„Hier geht ein Stück Walberberg verloren“

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Auch als Bildungsstätte für den Dominikaner-Orden nicht mehr rentabel zu betreiben: Kloster Walberberg

Auch als Bildungsstätte für den Dominikaner-Orden nicht mehr rentabel zu betreiben: Kloster Walberberg

Mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Bornheim soll nun ein Käufer für die Anlage gefunden werden.

Bornheim - „Ich hatte mein Amt mit der Hoffnung angetreten, dass wir unser Kloster retten könnten. Doch nun ist die Entscheidung zur Schließung gefallen, und ich bin trotz aller Trauer froh, dass die seit Jahren andauernde Zitterpartie nun vorbei ist.“ Tatsächlich wirkt der Prior des Dominikaner-Klosters in Bornheim-Walberberg, Pater Rufus Keller, eher gelöst, als er am Freitag Stellung nimmt zu der von der Provinzleitung getroffenen Entscheidung, das Kloster zum 31. Dezember 2007 zu schließen.

Damit wird der traditionsreiche, seit 80 Jahren in dem Vorgebirgsort ansässige Konvent mit seinen zehn Patres - einstmals waren es 120 Ordensleute - Walberberg in knapp zwei Jahren verlassen. „Meine Mitbrüder haben den Beschluss mit Fassung aufgenommen, sie haben damit gerechnet, und wir werden ja durch den Orden aufgefangen“, sagt Pater Rufus Keller. Er verweist darauf, dass die Patres in den anderen, dann noch neun zur Dominikanerprovinz „Teutonia“ gehörenden Niederlassungen aufgenommen werden. Für die acht Angestellten und drei Aushilfskräfte, die im Klosterbetrieb und im angeschlossenen „Walberberger Institut“ arbeiten, sei die Entscheidung allerdings bitter: „Es sind auch Tränen geflossen, schließlich geht es um die berufliche Zukunft der Mitarbeiter.“ Allerdings bemühe man sich darum, sozialverträgliche Lösungen zu finden.

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Auch im Ort Walberberg wurde die Nachricht mit Bestürzung aufgenommen. „Hier geht ein großes Stück Walberberg verloren, wir bangen, was nun aus unserem Wahrzeichen wird, ob es weiterhin Gottesdienste in der Klosterkirche geben wird“, fasst Ortsvorsteher Engelbert Wirtz die Reaktionen der Einwohner zusammen.

Nachwuchssorgen, aber vor allem die schwierige finanzielle Situation hätten den Dominikanern keine andere Wahl gelassen, als das Kloster zu schließen, betont der Prior. Die Unterhaltskosten für den größten Standort der Dominikaner mit seinem Hauptgebäude - der unter Denkmalschutz stehenden „Rheindorfer Burg“ - zwei Nebengebäuden (eins steht leer, in einem anderen sind Räume an den Freizeitpark „Phantasialand“ vermietet) und der großen Parkanlage seien enorm. Zudem seien die Zuschüsse des Landes für die Bildungsarbeit immer weiter zurückgefahren worden, sie betrügen mit rund 40 000 Euro pro Jahr nur noch etwa die Hälfte früherer Förderungen. Dennoch werde die Bildungsarbeit des Walberberger Instituts fortgeführt, bis der Konvent das Kloster verlasse - freilich in reduzierter Form. In diesem Halbjahr würden dort etwa 30 Seminare und Workshops zu kulturellen, religiösen und philosophischen Themen angeboten.

„Momentan sterben ganze Ordenslandschaften“, sagt der Provinzial der norddeutschen Dominikaner in Köln, Pater Hans-Albert Gunk. In den nächsten Jahren müsse auch über weitere Schließungen oder Zusammenlegungen von Klöstern, die insgesamt noch 125 Ordensangehörige zählen, nachgedacht werden. „Wir haben alle möglichen Konzepte und Ideen geprüft, um das Kloster am Standort in Walberberg zu erhalten“, bekräftigt Pater Hans-Albert. Die Einrichtung eines Seniorenheims, einer Weiterbildungsstätte für Geschäftsleute, einer Medienakademie oder eines Hotelbetriebs - nichts davon habe sich bei näherer Prüfung als realisierbar und rentabel erwiesen.

Mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Bornheim stehe man nun in engem Kontakt, um einen Käufer für den Klosterkomplex zu finden. „Bisher gibt es noch keinen Interessenten“, so der Provinzial. Er betont, dass sich die Provinzleitung potenzielle Investoren sehr genau ansehen werde. Eine Nutzung, die dem bisherigen Geist der Einrichtung entgegenstehe, komme „selbstverständlich nicht in Frage“.

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