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Schauspieler rätseln über Brexit-Folgen für die Filmbranche

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München – Die Folgen des Brexits auf die Filmbranche sind aus Sicht einiger Schauspieler schwer abzusehen. Über die Entscheidung der Briten, aus der EU austreten zu wollen, zeigten sich viele am Samstag beim Filmfest München erstaunt und schockiert.

„Ich denke, die ganze Welt ist überrascht von dem Ergebnis, am allermeisten wahrscheinlich die Engländer selbst”, sagte etwa der britische Schauspieler Francis Fulton-Smith („Familie Dr. Kleist”). Der 50-Jährige hat neben Kollegen auch Familie in Großbritannien.

Konsequenzen der Entscheidung seien noch schwer abzuschätzen. „Ich glaube, dass die Kunst im Allgemeinen letztlich unabhängig von Referenden und politischen Umfeldern ist”, sagte er. „Die Kunst wird immer einen Weg finden, sich durchzusetzen.” Wenn das Pfund absacke, der Euro stärker werde, steige das Investitionskapital. „Von daher gehe ich mal davon aus, dass zunächst alles weiterläuft.”

Kritischer äußerte sich der britisch-deutsche Schauspielers Timothy Peach („Rote Rosen”): „Die ganzen Handelswege, die ganzen Produktionswege müssen ja jetzt neu definiert werden”, sagte der 52-Jährige. Nun kämen Zollkontrollen. Wer Filmequipment wie Kameras oder Autos nach Großbritannien bringen wolle, müsse anhalten und dürfe vielleicht nicht rein. „Für die Logistik eines Films wird es extrem kompliziert, wenn es dann eine neue Gesetzgebung gibt.” Freie Handelswege hätten das Filmen leichter gemacht. „Du musst ja nicht drüber nachdenken, ob du mit deinem Filmequipment nach Italien fährst oder nach England. Das wird jetzt vielleicht alles schwierig.”

Auch für ihn persönlich hat die Entscheidung Konsequenzen, weil er einen britischen Pass habe. „Und ich habe keinerlei Ahnung, wie sich das jetzt auf meine Aufenthaltsgenehmigung auswirken wird”, sagte Peach. „Wenn ich jetzt nicht mehr Teil der EU bin, ich weiß gar nicht: Was muss ich machen? Muss ich ein Visum beantragen?”

Persönlich betroffen ist auch Schauspielerin Michaela May („Polizeiruf 110” ): „Ich weiß nicht, ob meine Kinder weiter in London leben, weil sie sich nicht mehr willkommen fühlen dort”, sagte die 64-Jährige. „Für meine Kinder war es jetzt kein Freudentag.”

May hofft, dass der Brexit nicht allzu viel Einfluss auf die Kunst hat. „Mit Sicherheit wird es vielleicht dort schwieriger sein zu drehen, aber vielleicht auch billiger.” Das könne positive Folgen haben. Die Kunst sei eher liberal. Englische Produktionen würden den internationalen Markt weiter bedienen. „Und ich denke, man sollte da auch keine beleidigte Leberwurst spielen auf unserer Seite.” (dpa)

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