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„Oh Gott, ich hör mich an wie 'ne Nonne“

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Sandy Mölling

Sandy Mölling

Es gibt zwei Möglichkeiten, mit Sandy Mölling umzugehen. Entweder man sperrt sie für immer in die No-Angels-Schublade und lässt sie nicht mehr hinaus, oder man nimmt sie ernst - soweit das eben möglich ist bei Menschen, die innerhalb einer Girlgroup ein Naturelement verkörperten; Sandy war Wasser. Stille Wasser sind tief, sagt der Volksmund. Aber Sandy ist nicht still . . . Anlässlich der Eins Live Krone, deren Jury sie als beste Künstlerin vorgeschlagen hat, sprachen wir mit der 23-Jährigen über Preise, Platten und pure Naivität.

Das Event findet heute Abend in Oberhausen statt und wird um 22 Uhr im WDR-Fernsehen übertragen. Außer Sandy sind zum Beispiel Silbermond, Mia oder Wir sind Helden vorgeschlagen. Der Radiopreis wird zum fünften Mal vergeben und ist der größte deutsche Radio-Award. Für Sandy ist die Nominierung in derselben Kategorie wie Yvonne Catterfeld und Joy Denalane eine große Ehre und völlig überraschend. „Damit hab ich nicht gerechnet, ich denke auch nicht, dass ich den Preis bekomme, eine Rede habe ich nicht vorbereitet, und was ich anziehe, weiß ich auch noch nicht genau.“ Noch keine Frage gestellt und schon vier beantwortet bekommen. Es ist ihr fünftes Interview heute.

Ist denn die Krone ein Ereignis, für das der Star an sich extra Kleider einkaufen oder ausleihen geht? Nein, das ist es nicht. Sandy wird heute mal ihre Düsseldorfer Bleibe durchsuchen, ob sich etwas Brauchbares findet. „Es gibt Dinge in meinem Schrank, die sind noch ganz neu, noch nie getragen“, verrät die 23-Jährige.

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Offensichtlich aber bedrückt sie dieser Luxus, denn als nächstes Thema schlägt sie ihr soziales Engagement vor. „Ich ermögliche Kindern ohne Eltern mit Geld (heißt: Kindern mit Eltern, aber ohne Geld) einen Urlaub auf meinem Ponyhof und ich unterstütze den Kampf gegen Aids“, spricht die gute Seele, die nebenbei auch noch Musik macht und eine Menge Platten verkauft. Im Mai schon stieg sie mit der Single „unnatural blonde“ in die Top Ten der deutschen Charts ein, am 13. September legte sie ihr erstes Soloalbum nach - „Unexpected“. Auch das kam unerwartet gut an.

Für Sandy könnte es nicht besser laufen. Ihre ehemaligen Bandkolleginnen („und lieben Freundinnen“) hat sie in Sachen Erfolg längst abgehängt. Sie hat einen „süßen Freund“, eine „tolle Mom“ und drei Brüder, die ebenfalls mit amerikanischen Soap-Namen gestraft wur den; Kevin, Brian und Dustin.

Außerdem lebt sie ohne Drogen, Zigaretten, Alkohol und fühlt sich richtig gesund und vital. Zur weiteren Steigerung ihrer guten Laune trägt der Advent bei. „Ich liebe die Weihnachtszeit“, schwärmt sie in den Hörer. Geschenke gibt es im Hause Mölling nicht. „Weihnachten ist das Fest der Liebe“, säuselt Sandy und hält kurz inne.

Das war jetzt offenbar selbst für sie, die von ihren Freunden, als „super lieb und grenzenlos naiv“ charakterisiert wird, zu viel des Guten. „Oh Gott, ich hör mich an wie 'ne Nonne“, sagt die 23-Jährige.

Vielleicht ist es aber auch die Lebenserfahrung, die aus ihr spricht. „Das kann sehr gut sein“, kommentiert Sandy. Einiges habe sie schon überwinden müssen, die Scheidung ihrer Eltern, die vielen Umzüge von Wuppertal nach Remscheid, nach Koblenz über Wermelskirchen bis in den Westerwald - heute wohnt sie in Düsseldorf. Ebenso rastlos verlief ihre Schulkarriere. Nach der Grundschule machte sie die mittlere Reife an einer Realschule, der Besuch am Gymnasium blieb ohne Abschluss.

„Ich hab nicht so besonders gerne gelernt, deshalb hab ich die Sache abgebrochen.“ Die Jahre bis zum erlösenden Popstars-Casting, wo sie und die vier anderen Elemente-Mädels aus 4200 Kandidatinnen ausgesucht wurden, arbeitete sie in einem Jeansladen. Ihr Kommentar zum Hosenfalten: „Ich wollte schon immer in die Modebranche.“

Und die Singerei? Kein Kindheitstraum? „Doch sicherlich.“ Schon als kleines Mädchen habe sie bei Whitney und Madonna mitgeträllert. Ihr Vorbild von heute ist allerdings ein bisschen bodenständiger als die zwei Diven. „Wen ich wirklich bewundere ist Peter Maffay, der macht sein Ding und wird überall gern gehört“ - offenbar auch im Kloster.

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