17 Tote bei neuer Gewaltwelle im Nahen Osten

Lesezeit 2 Minuten
Opfer des Anschlags im Westjordanland.

Opfer des Anschlags im Westjordanland.

Jerusalem - Eine neue Welle der Gewalt hat am Mittwoch im Nahen Osten 17 Menschen das Leben gekostet. Bei einem palästinensischen Überfall auf einen Bus im Westjordanland wurden zehn Israelis getötet und etwa 30 verletzt. Daraufhin bombardierten israelische F-16-Kampfjets Gebäude der palästinensischen Sicherheitskräfte im Gazastreifen. Am Morgen hatten israelische Kampfhubschrauber im Gazastreifen ein Flüchtlingslager angegriffen und vier Menschen getötet.

Der israelische Bus war 40 Kilometer nördlich von Jerusalem auf dem Weg in die jüdische Siedlung Emmanuel und wurde durch zwei Bombenexplosionen gestoppt, die nach Polizeiangaben vier Insassen in den Tod rissen. Anschließend beschoss mindestens ein Palästinenser den Bus und andere Fahrzeuge und tötete sechs weitere Israelis, bevor er selbst erschossen wurde. Der Bruder des 25-Jährigen Attentäters war kürzlich von israelischen Soldaten getötet worden. Zu dem Anschlag bekannte sich die Organisation Hamas.

Etwa zur selben Zeit sprengten sich den Angaben zufolge zwei Selbstmordattentäter im Gazastreifen nahe der jüdischen Siedlung Gusch Katif in die Luft. Dabei wurden mehrere Israelis leicht verletzt. Die Attentäter seien auf ein Auto gesprungen und hätten die Sprengsätze gezündet, berichtete das Fernsehen.

Kurz danach bombardierten Kampfflugzeuge palästinensische Sicherheitseinrichtungen in Gaza, wie Augenzeugen berichteten. Der Israelische Ministerpräsident Ariel Scharon rief sein Sicherheitskabinett zusammen, um über weitere Vergeltungsmaßnahmen zu beraten.

Am Morgen hatten israelische Kampfhubschrauber in zwei Wellen ein Flüchtlingslager im Gazastreifen angegriffen. Beim ersten Angriff wurden laut Augenzeugen zwei Mitglieder einer militanten Gruppe getötet. Zwei weitere starben beim zweiten Angriff eine Stunde später. Später drangen israelische Panzer nach Dschenin im Westjordanland vor und lösten Gefechte mit hunderten Palästinensern aus. Dabei wurden 14 Palästinenser verletzt.

Die jüngste Eskalation gefährdete die Vermittlungsbemühungen des US-Vermittlers Anthony Zinni. Dieser hatte Israel am Dienstag dazu angehalten, auf die gezielte Tötung von Palästinensern und Angriffe auf Einrichtungen der Autonomiebehörde zu verzichten. Im Gegenzug sollten die Palästinenser den Beschuss israelischer Siedlungen einstellen und weitere mutmaßliche Gewalttäter verhaften.

Der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, erklärte am Mittwochabend, Zinnis Mission solle trotz der neuen palästinensischen Anschläge fortgesetzt werden. Die jüngste Gewalt unterstreiche die Notwendigkeit für den palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat, alles zur Eindämmung der Gewalt und der Beendigung des Terrorismus zu unternehmen.

Bundeskanzler Gerhard Schröder äußerte große Sorge über die Lage im Nahen Osten. Angesichts des Anschlags auf den Bus im Westjordanland bekräftigte er am Mittwochabend bei einem Treffen mit dem außenpolitischen Beauftragten der EU, Javier Solana, Arafat müsse alles tun, um die Gewalt einzudämmen. (ap)

KStA abonnieren