Stadt im StauDie ewige Suche nach einem freien Parkplatz in Köln

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Köln – Wer einen freien Parkplatz sucht, muss in weiten Teilen der Stadt eine hohe Leidensfähigkeit mitbringen. Der Parkdruck ist vor allem in der Innenstadt und den city-nahen Stadtteilen extrem hoch.

In Nippes, Ehrenfeld, Sülz, in der Südstadt oder im Agnesviertel drehen die Anwohner oft Runde um Runde, bevor sie einen freien Parkplatz finden. In der Innenstadt lässt sich fast jeden Samstag, vor allem aber in der Vorweihnachtszeit stets das gleiche Phänomen beobachten: Die Autos stauen sich vor dem Kaufhof-Parkhaus oder anderen Garagen im Zentrum, während die Häuser am Ring reichlich freie Kapazitäten haben.

„Die Situation ist insgesamt nach wie vor angespannt“, räumt Klaus Harzendorf ein, Leiter des städtischen Amtes für Straßen und Verkehrstechnik. Dabei verfügt Köln insgesamt über ein großes Angebot an Parkhäusern, über P&R-Plätze am Stadtrand, ein funktionierendes Parkleitsystem, Bewohnerparken.

Die Suche nach einem Parkplatz macht nach Untersuchungen in europäischen Innenstädten etwa ein Drittel des Autoverkehrs aus. Im Durchschnitt benötigt ein Autofahrer zehn Minuten, um einen freien Parkplatz zu finden. Er legt dabei rund 4,5 Kilometer zurück und bläst etwa 1,3 Kilogramm Kohlendioxid in die Luft. Vertane Zeit, vergeudete Kilometer.

Die logische Konsequenz: Je schneller ein Autofahrer einen Parkplatz findet, umso entspannter wird die Verkehrslage, umso mehr wird die Umwelt geschont und die Lebensqualität verbessert. Eine Studie im Ballungsraum München hat ergeben, dass der innerstädtische Parksuchverkehr mit konsequenter Einführung eines Parkraummanagements um etwa die Hälfte reduziert werden könnte.

Private Plätze im Angebot

Attraktive Umsteigemöglichkeiten und innovative Ideen sind gefragt, um den vorhandenen Parkraum möglichst effektiv auszunutzen und damit die angespannte Verkehrssituation zu entlasten. „Dabei sollte sich Parkraummanagement nicht nur auf öffentliche Parkflächen beschränken, sondern auch private Stellplätze einbeziehen“, fordert Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC.

Das junge Kölner Unternehmen Ampido hat diese Marktlücke bereits für sich entdeckt: Die beiden Gründer und Geschäftsführer Adalbert Rajca und Yasotharan Pakasathanan haben eine Plattform entwickelt, auf der sie im Internet und per Smartphone-App private Stellplätze, die ihnen für bestimmte Zeiten zur Verfügung gestellt werden, zur Vermietung anbieten. Rund 1500 dieser Plätze haben sie laut Pakasathanan derzeit im Angebot – Tendenz steigend. Rund 100.000 Mal sei die App seit dem Start im Jahr 2013 heruntergeladen worden.

Und die Ampido-Chefs wollen noch einen Schritt weiter gehen: Auf den Stellplätzen sollen mit dem Strom aus dem Haus der Stellplatz-Besitzer Elektro-Autos aufgeladen werden können. Die ersten „Ladestationen“ würden bereits genutzt, „wir wollen dieses Angebot möglichst flächendeckend machen“. Mit dem innovativen Ansatz ist Ampido Partner der Stadt beim EU-Projekt „Grow smarter“ für eine nachhaltige Stadtentwicklung.

Ebenfalls in Köln ansässig ist das Unternehmen Evopark – das allerdings mit seiner Firmenidee in Düsseldorf gestartet ist. Die Jung-Unternehmer wollen Autofahrern die Nutzung von Parkhäusern so einfach und günstig wie möglich machen: Wer sich bei Evopark anmeldet, bekommt eine kleine, mit einem Funkchip ausgestattete Karte, die er vorne ins Auto legt. Damit öffnen sich die Parkhaus-Schranken bei der Ein- und Ausfahrt automatisch, abgerechnet wird am Monatsende.

Sensoren in Laternen

„Die Kapazitäten in Parkhäusern sind da“, sagt Geschäftsführer Sven Lackinger. „Die Autofahrer wissen es oft nur nicht.“ Rund 200 Kunden zählt die Firma kurz nach dem Start, ihre Zahl steigt ebenso wie die der teilnehmenden Parkhäuser in der Landeshauptstadt. „Wir wollen dieses Jahr in andere Städte expandieren, auch nach Köln“, so Lackinger. Erste Gespräche mit den großen Parkhaus-Betreibern seien bereits geführt oder stünden in Kürze an.

„Es gibt sehr viele neue Geschäftsideen und Technologien im Mobilitätsbereich“, sagt ADAC-Experte Suthold. „Die Städte müssen sich verstärkt damit auseinandersetzen.“ Eine solche neue Technologie hat die Firma Siemens auf ihrem Münchener Firmengelände getestet – sie kommt in Kürze bei einem Pilotversuch in Berlin zum Einsatz. Auf einer Allee im Stadtteil Wilmersdorf werden Sensoren in die Straßenlaternen eingebaut, die freie Parkplätze an eine Verkehrsleitzentrale oder direkt aufs Smartphone melden – Autofahrer können sich dann per App oder Navigationsgerät direkt dorthin lotsen lassen. Zusätzlich sollen die Parkplätze in diesem Modellversuch mit Ladestationen für Elektroautos ausgestattet werden.

In San Francisco ist ein ähnliches System bereits etabliert – und erfasst auch die Auslastung in den Parkhäusern. Dort steigen oder sinken die Parkgebühren je nach Belegung der Plätze. Und genau das fordert auch der ADAC: „Die Höhe der Parkgebühren sollte zeitlich und räumlich flexibel an die Nachfrage angepasst werden“, sagt Suthold. Intervalle von 20 oder 30 Minuten, nach denen die Gebühren berechnet werden, seien zudem „wenig verbraucherfreundlich“ und sollten durch kürzere Zeitabschnitte ersetzt werden.

„Wir beobachten diese neuen Ansätze und Ideen“, sagt Amtsleiter Harzendorf. Wenn sie funktionierten, könnten sie Beiträge zur Entlastung des Parkdrucks leisten. Er ist allerdings skeptisch, ob sie allein „die große Lösung“ darstellten. „Letztlich wird man alles machen müssen, um die Situation zu entschärfen“, sagt Harzendorf. Was die Parkplatz-Not in den Veedeln angehe, setzt die Stadt auf die Ausweitung des Bewohner-Parkens, (das allerdings nicht überall unumstritten ist). Dort, wo es sich etabliert habe, gehe die Nachfrage nach Parkplätzen um bis zu 30 Prozent zurück. Und schließlich erhoffen sich die Experten von einem weiteren Wachstum des – vor allem stationären – Car-Sharing-Angebots eine weitere Entlastung.

Attraktives Umsteigen

Bei allen innovativen und kreativen Ideen, um Autos möglichst schnell von der Straße zu bekommen: Den wenigsten Parkdruck erzeugen die Fahrzeuge, die gar nicht erst in die Innenstadt kommen. Das sieht auch Harzendorf so. Und ADAC-Experte Suthold plädiert daher für so genannte Mobilitätsstationen im Umfeld von – neu zu schaffenden – Quartiersgaragen in Vierteln mit hohem Parkdruck: Sie sollen den Autofahrern mit entsprechenden Angeboten den Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel wie Bus, Bahn oder Fahrrad erleichtern.

Vorbilder gibt es bereits: das Projekt „switchh“ in Hamburg zum Beispiel oder „mobil.punkt“ in Bremen – Projekte, die durch besondere Verknüpfungspunkte oder den Einsatz einer einzigen Mobilitätskarte den Mix der Verkehrsmitteln erleichtern und fördern sollen. Die Finanzierung solcher Mobilitäts-Knotenpunkte in Köln könnte nach Ansicht von Suthold aus der Stellplatzabgabe erfolgen.

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