Köln – Auf dem Trainingsplatz des 1. FC Köln ging es am Mittwoch ruhiger zu als sonst. Der lautstarke Trainer („Meistens brülle ich“) fehlte aus familiären Gründen. Steffen Baumgart verabschiedete in Berlin seine jüngste Tochter, die ein Jahr lang eine Schule in Australien besuchen wird, wie er in einem Podcast verriet.
Donnerstag wird Baumgart die Einheit wieder leiten. Und der Kampf um die Plätze geht neun Tage vor dem Pflichtspielauftakt im Pokal bei Zweitligist Regensburg ( 30. Juli, 15.30 Uhr) in die entscheidende Phase.
Die letzte Möglichkeit, sich in einem Test zu zeigen, haben die Profis Freitag in Troisdorf, wenn der FC seine Generalprobe gegen Ehrendivisionist NEC Nimwegen bestreitet. Lizenzspielerleiter Thomas Kessler ist mit der Vorbereitung bis dato sehr zufrieden. Sie sei noch intensiver als vor einem Jahr, da viele Spieler bereits die Abläufe und Spielidee kennen würden. „Ich sehe uns gut gerüstet“, sagt Kessler.
Der Kampf um die Plätze: Wir beleuchten, wer in der 4-1-3-2-Grundordnung die Nase vorn hat.
Tor
Marvin Schwäbe bleibt die Nummer eins. Der 27-Jährige wird in der Bundesliga und in den Playoffs zur Conference League im Tor stehen. Der langjährige Stammkeeper Timo Horn bleibt vorerst der Herausforderer und darf sich im DFB-Pokal beweisen – wenn er denn bleibt. Aber danach sieht es stark aus.
Abwehr
Hinten rechts ist Benno Schmitz erste Wahl – auch wenn Kingsley Ehizibue aufholen konnte. In der Innenverteidigung führt kein Weg an Timo Hübers vorbei, neben ihm dürfte erneut Luca Kilian auflaufen. Der 22-Jährige war aber angeschlagen und ist noch nicht in Bestform, Jeff Chabot lauert auf seine Chance. Kapitän Jonas Hector spielt immer, wenn er fit ist. Bei Baumgart favorisiert auf der Linksverteidiger-Position. Dort und in der Innenverteidigung kann auch Neuzugang Kristian Pedersen agieren.
Mittelfeld
Auf der Sechser-Position ist Ellyes Skhiri gesetzt. Sein Verbleib ist aber offen. Neuzugang Eric Martel verfügt über tolle Anlagen und ist so etwas wie der Kronprinz. Auch Hector und der vielseitige, aber noch angeschlagene Dejan Ljubicic sind auf der Position eine Option.
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Im Zentrum plant Baumgart erneut mit Mark Uth, Ondrej Duda gilt als Wechselkandidat. Auf den Außenpositionen ist der Konkurrenzkampf größer: Florian Kainz ist auf der Linksaußenpositionen am wertvollsten, da der FC rechts gleich drei Optionen hat: Jan Thielmann ist wieder fit und ist wohl vor Neuzugang Linton Maina und Kingsley Schindler gesetzt. Links ist auch Ljubicic eine Möglichkeit.
Sturm
Anthony Modeste war 2021/22 mit 20 Treffern die Kölner Lebensversicherung. Doch erneut hat der 34-jährige Franzose mit seinem Abschied kokettiert. Von dem geht beim FC bisher keiner aus. Doch wird Modeste gar noch zu einem Thema bei Bayern oder beim BVB, die Backups nach dem Weggang von Robert Lewandowski und der Erkrankung von Sebastien Haller suchen? Kessler verweist solche Gedankenspiele noch ins Reich der Fabeln: „Sowohl Hasan Salihamidžić als auch Sebastian Kehl haben Christian Kellers oder meine Nummer. Wenn sie Interesse haben, sollen sie sich melden. Bisher gibt es da aber nichts.“
Und wer stürmt neben Modeste? Derzeit spricht einiges für den 20-jährigen Tim Lemperle, der überzeugte und vor allem fit ist. Der vielseitige Neuzugang Sargis Adamyan hat körperlich Nachholbedarf, auf Sicht aber auch gute Karten. Der neue Mittelstürmer Steffen Tigges war bereits vor einem Jahr Baumgarts Wunschspieler, doch nach seiner Sprunggelenksfraktur ist er gerade erst komplett ins Mannschaftstraining eingestiegen. Außenseiterchancen hat Florian Dietz.
Sebastian Andersson spielt in den Planungen so gut wie keine Rolle mehr und darf den Klub verlassen – trotz Vertrags bis 2023 wohl zum Nulltarif, da sich der FC so das Gehalt des Schweden von rund zwei Millionen Euro sparen könnte. Kessler: „Steffen hat Sebastian relativ deutlich gesagt, dass es für ihn schwer wird. Der Spieler wird sich sicher Gedanken um seine Zukunft machen.“