Witzhelden – Bernd Hielscher saust mit dem Mountainbike Richtung Windfoche. Auf seinem Bauernhof kalbt eine Kuh. Und außerdem spinnt die Stromversorgung in der Käserei. Dass sich am Tag des offenen Hofes, den die Rheinische Landjugend eröffnete, unzählige Besucher zwischen Kuhstall und Hofladen bewegen, ist für Hielscher offenbar überhaupt kein Problem. Er macht einfach weiter. Kurzum: Es scheint ein ganz normaler Arbeitstag zu sein für den Leichlinger Landwirt. Das Vieh muss gefüttert werden, anschließend geht es auf die Weide und beim Ausgang des Stalls nimmt manche Kuh noch eine der großen Bürsten in Anspruch. Sie erinnern ein bisschen an Geräte aus der Autowaschanlage. Tatsächlich ist das Fell anschließend strahlend sauber.

„Ich sehe in der Landwirtschaft die Zukunft. Denn die Milch wächst nicht auf den Bäumen“, sagt Isabelle Hielscher, die vor einem Jahr Abitur machte und derzeit als Praktikantin auf dem Hof der Eltern arbeitet. Nächstes Jahr beginnt sie ihr Studium in Bonn – Agrarwissenschaften. Dass die Bauern derzeit unter dem Milchpreisverfall leiden, macht auch der jungen Frau Sorgen. Da sich der erlterliche Hof jedoch auf Käse spezialisiert hat, sieht sie die Situation des eigenen Familienbetriebs relativ entspannt. „Wir gehen nicht mit den Käsepreisen runter, weil die Milchpreise fallen.“

Die Landesvereinigung Milch lädt am Nachmittag zum Sahneschlagwettbewerb. Zum Sahneschlagen ohne Rührgerät gehören Kraft und Ausdauer. Die beweist auch die Rheinische Landjugend mit ihrem Spieleparcours. Unermüdlich wollen die Kinder auf dem Plastiktrecker Runden um die Strohballen drehen. Sie können außerdem eine Plastikkuh bunt anmalen oder am Hofquiz teilnehmen. Auch, was es mit dem Mäusemelken auf sich hat, erfahren die Besucher des Hielscherhofs: Zu medizinischen Forschungszwecken werden Mäuse tatsächlich gemolken – mit der Pipette. Für einen Liter Milch müsste der jeweils 30-minütige Vorgang theoretisch 4000 Mal wiederholt werden. Der Liter Mäusemilch wäre mit 23 000 Euro dann wohl die teuerste Milch überhaupt.

Gemeinschaftsaktion

Der Tag des offenen Hofes ist eine Gemeinschaftsaktion des deutschen Bauernverbands, des Landfrauenverbands und des Bundes der deutschen Landjugend. Auf den Hielscherhof hat die Leichlinger Landjugend eingeladen. Mit ihrer „Schnippeldisko“ setzt sie ein Zeichen gegen sinnlose Verschwendung. Denn auch „Wunderlinge“, gemeint sind herzförmige Kartoffeln oder krumme Möhren, munden. Ursprünglich wurde die Schnippeldisko als kulinarische Protestaktion ins Leben gerufen. Nicht marktfähiges Obst und Gemüse wird bei Händlern und Produzenten aus der Region eingesammelt und zu einem Essen verarbeitet.

Als Ehrengäste sind an diesem Tag unter anderen Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbands, Johannes Fritzen, Präsident der Landwirtschaftskammer NRW, Marlene Cornelissen und Angelika Flüch aus dem Präsidium des Rheinischen Landfrauenverbands, Petra vom Bey, Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Jugend auf dem Lande und Elke Blasberg, Vorsitzende der Ortsgruppe Landfrauen Leichlingen, eingeladen.

Sie alle wollen auch das Image der Landwirtschaft verteidigen. Denn durch die Tierhaltung stehen viele Betriebe in der Kritik. Der Hielscherhof ist jedoch bis in den hintersten Winkel geöffnet und jeder Besucher kann sich selbst ein Bild machen.