition in ein einzelnes Projekt in der Firmengeschichte.

Warum Haribo aus Bonn weggezogen ist

Ein schwerer Schritt, wenn auch bei Weitem nicht so kostspielig, dürfte hingegen der Weggang aus Bonn gewesen sein. Der Umzug erfolgte im Mai 2018. Die Entscheidung hat sich die Firmenleitung unterdessen nicht leicht gemacht.

Bereits 2005 wurde erstmals in der Öffentlichkeit über die Pläne des Unternehmens spekuliert. Über zehn Jahre später erfolgte dann erst die Umsiedlung und am 2. Mai 2018 wurde der neue Haribo-Hauptsitz in Grafschaft eröffnet.

Haribo spricht von Bonn weiter als seiner „Heimat“

„Ein großer Schritt für uns und für Haribo und ein weiterer, wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens“, erklärte damals Hans Guido Riegel, Nachfahre des Firmengründers und heutiger Leiter des Unternehmens, und fügte schweren Herzens hinzu: „Bonn wird für immer ein Teil von Haribo bleiben.“

Das Foto aus den 1950er-Jahren zeigt das alte Haribo-Werk in Bonn.

Das Foto aus den 1950er-Jahren zeigt das alte Haribo-Werk in Bonn.

Auch in einer Mitteilung betonte Haribo die Nähe des neuen Hauptsitzes zur „Heimat Bonn“. Tatsächlich ist das rheinland-pfälzische Grafschaft nur rund 25 Kilometer von Bonn entfernt. Zudem stand auch damals schon fest, dass die Gründungsstadt einer von insgesamt fünf Produktionsstandorten in Deutschland bleiben solle.

Welche Ziele Haribo mit der Verlegung nach Grafschaft verknüpft

Neben dem neuen Hauptsitz befindet sich in Grafschaft auch die größte Fabrik von Haribo. Durch die Verlegung des Sitzes nach Grafschaft konnte Haribo auch die räumlichen Anforderungen für die Produktion, die Lagerung und den Versand von Süßwaren besser erfüllen. In Bonn war auf lange Sicht einfach zu wenig Platz.

Das Haribo-Werk mit neuem Firmensitz in Grafschaft.

Das Haribo-Werk mit neuem Firmensitz in Grafschaft.

Darüber hinaus bot der Standort in Grafschaft auch eine gute Infrastruktur, darunter Straßen- und Schienenanbindungen, was den Transport von Rohstoffen und Fertigprodukten erleichterte. Diese Verlagerung ermöglichte es Haribo, seine Produktions- und Lieferkapazitäten zu steigern und die Kundennachfrage besser zu bedienen.

So viele Gummibärchen produziert Haribo am Tag

Nicht zuletzt durch den ständigen Ausbau der Kapazitäten ist Haribo zu einem der größten Süßigkeitenhersteller weltweit gewachsen. Es ist schwierig, eine genaue Zahl für die tägliche Produktion bei Haribo anzugeben, da dies von vielen verschiedenen Faktoren abhängt, etwa der Produktionslage, der Nachfrage und den aktuellen Produktionsplänen des Unternehmens.

Haribo-Süßigkeiten haben inzwischen eine breite Vielfalt werden längst auf der ganzen Welt verkauft.

Haribo-Süßigkeiten haben inzwischen eine breite Vielfalt werden längst auf der ganzen Welt verkauft.

Es wird jedoch geschätzt, dass Haribo weltweit rund 160 Millionen Goldbären pro Tag produziert. Dahinter stehen etwa 7000 Mitarbeitende in 16 Produktionsstandorten in zehn Ländern auf der ganzen Welt.

Wo bietet Haribo Werksverkauf an?

„Für die Herstellung von Haribo-Produkten gelten extrem hohe und international genormte Hygiene- und Qualitätsstandards“, schreibt das Unternehmen auf seiner Website. Und weiter: „Das heißt leider aber auch, dass zum Schutz der gesamten Produktions- und Abfüllprozesse keine Besuchergruppen durch die Fabrikhallen geführt werden dürfen.“

Einen Werksverkauf bietet Haribo unterdessen an einigen ausgewählten Standorten an. So etwa in Solingen, wo Kundinnen und Kunden die Möglichkeit haben, verschiedene Haribo-Produkte direkt vom Werk zu kaufen.

Ebenso gibt es in Bonn, dem ehemaligen Hauptsitz und der Heimat des Unternehmens, einen Werksverkauf für die Kundschaft. Wer nach Werksverkäufen an anderen Standorten sucht, dem wird empfohlen, sich auf der offiziellen Haribo-Website zu informieren.

Tradition bei Haribo: Tauschaktion Kastanien gegen Süßigkeiten

Eine lange Tradition hat inzwischen die Haribo-Tauschaktion Kastanien gegen Süßigkeiten. Bereits 1936 rief Firmengründer Hans Riegel erstmals die Kinder in seiner Nachbarschaft in Bonn dazu auf, Kastanien zu sammeln und sie im Tausch gegen Haribo-Süßigkeiten vorbeizubringen.

Lange Schlangen auf dem Haribo-Werksgelände bei der Kastanienaktion in Grafschaft.

Lange Schlangen auf dem Haribo-Werksgelände bei der Kastanienaktion 2023 in Grafschaft.

Inzwischen ist die Aktion längst zu einem jährlichen Großevent geworden. Erst 2023 wurde der neue Haribo-Rekord aufgestellt: In diesem Jahr wurden so viele Kastanien abgegeben wie noch nie zuvor. Stolze 270 Tonnen Kastanien und zusätzlich 22 Tonnen Eicheln brachten Sammlerinnen und Sammler demnach bei Haribo in Grafschaft auf die Waage.

Wozu braucht Haribo die Kastanien?

In den Anfangszeiten verwendete Hans Riegel die Kastanien und Eicheln noch für ganz private Zwecke. Damals fütterte der Haribo-Gründer mit den Waldfrüchten nämlich Rehe und andere Wildtiere in seinem Wildgehege in Bonn.

Heute werden die Kastanien und Eicheln an Wildfreigehege in ganz Deutschland und Österreich verteilt, wo sie den Tieren als Winterfutter dienen.

Die Tauschaktion führt Haribo jedes Jahr im Herbst durch. Über die genauen Termine informiert das Unternehmen frühzeitig über seine Website.