„junge Zeiten“Schon die Römer kannten Make-up

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Mit natürlichen Zutaten rührten schon die alten Römer Tinkturen und Salben an, die der Schönheit und dem Wohlbefinden dienen sollten. (Bild: Pedak)

Mit natürlichen Zutaten rührten schon die alten Römer Tinkturen und Salben an, die der Schönheit und dem Wohlbefinden dienen sollten. (Bild: Pedak)

Der Trend zum jugendlichen Aussehen scheint heute so stark ausgeprägt wie noch nie. Aber bereits die alten Römer hatten ihre Tricks und Mittelchen, um besser auszusehen. Unsere heutige High-Tech-Kosmetik ist dabei gar nicht so weit von den antiken Methoden entfernt.

Wie haben die Römer also ihre Vorzüge betont und Makel kaschiert? Zunächst fängt jede Kosmetik mit einer ordentlichen Grundreinigung an. Wir greifen dafür wie selbstverständlich zu Wasser und Seife. Der Römer dagegen nahm Öl. Das klingt für uns zunächst unverständlich, Dreck und Fett sollen doch verschwinden. Das tun sie auch, indem das Öl nämlich Schmutzpartikel und tote Hautzellen bindet. Anschließend wird das Ganze mit einem sichelförmigen Schaber von der Haut gekratzt. Die Methode funktioniert tatsächlich und hat auch noch den Vorteil, das Öl die Haut nicht wie Seife austrocknet.

Die erste Form des Peelings gab es in der Antike auch schon. Man mischte einfach Sand in das Öl. Weil dieses aber aus Oliven gewonnen wurde, kann man sich den eigenartigen Geruch vorstellen. Deswegen wurden die Öle mit Duftstoffen versetzt. Am beliebtesten war Rose. Wer sich mehr Luxus leisten konnte, nahm teure Essenzen aus dem Orient.

Störend und hässlich

Eine glatte Haut ist nicht erst seit unserer Zeit beliebt. Haare unterhalb des Halses wurden auch im alten Rom als störend und hässlich empfunden. Mit Harz und Honig als Vorläufer des „Waxing“ rückte man ihnen zu Leibe. Viel öfter aber wurden Pinzetten verwandt, was die ganze Prozedur langwierig und vor allem schmerzhaft machte. Ein Trost für die emanzipierte Frau von heute ist, dass damals auch Männer diese Qualen erduldeten. Heute ist die glatte Männerbrust zwar wieder in, aber welcher Mann würde eine Ganzkörperenthaarung zulassen?

Die am Körper störenden Haare wurden auf dem Kopf umso mehr geschätzt. Haarteile, Perücken und Toupets ersetzten die fehlende oder zu dünne Pracht. Auch Farbe kam ins Spiel. Mit Henna ließ sich Rot erzeugen, mit Kamillenspülungen, Pferde-Urin oder Taubenkot das Haar bleichen. Manches davon klingt zugegebenermaßen nicht sehr angenehm, und der Effekt soll bei dunklem Haar auch nicht allzu überzeugend gewesen sein. Doch wozu hatte der Römer Sklaven? Aus dem Zopf einer blonden Germanin ließen sich prima Perücken herstellen! Je nach Wohlstand der Hausherrin fiel die Frisur dann entsprechend kunstvoll aus, je nachdem wie viele Bedienstete für das aufwändige Hochstecken zur Verfügung standen.

Wenn der Körper sauber und haarfrei ist, empfiehlt jede moderne Kosmetikerin eine Pflege als Grundlage für weitere Verschönerungsmöglichkeiten. Geschmeidige Haut lässt sich durch Cremes und Salben erzeugen. Im antiken Rom gab es spezielle Küchen, in denen Salben aus Bienenwachs und Olivenöl hergestellt wurden. Dazu kamen Honig, weitere pflegende Fette und natürlich der wegen des Olivenöls unvermeidbarer Duftzusatz. Am Abend dick aufgetragen, ergab dies eine wunderbare Grundlage für das Make-up des nächsten Tages und bildete gleichzeitig noch eine pflegende Maske.

Reiner Goldstaub

Wer sich schon einmal Überreste römischer Architektur angesehen hat, dem werden vielleicht bunte Wandmalereien und Mosaike aufgefallen sein. Die Römer liebten es farbenfroh - und das auch im Gesicht. Für den blassen Teint nahm man Kalk oder Bleiweiß. Das ist zwar nicht gesund, aber Hautschäden sind unter großzügigen Schminkschichten später nicht mehr zu sehen. Lidschatten, Rouge und Lippenfarbe waren auch schon bekannt. Sie wurden aus Farbpigmenten und Öl auf Schminkplättchen angemischt, ganz exklusive Substanzen enthielten sogar reinen Goldstaub. Kohle diente als Kajal, Wimperntusche gab es ebenfalls. Besonders angesagt waren über der Nasenwurzel zusammengewachsene Augenbrauen. Wo sonst Haare ausgerissen wurden, malte man sie hier kräftig nach.

Bei so viel Schönheitsmittelchen war es durchaus keine Seltenheit, das ein Mann seine Ehefrau im Normalzustand gar nicht erkannte. Frauen, die etwas auf sich hielten, verließen nie ohne perfektes Styling ihr Schlafzimmer, und das Herrichten vor den Augen des Mannes galt als unschicklich. Aber wer sagt, dass Kosmetik nur Frauensache war? Neben den diversen Cremes und der Enthaarung gab es auch Make-up für ihn. Eine Art Brotteig ließ zum Beispiel Falten verschwinden. Peinlich, wenn die Maske mit der Zeit trocknete und abbröselte.

Viele der Rezepturen und Schönheitsrituale sind heute noch so gut bekannt, weil sie in der Literatur beschrieben werden. In Ovids „Liebeskunst“ sind einige davon aufgeführt. Daneben findet sich in diesem Buch auch eine Art „Knigge“ für den Umgang mit dem anderen Geschlecht. Von gesellschaftlichen Fähigkeiten über Anregungen zu anmutigen Bewegungen bis hin zu Schminkanleitungen ist alles enthalten, was ein Römer wissen muss. Überraschend für uns, die wir Kosmetik und Schönheit eher als weibliche Domäne sehen, ist die Aufteilung dieses Buches. Nur ein Drittel beschäftigt sich mit der Frau, der Rest bleibt dem Mann vorbehalten. Es wäre wohl manchmal wünschenswert, wenn sich einige Männer solche Ratschläge mehr zu Herzen nehmen würden. Es muss ja nicht gleich die Komplettenthaarung sein.

Buchtipp: Ovid, „Liebeskunst - Ars amatoria“, Lateinisch / Deutsch, Reclam-Verlag, 232 Seiten, 5,80 Euro, ISBN: 3-15-000357-1

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