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FC-Sportchef Keller„Wir wollen und können, aber müssen nicht weiterkommen“

Lesezeit 4 Minuten
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FC-Sportchef Christian Keller

Köln – Christian Keller ist ein freundlicher Mensch, der gerne lacht. Der dazu noch eloquent ist. Doch wirklich freudige Nachrichten waren es nicht, die der Geschäftsführer des 1. FC Köln am Dienstag am Geißbockheim zu verkünden hatte – trotz netter Verpackung: Schlüsselspieler Mark Uth wird operiert und fällt noch weitere Wochen aus. Für die Wechselkandidaten Sebastian Andersson und Ondrej Duda gibt es rund eine Woche vor dem Ende der Transferperiode weiter keine Abnehmer.

Auch der angepeilte Transfer von Kingsley Ehizibue zu Udinese Calcio ist (noch) nicht perfekt, der Niederländer trainierte am Dienstag wieder beim FC mit. Und der finanziell angeschlagene Bundesligist plant nicht, selbst noch mal auf dem Transfermarkt aktiv zu werden.

Auf die Grundstimmung beim FC haben diese Nachrichten allerdings keinen großen Einfluss, sie scheint überwiegend gut zu sein. Mit dem Bundesligastart, fünf Punkten nach drei Spielen, davon zwei Remis bei den Champions-League-Teilnehmern Leipzig und Frankfurt, ist nicht nur Keller zufrieden. Das Pokal-Aus beim Zweitligisten Regensburg ist zwar noch im Hinterkopf und hat finanzielle Auswirkungen, doch bei Mannschaft und Stab überwiegen bisher die positiven Aspekte der jungen Saison.

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Das könnte sich allerdings ändern, sollte der FC seiner Favoritenrolle nicht gerecht werden und bereits in den Playoffs zur Conference League beim Féhervár FC scheitern. Die Kölner reisen am Mittwoch mit der Hypothek einer unerwarteten 1:2-Heimniederlage nach Ungarn. Es steht am Donnerstag (19 Uhr, RTL +) viel auf dem Spiel, nicht nur sportlich, sondern auch finanziell.

Doch um beim Außenseiter das Ruder noch herumzureißen, darf der FC keinesfalls die Fehler vom vergangenen Donnerstag wiederholen. Man habe im Hinspiel zwar losgelegt wie die Feuerwehr, doch die frühe Rote Karte gegen Jeff Chabot und die folgenden beiden Gegentreffer habe das Team aus dem Konzept gebracht, so Keller. „Das Spiel am Schluss zu verlieren, war dennoch ärgerlich. Aber wir haben immer noch die Chance, das zu drehen“, gab sich der Sportchef zuversichtlich. Man habe zwar die besser besetzte Mannschaft, doch man müsse eben auch die Lehren aus dem Hinspiel ziehen.

„Die wichtigste Lehre ist, die Erwartungshaltung in einem vernünftigen Maß zu halten. Ich hatte vor dem Hinspiel den Eindruck, wir denken, wir spielen das Champions-League-Finale und müssen unbedingt den Grundstein legen, um in die Gruppenphase einzuziehen, weil jeder es unbedingt wollte. Das hat auch ein Stück weit gehemmt. Wir müssen gar nichts. Wir wollen und wir können in die Gruppenphase, aber wir müssen nicht“, befand Keller und hofft auf mehr Leichtigkeit. Eine Aussage, die nicht unbedingt jeder teilen dürfte.

Keine weiteren Neuzugänge mehr geplant

Denn ein Scheitern der Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart hätte durchaus Folgen: für die Stimmung in und um den Klub, die Finanzen, die Reputation. Doch ganz gleich, ob der FC weiter europäisch spielt oder nicht, auf dem Transfermarkt will er nicht mehr aktiv werden. „Wir haben die Entscheidung getroffen, dass wir unserem Kader vertrauen. Wir sind der Meinung mit Steffen Tigges, Sargis Adamyan und Florian Dietz auf etwaige Abgänge bereits vorgebaut zu haben. Wir sehen uns da ordentlich aufgestellt“, meinte Keller.

Auf Mark Uth wird der FC in der Offensive dagegen vorerst weiter nicht bauen können. Uth, der seit dem Pokal-Aus in Regensburg verletzt ausfällt, wird sich nun einer Operation am Schambein unterziehen. „Bei Mark wissen wir jetzt, woher die Schambeinprobleme kommen“, sagt Keller. Die OP sei nicht weiter tragisch: „Wenn es gut läuft, rechnen wir schon damit, dass er in drei, vier Wochen wieder zur Verfügung steht.“ Am wahrscheinlichsten scheint indes eher, dass der Offensivspieler nach der einzigen Länderspiel-Pause vor der WM dann Anfang Oktober sein Comeback gibt.

Im Gegensatz zu Uth stand am Dienstag ein Spieler auf dem Trainingsplatz, mit dessen Anwesenheit viele nicht mehr gerechnet hatten: Kingsley Ehizibue. Laut Medienberichten hätte der Niederländer bereits am Montag einen Medizincheck bei Udinese Calcio absolvieren sollen. Von einem Vertrag bis 2026 und einer Ablöse von rund 1,5 Millionen Euro war die Rede. Doch offenbar gibt es zwischen Köln und Udine noch einiges zu klären. „Es gab diese Anfrage, er wollte sich das vor Ort mal anschauen. Ob sich jetzt daraus etwas entwickelt, werden wir sehen“, sagte der FC-Sportchef.

Offen ist die Situation auch bei Sebastian Andersson und Ondrej Duda. Dem Wechselwunsch des Schweden werde man im Fall der passenden Konditionen zustimmen, sagt Keller: „Die gab es aber bis dato nicht. Möglichkeiten gab es viele. Deutlich mehr als die, über die berichtet wurde.“ Bei Duda gibt es diese offenbar nicht, der Slowake jedenfalls sei an ihn noch nicht konkret herangetreten, berichtete Keller. Am 31. August schließt das Transferfenster.