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Historische Bilder von GeschäftenSo sah Burscheid in den 60er- und 70er-Jahren aus

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Burscheid – Das Eiscafé Cordella an der Hauptstraße 64 war im Sommer eine feste Anlaufstelle. Es gehörte zur wichtigen Etappe zum Beispiel auf dem Schulweg und das selbst dann, wenn es einen Umweg bedeutete. Auch ein Abstecher in Güldes Backparadies, wenige Häuser weiter an der Hauptstraße 58, war in den 60er- und 70er-Jahren einen Abstecher wert. Es ging zwar erst ein paar Stufen in den Verkaufsraum hinunter, doch mit der Bezeichnung Paradies hatte es seine Richtigkeit, waren die Backwaren doch himmlisch. Zumal die Kirschtorte laut Zeitzeugen zur Kategorie „Musste man mal probiert haben“ gehörte.

Der Bergische Geschichtsverein, Abteilung Burscheid, zeigt nun bis Freitag, 3. Februar, in der Stadtbücherei an der Hauptstraße 38 eine Ausstellung unter dem Titel „Geschäfte in Burscheid: früher und heute“. Gezeigt werden alte und aktuelle Bilder der Geschäfte entlang der Haupt- und der Höhestraße – sofern dort nicht Baulücken entstanden sind oder wie im Fall des Eiscafés Cordella ein modernes Wohnhaus steht. Mit Wehmut denkt mancher an den Charme der verwinkelten Fachwerkhäuser, der damals noch weitaus ausgeprägter war als heute.

Vogelkäfige auf wenig Raum

Aber es sind vor allem die Menschen und Geschäfte, an die sich die Besucher der Büchereiausstellung immer wieder gerne erinnern. Sei es, dass sie dort ihr Gemüse eingekauft haben oder gar Fische, Kanarienvögel oder getrocknete Schweineohren für den Hund. Das Zoogeschäft an der Höhestraße 57 wurde 1970 von Gustav Kessner eröffnet und auf wenig Raum türmten sich Vogelkäfige und Aquarien. Später zog die Rapp-Medizintechnik ein.

Ein Blick auf die bewegte Geschichte der Geschäfte früher und heute zeigt allerdings, dass sich in Burscheid immer schon ein „kreativer Wandel“ vollzogen hat. In den Kolonialwarenladen von Johann und Amande Thielen an der Höhestraße 66 zogen später Pelze Wolden. Und an der Hauptstraße 23, in der heute der Burscheider Grill untergebracht ist, hatte einst Elli Heiden ihren wohlsortierten Lebensmittelladen, in den anschließend ein Supermarkt der Kette Coop einzog.

Bücherei Teil der Ausstellung

Dass die Kirchenkurve einmal so belebt war, wie es sich moderne Stadtplaner heute nicht in ihren kühnsten Architektenträumen ausmalen würden, zeigt eine Postkarte mit einem Bildmotiv Walther Schliephakes, als er die „Kirmes im Dorf“ malte. Die Bücherei als Ausstellungsort ist gleichsam Teil der Ausstellung. Früher waren hier an der Hauptstraße 38 „Farben und Tapeten Matzik“ angesiedelt, wenige Häuser weiter, an der Hauptstraße 26, ging es weiter mit dem Thema Wohnen: Dort, wo heute Ute Hentschel ihre Buchhandlung hat, war einmal der Raumausstatter Alberson.

Die Metzgerei und Gaststätte von Rudolf Pfitzner hatte ein besonderes „Firmenfahrzeug“, wie Historikerin Sabine Wurmbach beisteuern konnte. Der Karren, mit dem die Metzgerei das Fleisch ausfuhr, wurde von einem großen Hund gezogen. Für dessen Nase dürften die „Dienstfahrten“ eine ständige Herausforderung gewesen sein. Der Geschichtsverein hat die Fotoausstellung gemeinsam mit dem Stadtarchiv und der Werbegemeinschaft „Wir für Burscheid“ konzipiert.

Während der Öffnungszeiten der Bücherei können die Besucher der Schau die Initiatoren der Ausstellung unterstützen, indem sie Daten, Erinnerungen oder kleine Geschichten und Infos auf vorgefertigten Notizzetteln beisteuern. Geplant ist, daraus ein Buch zu machen. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.

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