„Es ist für mich eine Ehre“

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Für ihn ist die Mannschaft der Star: Der 40-jährige Trainer Alberto Salomoni.

Für ihn ist die Mannschaft der Star: Der 40-jährige Trainer Alberto Salomoni.

LEVERKUSENER ANZEIGER: Herr Salomini, warum sind nach Leverkusen und nicht nach Italien gegangen?

ALBERTO SALOMONI: Weil ich denke, dass meine Entwicklung als Trainer im Spitzenvolleyball noch nicht fertig ist. Und ich weiß, dass in Deutschland ein Trainer Zeit hat zu arbeiten. Hier wird man nicht gefeuert, wenn er vier Spiele verloren hat.

Sie sind nebenbei auch noch bei der Damen-Nationalmannschaft tätig. Wie sieht ihre Aufgabe dort aus?

SALOMONI: Wenn ich mit der Nationalmannschaft unterwegs bin, bin ich Taktik-Trainer und stehe in ständigem Austausch mit dem Bundestrainer. Bei der bald anstehenden WM bin ich in Kobe, um dort die Spiele aus anderen Gruppen zu beobachten.

Das heißt, Sie sind gleichzeitig Lehrender für Ihre Nationalspielerinnen und Lernender, weil Sie dort die vielleicht besten Trainer der Welt sehen?

SALOMONI: Es ist für mich eine Ehre, als Italiener für Deutschland arbeiten zu können. Auf der anderen Seite ist es auch eine brutale Chance, andere Coaches aus anderen Ländern kennen zu lernen, mit ihnen in einen Austausch zu kommen. So ist der brasilianische Trainer Ze Roberto mittlerweile ein sehr guter Freund, und ich rufe ihn manchmal in Brasilien nur an, um eine Frage zu stellen, was er in einer bestimmten Situation machen würde.

Wie hoch ist Ihre Telefonrechnung?

SALOMONI: Sehr hoch, sehr hoch.

Was unterscheidet, in wenigen Worten, Leverkusen von Braunschweig?

SALOMONI: Professionalität. Man hat hier im Verein ganz tolle Anlagen und Möglichkeiten, mit anderen Bereichen zusammen zu arbeiten.

Sie haben drei Spielerinnen von Braunschweig nach Leverkusen geholt. Wollten Sie die Aufbauarbeit mit diesen jungen Spielerinnen auf jeden Fall fortsetzen?

SALOMONI: Auf jeden Fall. So war an einer Anke Borowikow im letzten Jahr außer Braunschweig noch kein Verein interessiert. Jetzt hatten plötzlich viele Spitzenclubs Interesse, was natürlich auch eine Bestätigung für die Arbeit ist.

Stichwort Entwicklung. Kathy Radzuweit ist eine Spielerin, der seit Jahren immer wieder ein großes Potenzial bescheinigt wird, die sich aber scheinbar nicht so weiter entwickelt hat, wie es sich einige erhofft hatten. Was erwarten Sie von ihr?

SALOMONI: Meiner Meinung nach, und das war auch die des ehemaligen Bundestrainers Hee Wan Lee, hatte Kathy einige technische Probleme. Und an denen arbeiten wir. Kathy weiß, dass sie sich im technischen Bereich verbessern muss. Sie ist jetzt 25 Jahre alt und muss nun auch Verantwortung übernehmen.

Was ist die Stärke ihrer Mannschaft?

SALOMONI: Die Mannschaft ist sehr flexibel auf vielen Positionen. Wir können viel verändern und reagieren im Spiel.

Ist die Vorstellung, die Sie vom Spiel Ihrer Mannschaft haben, gleichzusetzen mit einer Philosophie, die Sie als Trainer vom Volleyball haben?

SALOMONI: Meine Philosophie ist eine Mischung aus verschiedenen Systemen. Ich hatte das Glück, international viel zu sehen und so habe ich viel gestohlen, ich sage mal 80 Prozent, und 20 Prozent sind aus eigenen Ideen entstanden. Ich habe viele internationale Spiele gesehen, bei den Olypischen Spielen oder beim Grand Prix, wo Mannschaften, die zurück lagen, mit ein oder zwei Wechseln das Spiel noch gedreht haben. Jeder Spieler ist wichtig, auch wenn es nur für einen Punkt, für einen Aufschlag ist. Die Mannschaft ist der Star, nicht der einzelne Spieler.

Von welcher Spielerin erwarten Sie in diesem Jahr einen besonderen Sprung?

SALOMONI: Wenn Maren Brinker bodenständig bleibt, erwarte ich von ihr einiges. Karla Borger hat gute Qualitäten in Abwehr und Annahme, ich denke, sie kann auch eine sehr gute Rolle spielen. Nadja Schaus ist auch eine sehr interessante Spielerin, die bereits im erweiterten Kader des Nationalteams steht.

Wie erhoffen Sie sich, bei Nadja Schaus mehr Stabilität ins Spiel zu bekommen? Sie schwankte ja, übertrieben gesagt, zwischen Welt- und Kreisklasse?

SALOMONI: Nadja hatte einige technische Probleme und ich denke, wir werden sie in einigen Bereichen stabilisieren. Wenn das gelingt, kann sie eine große Rolle spielen.

Die Mannschaft scheint sehr viel Potenzial zu haben. Was kann möglich sein, wenn es optimal läuft?

SALOMONI: Es gibt für mich zwei Szenarien. Es kann ein Top-Szenario herauskommen, wo alles gut läuft und wir ein Überraschungs-Faktor sein können. Es kann aber auch so laufen, wenn wir aus dem Gleichgewicht kommen, weil wir jung sind und ein sehr schweres Auftaktprogramm haben.“

Was ist Ihnen noch wichtig für die Mannschaft?

SALOMONI: Sie muss ans Volleyballspielen denken, sie muss Spaß haben. Das Auftreten ist sehr wichtig, wie müssen immer das Gefühl haben, alles getan und gegeben zu haben.

Das Gespräch führte

Michael Zeihen.

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