AdipositasDas ist der Unterschied zu normalem Übergewicht

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Zunächst wird versucht, das Übergewicht mit Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie in den Griff zu bekommen.

Nach der Karnevalszeit schauen viele Menschen mit Schrecken auf die Waage. Aber wer nur einige Kilogramm zu viel auf den Rippen hat, muss sich nicht zwangsläufig in einem Adipositaszentrum vorstellen. Dr. med. Jürgen Meyer, Leiter des Adipositaszentrums Köln-Merheim erklärt den Unterschied zwischen Adipositas und normalem Übergewicht.

Ab wann ist Übergewicht krankhaft?

Dr. med. Jürgen Meyer: Die Eingruppierung richtet sich nach dem Body Mass Index (BMI), dieser setzt das Körpergewicht in Verhältnis zur Körpergröße zum Quadrat. Ein BMI von 24,9 kg/m² gilt noch als Normalgewicht. Wenn ein 1,70 m großer Mensch 90 kg wiegt, hat er einen BMI von 31,1 kg/m². Nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO ist er übergewichtig. Für die Gesundheit richtig gefährlich wird es bei der sogenannten „morbiden Adipositas“, der Fettleibigkeit. Diese beginnt mit einem BMI von 35 kg/m². Bei unserer 1,70 m großen Musterperson entspricht dies einem Gewicht von etwa 110 kg.

Viele Menschen mit Übergewicht fühlen sich wohl. Müssen nun alle mit Gewalt dünn werden?

Bei meiner Arbeit kümmere ich mich nicht um Schönheitsideale. Keiner sollte sich nur deshalb verändern, weil sein Aussehen anderen nicht gefällt. Aber viele Studien zeigen, dass ein hohes Übergewicht ernste gesundheitliche Störungen nach sich ziehen kann.

Ihr Ansprechpartner

OA Dr. med. Jürgen S. Meyer Leiter des Kompetenzzentrums für Adipositas- und Metabolische Chirurgie

Klinik für Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie Lehrstuhl für Chirurgie I der Universität Witten/Herdecke Krankenhaus Köln Merheim Ostmerheimer Straße 200 51109 Köln

Hotline von 8 bis 15 Uhr für die Terminvergabe der Sprechstunden Telefon: 0221 8907-18500 Fax: 0221 8907-3059

Eine wesentliche Komplikation des Übergewichts ist das „Metabolische Syndrom“. Es ist keine eigenständige Erkrankung, sondern eine Stoffwechselstörung, die sich aus den folgenden Komponenten zusammensetzt: Übergewicht (Adipositas), hohe Blutfettwerte (Fettstoffwechselstörungen), erhöhter Blutdruck und erhöhter Blutzuckerwert (Kohlenhydratstoffwechselstörung). Für Betroffene stellt das Metabolische Syndrom auf Dauer eine ernstzunehmende gesundheitliche Gefahr dar, denn es schädigt das Gefäßsystem und fördert Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wann sollte ich bei Übergewicht einen Arzt zu Rate ziehen?

Wenn Sie nach den WHO-Richtlinien Übergewicht haben, sollten Sie regelmäßig Blutdruck, Blutfettwerte und Blutzucker kontrollieren lassen und mit Ihrem Hausarzt eine Behandlung absprechen. Im Regelfall kommen adipöse Menschen ab einem BMI von mehr als 40 kg/m² oder Personen, die einen BMI größer als 35 kg/m² sowie weitere Gesundheitsstörungen haben, auf Überweisung durch den behandelnden Arzt zu uns. Die Ziele unsere Behandlung sind eine langfristige Senkung und Stabilisierung des Körpergewichts, eine Verbesserung des Gesundheitsverhaltens und –zustand sowie die Steigerung der Lebensqualität.

In welchen Schritten läuft die Behandlung ab?

Wir starten mit einem ausführlichen Gespräch und einer körperlichen Untersuchung. Die anschließende Behandlung richtet sich nach dem Grad der Adipositas. Vor jeder operativen Maßnahme stehen die konservativen Möglichkeiten wie Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Erst, wenn alle ausgeschöpft sind und kein Erfolg sichtbar ist, denken wir über eine Operation nach. Welches Verfahren das individuell richtige ist, hängt von dem Grad des Übergewichts, den Ess-Gewohnheiten und anderen Faktoren ab.

Gibt es auch Betroffene, bei denen ich mich informieren kann?

Wir haben zwischenzeitlich viele Männer und Frauen erfolgreich behandelt. Der Großteil der Patienten hat sich in der Selbsthilfegruppe zusammengeschlossen, die sich regelmäßig trifft. Neben der Gruppe für bereits operierte Patienten gibt es eine zweite Gruppe für neu hinzugekommene Betroffene. Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Homepage des Adipositaszentrums oder bei der Selbsthilfegruppe.

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