2.6.2005: Generationswechsel bei der SPD

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Der Unterbezirk stellte sich einstimmig hinter Kandidatin. Beucher verzichtete.

Gummersbach - Der Unterbezirksvorstand der SPD Oberberg hat seine Beisitzerin Michaela Engelmeier-Heite als Kandidatin für die Bundestagswahl vorgeschlagen. Das einstimmige Votum fiel in der Sitzung am Dienstagabend. Zuvor hatte der Vorsitzende Friedhelm Julius Beucher seinen Verzicht erklärt.

Die endgültige Entscheidung fällt der Kreisparteitag kurz vor den Sommerferien. „Ich traue mir das zu“, sagte die 44-jährige Dieringhausenerin gestern. Michaela Engelmeier-Heite ist Mutter von zwei Kindern, arbeitet als Leiterin der Ganztagsbetreuung in der Grundschule Wiehl und ist Mitglied der SPD-Kreistagsfraktion. Besonders erfolgreich war Engelmeier-Heite im Sport, so kämpfte sie in der Judo-Nationalmannschaft der Frauen. Heute amtiert die 16-malige Marathon-Läuferin als Vizepräsidentin des Deutschen Judo-Bundes und als Mitglied der Schulsport-Präsidialkommission des Sportbundes. „Falls die SPD mich nominiert, werde ich einen unkonventionellen Wahlkampf machen“, verspricht Michaela Engelmeier-Heite.

Bereits am Montag war sie als Kandidatin im Vorstand des Gummersbacher Stadtverbands benannt worden. Der Stadtverbandsvorsitzende und stellvertretende Unterbezirkschef Thorsten Konzelmann schlug sie daraufhin dem UB-Vorstand vor. Zeitgleich ist von den Spitzen des Marienheider Ortsverbands ein anderer Kandidat ins Gespräch gebracht worden: IG-Metall-Chef Norbert Kemper. „Wir wollten etwas Wind in die Sache bringen“, sagt Ortsvereinsvorsitzender Sven Wottrich. Ungeachtet der Tatsache, dass sich der UB-Vorstand auf einen anderen Namen festgelegt hat, wollen die Marienheider ihren Vorschlag bis zum Kreisparteitag durchbringen - wenn Kemper zusagt. Der Gewerkschafter hat sich einen Tag Bedenkzeit erbeten. Wottrich glaubt, den Richtigen gefunden zu haben: „Die SPD hat zuletzt nicht mehr das Klientel der Arbeiter angesprochen. Wir müssen zurück zu den Ursprüngen der Sozialdemokratie.“

SPD-Chef Beucher schätzt Kemper sehr, war sich gestern aber nicht sicher, „ob der Vorschlag im Unterbezirksausschuss in zwei Wochen noch Bestand hat, oder ob es nur ein Kommunikationsproblem gegeben hat“. Allemal rechnet Beucher nicht mit weiteren Vorschlägen aus den Ortsverbänden. „Dort hätte man sich früher bewegen müssen.“

Seine Kandidatin Engelmeier-Heite kennt Beucher über seine Arbeit als Sportfunktionär schon aus der Zeit vor ihrem Umzug von Wolfsburg nach Dieringhausen vor drei Jahren. „Sie ist eine durchsetzungsfähige Person, die erfolgreich Beruf und Familie gestemmt hat und war eine erfolgreiche Leistungssportlerin.“ Bei ihrer Platzierung auf der Reserveliste werde es „nicht von Nachteil“ sein, dass sie eine Frau ist. Mit Beuchers Verzicht auf eine sechste Bundestagskandidatur geht eine Ära zu Ende. Der 58-Jährige will an einer Verjüngung seiner Partei mitwirken. Zudem könne er die Verantwortung, die er im letzten Jahr als Leiter der Montanus-Grundschule in Burscheid übernommen hat, nicht von heute auf morgen abgeben. Ein Ausstieg aus der Politik stehe nicht an: „Ich bin ja als Vorsitzender erst frisch wiedergewählt worden.“

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