Hohe Straße KölnSilber Becker schließt nach 131 Jahren

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Das Stammhaus von J.H. Becker im Familienbesitz wird demnächst vermietet.

Das Stammhaus von J.H. Becker im Familienbesitz wird demnächst vermietet.

Köln – Es ist eines der letzten großen Kölner Traditionsgeschäfte, aber nach mehr als 130 Jahren ist Ende Februar Schluss. Silber Becker auf der Hohe Straße schließt aus Altersgründen. „Ich bin der Generation vor mir und meinen Mitarbeitern sehr dankbar für die gute Zeit“, sagt Inhaberin Renate Becker (73), die das „Haus für Tischkultur“ rund 50 Jahre geführt hat. Nun sei der richtige Zeitpunkt gekommen aufzuhören. „Alles hat seine Zeit“, so Becker. Einen Nachfolger wird es nicht geben.

Der Laden ist gut gefüllt, viele treue Stammkunden kommen, um sich zu verabschieden, aber auch, um vielleicht noch ein Schnäppchen zu machen. „Mein Mann und ich, aber auch unsere Kinder haben hier ihre gesamte Ausstattung gekauft“, sagt eine Kundin, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Künftig wird in dieser Stadt etwas fehlen.“

Zahlreiche prominente Kunden

Neben Tafelsilber, etwa von Robbe & Berking, hatte J.H. Becker handgearbeitetes Porzellan, beispielsweise von Royal Copenhagen, hochwertige Gläser sowie Muranoglas im Programm. Auch die original französischen Kultmesser Laguiole hat Becker als einer der wenigen Anbieter seit einiger Zeit im Sortiment. Zahlreiche Prominente aus ganz Deutschland haben bei Becker gekauft oder ihre Hochzeitslisten hinterlegt. Namen will man im Geschäft aus Gründen der Diskretion nicht nennen. Auch Teile des Ratssilbers stammen aus dem Hause Becker ebenso wie der silberne Handspiegel der Jungfrau im Dreigestirn.

Köln verliert mit der Schließung nicht nur ein renommiertes Fachgeschäft, sondern die Hohe Straße auch einen der letzten inhabergeführten Läden auf der ansonsten von großen Ketten dominierten Einkaufsmeile. 1882 wurde das Geschäft von Johann Heinrich Becker in Hannover gegründet. 1903 eröffnete Sohn Paul eine Zweigstelle in Köln, die später Stammsitz wurde. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1951 an der Ecke Brückenstraße von Paul Beckers Sohn Kurt wiederaufgebaut.

Obwohl die Hohe Straße sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert hat und der Geräuschpegel durch die Wummermusik stark gestiegen ist, habe man sich hier immer wohlgefühlt, sagt Geschäftsführer Jens Priewe (40), der seit 2002 für J.H. Becker arbeitet. „Wir haben uns auch zunehmend Richtung Kolumbaviertel orientiert, das sich auch dank des Museumsbaus sehr gut entwickelt hat“, so Priewe. Zeitweise gab es sogar eine zweite Filiale in der Brückenstraße, bis das Haus verkauft und umgebaut wurde.

Insgesamt 18 Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen. Einige von ihnen haben viele Jahrzehnte für Becker gearbeitet. Etwa ein Drittel geht in den Ruhestand, der Rest habe zum Teil schon neue Jobs in Aussicht, so Priewe. Das fünfgeschossige Haus im Familienbesitz solle künftig vermietet werden. Wer in die I-A-Lage zieht, steht noch nicht fest.

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