AboAbonnieren

ExpertentippsWie sich Troisdorfer vor Starkregen schützen können

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Barrieren gegen Hochwasser stellten die Abwasserbetriebe Troisdorf vor der Halle vor.

Troisdorf – Tief Bernd sorgte im Juli 2021 für die Katastrophe im Ahrtal und der Eifel, aber auch in Troisdorf waren die Kanäle und Regenrückhaltebecken voll. Bis zu 107 Liter Regen kamen auf einen Quadratmeter. „Wir müssen uns alle bewusst sein, dass die Kanäle Regenmengen wie im Ahrtal nicht aufnehmen können“, sagte André Baade vom Abwasserbetrieb Troisdorf (ABT). „Was kann ich tun?“, war denn auch die zentrale Fragestellung bei einer Informationsveranstaltung des ABT in der Stadthalle.

Einiges, lautete die Antwort von Burkhard Bröhl, Berater für Grundstücksentwässerung beim Abwasserbetrieb. Das beginnt beim Entsiegeln von Flächen auf dem eigenen Grund und Boden, damit der Regen so weit wie möglich versickern kann. Eine Dachbegrünung hält bis zu 80 Prozent des Regens erst einmal zurück, eine Ableitung des Wassers in tiefer liegende Blumenbeete, in Regentonnen, Erdtanks oder Zisternen entlastet das Kanalsystem ebenfalls.

Experte bei Termin in Troisdorf: Rückstauschutz ist „das A und O“

„Regenwasser muss nicht in den Kanal“, appellierte Bröhl an die Zuhörer der gut besuchten Veranstaltung – schon gar nicht, um dann mit teurem Trinkwasser zu gießen, wenn Regen ausbleibt.

Um Schäden zu vermeiden, ist nach Auskunft des ABT der Rückstauschutz „das A und O“: Ist der Kanal nämlich voll, kann das Wasser durch Abfluss und Toilette nach oben gedrückt werden und den Keller überfluten. Werden Oberflächen überflutet, sind Kellertreppen und Lichtschächte gefährdet. Wer am oberen Ende der Kellertreppe eine zusätzliche Stufe anbringt, Haustüren und Souterrainfenster mit einer kleinen Kante schützt, kann das Wasser draußen halten. Ein „Buckel“ in der Hauseinfahrt hält die Flut auf der Straße, besonders gefährdet sind dagegen Kellergaragen mit steilen Rampen.

Zuvor hatte Meteorologe Karsten Brandt, der auch in Troisdorf eine Wetterstation unterhält, über die Entwicklung von Extremwetterlagen informiert. „Tief Bernd war meteorologisch wenig überraschend“, sagte er. „Man sah auf dem Radar, es wird katastrophal.“ Nur das Verständnis für die Wetterdaten habe vielerorts gefehlt. Schwierig bis unmöglich sei aber, die Häufigkeit solcher Extreme vorherzusagen. „Sie haben Jahrzehnte gar nichts“, sagte er, „und plötzlich kommt’s.“

Experte empfiehlt genauen Blick aufs eigenen Grundstück

Derartige Großereignisse seien statistisch nicht zu fassen. Wohl aber sei eine Zunahme in den vergangenen 15 Jahren erkennbar: Zwischen 2007 und 2022 stieg die Zahl der Tage mit Starkregen in der Region von 16 auf 19. Für Brandt ist es keine Frage, dass die steigenden Durchschnittstemperaturen dazu beitragen. „Ein Grad Erwärmung bringt eine Zunahme von sechs Prozent mehr Wasserdampf in die Atmosphäre“ – Wasser, das auch wieder abregnet.

Das könnte Sie auch interessieren:

Einen gründlichen Blick auf das eigene Grundstück empfahl Brandt den Zuhörern: „Wo kommt Wasser her, was könnte es anrichten?“ Er habe immer zwei Sandsäcke in der Garage. Pumpen sollten regelmäßig getestet werden.

Seine dringende Warnung: „Fließendes Wasser ist das Gefährlichste“, schnell könne man auch bei geringer Wasserhöhe den Halt verlieren. Und: „Es wird rasant wärmer“, mahnte er. Schon jetzt verdunste mehr Wasser, als Niederschlag falle. Klimatisch betrachtet sei Troisdorf in den vergangenen wenigen Jahrzehnten um 800 bis 900 Kilometer nach Süden „gewandert“.