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VossWipperfürths größter Arbeitgeber setzt bei technischen Berufen auf Frauenpower

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Mit voller Konzentration bei der Arbeit: Rita Schamara beim Einstellen der Fräse.

Mit voller Konzentration bei der Arbeit: Rita Schamara beim Einstellen der Fräse.

Wipperfürth – Das Wort „unkompliziert“ fällt häufig, wenn Meryem Garabet (25), Rita Schamara (37) und Franziska Förster (19) über die Atmosphäre an ihrem Arbeitsplatz bei dem Wipperfürther Unternehmen Voss sprechen. Die drei Frauen sind dort jedoch nicht etwas als Bürokauffrau tätig, sondern zu Berufen ausgebildet, die häufig als reine „Männerdomänen“ betitelt werden.

Zerspanungsmechanikerin

Dass die Ausbildung zur Bürokauffrau, die sie im Übrigen nicht bei Voss startete, nicht das Richtige war, merkte Garabet schnell. „Den ganzen Tag nur im Büro zu sitzen, war einfach nichts für mich“, erinnert sie sich. Schlichtweg um erst einmal Geld zu verdienen, begann sie 2011 bei Voss in der Montage zu arbeiten. inzwischen hat sie eine zweijährige Umschulung zur Zerspanungsmechanikerin abgeschlossen. In diesem Bereich wird sie in Zukunft für die Reinheitsuntersuchungen verantwortlich sein.

Die Tatsache, dass außer ihrer Kollegin Förster sonst nur Männer in der Zerspanungsmechanik arbeiten, störe sie nicht. „Ganz im Gegenteil. Es gibt keine nervigen Zickenkriege“, lacht sie und erntet Zustimmung von Förster. „Natürlich muss man sich erst mal an den raueren Ton unter den männlichen Kollegen gewöhnen, aber dann lernt man die Direktheit wirklich schätzen“, erklärt sie.

Die 19-Jährige aus Hückeswagen wird im Sommer dieses Jahres voraussichtlich ihre Ausbildung zur Zerspanungsmechanikerin in dem Unternehmen abschließen. Ihre ganze Familie ist in technischen Berufen tätig. Das sei jedoch nicht der Grund gewesen, wieso sie sich für diesen Beruf entschied. „Das Programmieren, Rüsten und Vermessen an den Maschinen macht einfach total Spaß“, erzählt sie begeistert.

Eine Ausnahme in Oberberg

Die Frauen bilden mit ihrer Berufswahl in sonst typischen „Männerberufen“ eine Ausnahme in Oberberg. Das spiegelt Statistik der Bundesagentur für Arbeit wieder. Die Top Zehn der Berufsausbildungsstellen (siehe links) zeigt den Unterschied der Interessen zwischen männlichen und weiblichen Bewerbern. Auf dieser Liste findet sich bei den Frauen kein einziger technischer Beruf, während bei den Männern der Industriemechaniker die Liste anführt.

Diese Verteilung spiegelt sich auch bei Voss wieder, weiß der Ausbildungsleiter in der Zerspanungs- und Verfahrensmechanik, Frank Büscher. „Obwohl wir uns durch den Besuch in Schulen bemühen, auch junge Frauen für die Ausbildung in technischen Berufen zu begeistern, sind nur rund zehn Prozent der Bewerber für diese Stellen weiblich“, berichtet er. Dabei seien gerade die Frauen besonders leistungsstark. „Umso motivierter sind dann wiederum die Männer, weil sie ihren weiblichen Kollegen in nichts nachstehen wollen“, berichtet er. Woran das Ungleichgewicht der Geschlechterverteilung in den technischen Berufen liegt, könne er sich nicht erklären.

Rita Schamara sieht sogar Vorteile darin, in der Verfahrensmechanik als einzige Frau zu arbeiten. „Man wird behandelt wie eine Prinzessin“, lacht sie. Seit 2004 ist die Mutter schon bei Voss in Wipperfürth tätig und hat gerade ihre Umschulung zur Verfahrensmechanikerin begonnen. Die Vielfältigkeit im Berufsalltag gefalle ihr besonders gut. Bei der Arbeit stehe sie den männlichen Mitarbeitern in nichts nach, berichtet ihr Kollege Irek Wlodarczyk. „Die meistert sich genauso gut wie alle anderen auch.“

Ein kleiner Unterschied fällt der 37-Jährigen dann aber doch ein: „Weil ich so klein bin, brauche ich bei manchen Maschinen eine Aufstiegshilfe, um an die Bedienpulte zu bekommen“, erzählt sie lachend.

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