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Gewalt in BergheimBrutale Attacke gegen Familie – Autokennzeichen der Täter notiert

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Symbolbild

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Bergheim – Eine Familie ist am Freitag vorvergangener Woche in der Bergheimer Fußgängerzone offenbar das Opfer roher Gewalt geworden. Das Ehepaar saß im Eiscafé Marino gegenüber der Georgskapelle, während die dreijährige Tochter mit einem anderen Mädchen spielte. Völlig unvermittelt gerieten der 49-Jährige und seine 38 Jahre alte Frau mit zwei jungen Männern aneinander.

„Sie waren mir vorher schon aufgefallen“, sagt die Bergheimerin. Sie sei gebürtige Polin und habe verstanden, was die beiden Polen gesprochen hätten. „Sie haben Mädchen und junge Frauen angemacht und sich auf Polnisch über sie lustig gemacht.“ Die beiden seien offensichtlich auf Ärger aus gewesen. „Ich habe zehn Jahre gekellnert, ich erkenne das sofort.“

Die beiden muskulösen Männer hätten sich dann an den Nebentisch gesetzt, auch hier hätten sie eine junge Frau verbal bedrängt. „Dann hat mein Mann unsere Tochter ermahnt, nicht durch die Pfützen zu springen“, sagt die 38-Jährige.

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Ausbruch brutaler Gewalt

Einer der beiden Männer habe das zum Anlass genommen, ihren Mann urplötzlich übel auf Polnisch zu beschimpfen und ihm Prügel anzudrohen. „Ich habe ihn zurechtgewiesen und gesagt, dass mein Mann mit unserer Tochter gesprochen hat“, sagt die Frau. Ihr Mann habe versucht zu beschwichtigen und die Männer aufgefordert, sich zu setzen.

Doch dann habe es nur noch die Ankündigung der Männer gegeben, dass es nun Prügel gebe – und die gab es offenkundig reichlich. Nach übereinstimmenden Berichten von Gästen und Personal des Eiscafés kam es unvermittelt zu einem Ausbruch brutaler Gewalt. Der 49-Jährige wurde geschlagen, bis er zu Boden ging. Danach habe es noch Tritte gegen den Kopf gegeben, auch mit einem Stuhl wurde versucht, den Mann am Kopf zu treffen. „Der kam nur nicht durch, weil der Stuhl immer wieder an anderen Stühlen hängen blieb“, berichtet ein Gast. „Das war versuchter Totschlag. Wenn der Mann getroffen worden wäre, das hätte er nicht überlebt.“

„Das waren Tiere“, sagt Domenico Marino vom Eiscafé Marino. „So etwas habe ich noch nicht erlebt. Ohne Grund ging das los.“ Marino spricht von „versuchtem Mord“. Er habe versucht, dazwischenzugehen, doch sei er einfach weggestoßen worden.

Gegen den Kopf getreten

Die beiden Kinder wurden derweil von einer Frau ins Innere des Cafés in Sicherheit gebracht, wie die Ehefrau berichtet. Sie selbst versuchte nach eigenen Angaben, die Männer aufzuhalten. „Ich dachte nur an den jungen Mann, der vor kurzem in Bad Godesberg totgeprügelt wurde“, sagt sie. „Einer der Männer trat meinen Mann gegen den Kopf.“ Sie selbst erhielt dann einen Schlag, der ihr die Nase brach.

Mehrere Notrufe wurden abgesetzt, schließlich verzogen sich die beiden Männer. Ein Handyvideo, das aus dem Inneren des Cafés gefilmt wird, zeigt, wie sich einer der beiden noch immer nicht beruhigen kann, sich das T-Shirt auszieht, zum Café zurückkehrt, die Ehefrau anbrüllt und einen Stuhl durch die Gegend schleudert, während ihr Mann wie gelähmt dasteht und sich an den Kopf fasst. Ein Kind schreit verzweifelt: „Mama!“ Die beiden Männer sind klar zu erkennen.

Bis die Polizei endlich eintrifft, vergeht für die Opfer und Zeugen eine quälend lange Zeit. Rund eine halbe Stunde habe man auf die Polizisten gewartet, sagt einer der Zeugen. Auch die 38-Jährige spricht von einem ähnlich langen Zeitraum. Bei der Polizei ist das nicht mehr nachzuvollziehen. „Um 19.28 Uhr ging der Notruf ein, eine Minute später waren bereits Kollegen unterwegs“, berichtet Polizeisprecher Anton Hamacher. Um 19.30 Uhr, nur zwei Minuten nach dem Notruf, seien sie „am Ort“ gewesen, hätten jedoch zunächst nach den beiden Männern gefahndet. „Das geht vor.“ Wann die Polizisten am Café gewesen seien, könne nicht mehr geklärt werden. Um 19.41 Uhr allerdings sei ein weiterer Anruf eingegangen. „Dort wurde nachgefragt, wo die Kollegen bleiben.“

Kennzeichen notiert

Pech für die Schläger: Ein Zeuge aus dem Café sieht die beiden am Montag, als sie eine Arztpraxis verlassen, und notiert das Kennzeichen ihres Autos. „Wir ermitteln wegen gefährlicher Körperverletzung und gehen davon aus, die Täter ausfindig zu machen“, sagt Hamacher. Nach den Zeugenaussagen gehe man davon aus, dass die Männer grundlos losgeprügelt hätten.

Die Frau hat eine gebrochene Nase, ihr Mann einen Riss am Ohr, eine Platzwunde am Kopf, Schürfwunden und Prellungen. Die dreijährige Tochter sei traumatisiert, sagt die Bergheimerin unter Tränen. „Sie ist völlig verstört, sie wollte nach den Prügeln erst einmal nicht zu meinem Mann oder mir.“ Die Familie will sich auch in psychotherapeutische Behandlung begeben.

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