AutohändlerRolls-Royce aus Köln für Promis auf der ganzen Welt

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Michael Gleissner im Rolls-Royce-Showroom unter dem Dach des BMW- Händlers Procar in Marsdorf

Michael Gleissner im Rolls-Royce-Showroom unter dem Dach des BMW- Händlers Procar in Marsdorf

Köln – Wäre es nach seiner Familie gegangen, sollte Michael Gleissner, der in Quadrath-Ichendorf aufwuchs, eigentlich Ingenieur werden und ins Familienunternehmen einsteigen.

Aber für ihn war früh klar, dass Autos seine große Leidenschaft sind. Er beginnt eine Lehre bei BMW als Groß- und Außenhandelskaufmann, wird schon mit Mitte 20 Gebietsleiter. Bis er eines Tages auf der Aachener Straße den ständig verschlossenen Showroom des Düsseldorfer Autokönigs Helmut Becker entdeckt. Dort standen sie, die glänzenden Luxusgefährte aus den legendären Autoschmieden Rolls-Royce, Lotus, Ferrari oder Aston Martin.

„Am Schaufenster war eine Telefonnummer angegeben, und als ich anrief, war Becker direkt persönlich dran“, sagt Gleissner. Was folgte, war ein zackiges Vorstellungsgespräch, Gleissner bekommt den Job als neuer Niederlassungsleiter. Fortan lernt er von der Society-Größe, wie man mit der betuchten und prominenten Klientel umgeht.

Er begleitet ihn auf die großen Events, die der Autohändler veranstaltete. „Ich hatte gehörigen Respekt vor den Menschen, die ich da kennenlernen durfte.“ Dazu gehören Vertreter aus der Politik wie etwa der US-Botschafter, aber auch Sportgrößen wie Rudi Assauer, die Klitschko-Brüder oder Show-Stars wie Thomas Gottschalk oder Verona Pooth.

Etikette und Expertise

Gleissner beginnt, sich in die Codes der neuen Glamour-Welt einzuarbeiten, lernte viel über Umgangsformen, Etikette und entwickelt fundierte Expertise in Wein- oder Zigarrenfragen. Eine der wichtigsten Lehren dürfte die gewesen sein, dass man Menschen, die sich alles leisten können und die von all der zuvorkommenden Behandlung vielleicht auch schon ein bisschen gelangweilt sind, besondere Momente schaffen muss, um sie noch zu begeistern.

Und er entwickelte ein feines Gespür für die Vorlieben seiner Kunden und derer, die es werden können. „Eine Dame liebt Weiß, immer wenn sie kommt, stehen weiße Lilien auf dem Tisch, und für ihren Hund gibt es ein vorbereitetes Leckerli“, beschreibt Gleissner seinen Servicegedanken.

Mit Rennfahrer Adrian Sutil.

Mit Rennfahrer Adrian Sutil.

Im Jahr 2002 ging das Becker-Imperium unter. Der Autokönig war pleite. Gleissner muss sich nach einem neuen Job umsehen und entscheidet sich für das Produkt, dass ihn „am meisten emotionalisierte“, den Rolls-Royce.

Das britische Traditionsunternehmen war da schon vom Münchner Autobauer BMW übernommen worden. Heute sitzt Gleissner im eleganten Rolls-Royce-Showroom unter dem Dach des BMW- und Mini-Händlers Procar in Marsdorf.

Im Schnitt ein Auto verkaufen er und sein Team pro Woche. Bedenkt man aber, dass die Modelle ab 350 000 Euro kosten und es nach oben auch schnell einen Million werden kann, ist die Zahl von 55 verkauften „Rollis“, wie Gleissner sie nennt, beachtlich. Deshalb wurde er jüngst zum erfolgreichsten Rolls-Royce-Verkäufer Europas gekürt.

Manchmal dauert es bis zu einem Jahr, bis ein Kunde sich für jedes kleinste Detail der aufwendigen Ausstattung entschieden hat. Dabei sind den Wünschen fast keine Grenzen gesetzt. Man kann sich einen Wagen ganz in Weiß ohne einen einzigen schwarzen Knopf anfertigen lassen oder sich einen Sternenhimmel unter dem Autodach einbauen lassen und dabei das eigene Sternzeichen beleuchten lassen.

Aber es kann auch passieren, dass sich der Käufer nach Monaten intensiver Beratung dann doch für eine völlig andere Variante entscheidet. „Dann geht alles wieder von vorne los“, sagt Gleissner. „Da muss man die Nerven behalten, vielleicht ein Grund, warum ich seit einiger Zeit meditiere.“

Mit Model Nadja Auermann.

Mit Model Nadja Auermann.

Über 1000 Kunden aus Deutschland, aber auch aus vielen anderen Teilen der Welt, sind in seiner Datei gelistet. Über Namen schweigt der Verkäufer. Verrät aber, dass viele Fußballer, Show- und Unternehmensgrößen bei ihm kaufen. Insgesamt sei seine Klientel mittlerweile jünger und auch nicht mehr so förmlich, wie das dem Image des zutiefst britischen Unternehmens anhaftet.

Um sie immer wieder zu begeistern, ist Gleissner mit seinem Team einen Großteil des Jahres unterwegs und organisiert Events, die, wie er sagt, Momente und Emotionen erzeugen sollen, die „man für Geld nicht kaufen kann“. Das Autoverkaufen sei eben nur die eine Sache. Zusammen mit Partnern wie einer Luxemburger Bank, einer Fluggesellschaft oder einem Juwelier geht es nach Sylt, Mallorca oder St. Moritz. Die Gäste gehen auf Segeltörns und docken an einen Kutter an, auf dem sie Muscheln selbst fangen und sich die Schalentiere dann vom Sternekoch zubereiten lassen können. In St. Moritz schickte der 45-Jährige seine Klientel im Rennschlitten auf eine steile Piste. „Einen solchen Kick bekommen viele nicht oft.“ Die Autos stehen nicht direkt im Vordergrund, gleiten aber ganz nebenbei wie fahrende Burgen über mallorquinische Serpentinen oder schneebedeckte Passstraßen. Promis wie Thomas Gottschalk oder der Boxer Arthur Abraham unterstützen ihn bei seinen Touren.

Auch Thomas Gottschalk hilft mit.

Auch Thomas Gottschalk hilft mit.

Auch zurück in Köln hält sich der Dienst am Kunden nicht an Dienstzeiten. Gleissner und sein Team sind 24 Stunden erreichbar. Permanent steht ein Techniker zur Verfügung, der sofort eingeflogen werden kann. Wie etwa bei einem Kunden, der beim Picknick auf Mallorca seinen Autoschlüssel verlor oder einem Reifenwechsel in der Wüste.

Privat fährt Gleissner übrigens einen BMW. „Ich kann doch in Köln nicht mit dem Rolli im Supermarkt vorfahren.“

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