2022 lief das Weihnachtsgeschäft von Handel und Gastgewerbe erneut durchwachsen. Dabei gibt es jedoch innerhalb der Branchen große Unterschiede – und auch Profiteure.
Gefälle zwischen Großstadt und GemeindeSo unterschiedlich lief das Weihnachtsgeschäft für Händler
Zwei Jahre lang bremste die Corona-Pandemie das Weihnachtsgeschäft von Handel und Gastronomie: 2020 brachte der Mitte Dezember verhängte Lockdown Weihnachtseinkäufe jäh zum Erliegen, Restaurants hatten bereits Anfang November schließen müssen. 2021 prägten 2G-Beschränkungen, die Schnelltests und Impfnachweis erforderlich machten, das Geschäft.
2022 sollte eigentlich alles besser werden – doch es kam anders. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise sowie die Inflation belasten Wirtschaft und Privathaushalte. Und so lief die sonst umsatzstärkste Zeit des Jahres im stationären Handel und der Gastronomie auch 2022 durchwachsen.
„Die Corona-Maßnahmen der vergangenen Jahre sind weg, aber die Umsätze sind trotzdem nicht gestiegen“, sagt Jörg Hamel, Geschäftsführer des Handelsverbands in der Region Köln, Aachen und Düren. „Die wenigsten sagen, dass ihr Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr besser gelaufen ist als 2021. Für die meisten lief es entweder schlechter oder auf gleichem Niveau.“ Das sei für viele Händler nach den vergangenen Monaten schon zufriedenstellend. „Denn es wurde noch Schlimmeres erwartet.“
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Spürbares Stadt-Land-Gefälle im Handel
Je nach Warengruppe und Standort sei das diesjährige Weihnachtsgeschäft sehr unterschiedlich verlaufen. „Wir konnten feststellen, dass es ein Stadt-Land-Gefälle gab“, sagte Hamel mit Blick auf die Frequenzen: Große Städte mit aufwendigen Weihnachtsmärkten hätten viele Besucher angezogen, was sich auch für den Einzelhandel auszahlte. „Die Menschen wollten nach der Pandemie wieder auf Weihnachtsmärkte gehen“, so Hamel. „Köln und Aachen hatten immer hohe Frequenzen, die Unternehmen in zentralen Lagen waren zufrieden.“
Für Händler in kleinen und mittelgroßen Städten lief es dagegen deutlich schlechter. Anfang Dezember klagten sie, sie hätten „noch nie ein so schlechtes Wochenende im Advent erlebt“, so Hamel. „Und das, während es in den großen Städten super lief.“
In der Pandemie profitierten kleine Standorte
Damit kehrt sich ein Pandemie-Trend wieder um. In Zeiten besonders hoher Inzidenzen hatten kleinere Städte davon profitiert, dass sich viele Menschen zum Einkaufen nicht weit von ihrem Wohnort entfernen wollten und große Menschenansammlungen mieden.
Auch beim Blick auf die unterschiedlichen Handelsbranchen zeigte sich eine Trendverschiebung: Während Elektrofachhändler in der Pandemie stark von der Nachfrage nach Heimelektronik profitierten, ist die Nachfrage dort derzeit sehr verhalten, Händler sprechen von einer „Bauchlandung“. Dafür verzeichnen Parfümerien deutlich mehr Zulauf, auch Spielwarengeschäfte sind gefragt.
Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auf
Hamel warnt, dass die derzeitigen Entwicklungen im Handel außerdem eine größere Spreizung der Schere zwischen Arm und Reich zeige: So hätten viele Verbraucherinnen und Verbraucher vor Weihnachten konkret nach preiswerten Weihnachtsgeschenken gesucht. Auf der anderen Seite des Spektrums boomten die Verkäufe von Luxusherstellern.
Der HDE-Geschäftsführer betont, dass viele inflationsbedingte Preissteigerungen dabei noch gar nicht im Handel angekommen seien. Denn ein großer Teil der heute verkauften Ware sei noch unter anderen Bedingungen produziert worden. „Das dicke Ende, was die Geldbörsen der Verbraucherinnen und Verbraucher angeht, kommt erst noch.“
Auch im Gastgewerbe brachte das Jahr 2022 für viele Betriebe nicht den erhofften Neustart. In einer Umfrage des Branchenverbands Dehoga, an der auch 400 NRW-Betriebe teilnahmen, meldeten Ende November nur 11,3 Prozent der Betriebe ein besseres Weihnachtsgeschäft als im Vorkrisenjahr 2019. 35,9 Prozent sahen sich etwa auf demselben Kurs. Ganze 52,8 Prozent sprachen von einer Verschlechterung.
Viele Unternehmen verzichteten auf Weihnachtsfeier
Das hat vor allem mit der anhaltenden Zurückhaltung von Unternehmen zu tun. Denn die verzichten häufig noch immer auf Geschäftsreisen und Firmenweihnachtsfeiern. Nur 19,9 Prozent der Befragten aus dem Gastgewerbe melden, dass die Zahl und der Umfang der geschäftlichen Feiern bei ihnen wieder das Vorkrisenniveau erreicht habe. Bei den privaten Weihnachtsfeiern 30,2 Prozent. „Das Privatgeschäft läuft vielerorts noch besser als der Geschäftsbereich“, sagt Dehoga-NRW-Sprecher Thorsten Hellwig. Das gilt nicht nur mit Blick auf Firmenfeiern: Viele geschäftliche Termine, für die früher gereist wurde, fänden weiterhin digital statt.
„Wir sind 2022 mit der Erwartung gestartet, dass es ein Durchstart-Jahr wird“, sagt Hellwig. „Aber der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat alles unter andere Vorzeichen gestellt. Wir hatten gehofft, aus dem Krisenmodus herauszukommen und sind dann doch darin steckengeblieben.“ Zwar habe sich die geschäftliche Lage seit 2020 von Jahr zu Jahr verbessert, das Niveau vom Vorkrisenjahr 2019 habe man aber nicht erreichen können.