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„Die MMC ist ein Dorado für Sanierer“

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Die Hauptmeile des Coloneums in Ossendorf führt zu den TV-Studios.

Die Hauptmeile des Coloneums in Ossendorf führt zu den TV-Studios.

Köln - Die Magic Media Company (MMC), laut Eigenwerbung Europas größter Betreiber von TV-Studios, ist auf dem Weg aus der Verlustzone. Mit dem Immobilienfonds Oppenheim-Esch, der die 35 Studios in Köln-Ossendorf (Coloneum) und Hürth (Campus) besitzt, wurde eine erste Mietminderung vereinbart, der noch eine weitere folgen soll. „Wir haben dem Fonds unsere Zahlen offengelegt“, sagt Hans-Joachim Ziems, der von der Sparkasse Köln-Bonn als Sanierer zur MMC geholt wurde und nun als Geschäftsführer fungiert. Angesichts der schwierigen finanziellen Lage der Studiofirma seien die Verhandlungen mit Oppenheim-Esch zuletzt „konstruktiv“ gewesen. Es sei sicher- gestellt, dass die MMC 2008 und 2009 keine Verluste mehr mache.

Mietgarantie läuft aus

Die MMC hatte Ende der 90er Jahre mit dem Fonds Mietgarantien vereinbart, die sich nach Angaben aus Sparkassenkreisen auf jährlich insgesamt 18 Millionen Euro summierten. Die Mietgarantie für die Hürther Ateliers galt bis März 2008, die Vereinbarungen mit dem Fonds für den Komplex in Ossendorf laufen laut Ziems noch bis Ende 2009. In der kommenden Woche werde mit Oppenheim-Esch nun über den Mietpreis ab 2010 für die folgenden 15 Jahre verhandelt. Ziems: „Wir brauchen eine Miete, die marktgerecht ist. Der Fonds muss noch einmal deutlich runtergehen.“

Mittlerweile befindet sich die MMC, an der neben den Firmengründern Bernd und Helmut Breuer auch die Sender RTL und Pro Sieben Sat 1 beteiligt waren, komplett im Eigentum der Sparkasse. Nach wie vor ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob der frühere Sparkassen-Chef Gustav Adolf Schröder korrekt handelte, als er die Breuers von ihren anteiligen Mietverpflichtungen freistellte. Ziems hat den Auftrag, die MMC so weit zu sanieren, dass sie verkauft werden kann. Das Unternehmen soll in spätestens fünf Jahren profitabel sein.

„Für einen Sanierer ist die MMC ein Eldorado“, sagt Ziems. „Es gab kein vernünftiges Controlling.“ Da die Gesellschafter Jahr für Jahr die roten Zahlen ausglichen, habe es kaum Druck auf das frühere MMC-Management gegeben. „Dieses ineffiziente Konstrukt musste aufgelöst werden.“ Gemeinsam mit dem Generalbevollmächtigten Ralf Schmitz, der in der Film- und Fernsehbranche gut vernetzt ist, hat Ziems eine Reihe von Einsparmöglichkeiten im Unternehmen ausgemacht. So sei etwa bei der Studiobeleuchtung Geld verprasst worden, indem besonders teure Lampen eingekauft wurden. Kalkulationen seien zuweilen zum Nachteil der MMC aufgestellt und eigene Kapazitäten nicht ausreichend ausgeschöpft worden.

Wie angekündigt hat die MMC jetzt ihr Personal reduziert. 35 von zuletzt gut 150 fest angestellten Mitarbeitern wurde gekündigt. „Wir haben inzwischen einen Sozialplan abgeschlossen“, sagt Ziems. Weitere Streichungen beim Personal seien ausgeschlossen, da die verbliebenen Beschäftigten an der Grenze der Belastbarkeit arbeiteten.

Neue Produktionsaufträge

Die MMC-Sanierer haben unterdessen neue Aufträge an Land gezogen. Da die privaten Sendergruppen RTL und Pro Sieben Sat 1 nicht mehr als Gesellschafter an Bord sind, sei es nun einfacher, mit öffentlich-rechtlichen Sendern und den von ihnen beauftragten Produktionsgesellschaften ins Geschäft zu kommen, sagt Schmitz. Für das ZDF werden bei der Magic Media Company künftig die Sendung „Musical Showstar 2008“ mit Thomas Gottschalk produziert. Weitere ZDF-Sendungen sollen folgen.

Die Studios der MMC sind laut Schmitz zurzeit „sehr gut ausgelastet“. Allerdings ist die Regietechnik und Kameraausrüstung zum Teil veraltet und muss auf den hochauflösenden Standard „High Definition“ (HD) gebracht werden. Dazu sind in den nächsten fünf Jahren Investitionen von insgesamt rund zehn Millionen Euro erforderlich. Ziems hofft, dass die Sparkasse entsprechende Kredite bereitstellt. Das Kölner Geldinstitut muss nach Angaben von Insidern im Zuge seines Engagements bei der MMC rund 50 Millionen Euro abschreiben.

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