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FörderschuleAuflösung der Martin-Luther-Schule in Elsdorf beschlossen

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Die Martin-Luther-Förderschule des Zweckverbandes Bedburg/Elsdorf wird im Sommer 2018 endgültig geschlossen.

Die Martin-Luther-Förderschule des Zweckverbandes Bedburg/Elsdorf wird im Sommer 2018 endgültig geschlossen.

Elsdorf/Bedburg – Die Martin-Luther-Förderschule wird im Sommer 2018 geschlossen. Das hat der Elsdorf-Bedburger Schulzweckverband einstimmig beschlossen.

Die Van-Gils-Stiftung wird im Gegenzug in Niederaußem eine Schule mit Schwerpunkt auf Lernschwäche einrichten für Kinder aus Elsdorf, Bedburg, Bergheim und Pulheim.

Seit Jahren sind die Schülerzahlen zu niedrig – 144 müssten es nach Richtlinie der Bezirksregierung sein. 2015 waren es lediglich 100, daher wurden seitdem keine Eingangsklassen mehr gebildet. Daher sind es im nächsten Schuljahr nur noch 74 Schüler in den verbliebenen vier Jahrgangsstufen. Seit der vom Regierungspräsidium geforderten Schließung hat sich der Zweckverband beharrlich geweigert, die Schließung zu vollziehen, weil ungewiss war, was aus den Schülern werden soll.

Jetzt gibt es eine Perspektive. Die Bergheimer Van-Gils-Schule, auf dem Gelände der Zievericher Burg betrieben von der Caritas, wird eine Dependance in der Niederaußemer Paulusschule, ehemals Hauptschule, einrichten mit den Schwerpunkt Lernen und, wie Manfred Hamacher von der Elsdorfer Fachabteilung ausführte, etwa 20 Prozent Sprache. Schon im nächsten Schuljahr werden Bergheimer Schüler unterrichtet, da die dortige Helen-Keller-Schule ebenfalls aufgelöst wurde. Ein Jahr später sollen die Elsdorfer und Bedburger Schüler dort mit einziehen. Auch Pulheim soll zum Einzugsgebiet gehören. Der Standort sei geeignet, da er mittig im Einzugsgebiet liege und wegen des guten Zuschnitts des Gebäudes, in dem, anders als in Elsdorf, auch eine Mensa für den gebundenen Ganztag Platz hat.

Der Beschlusstext zur Schließung wurde auf Anregung von Jürgen Schiffer in der Verbandsversammlung erweitert um den Passus „trotz erheblicher fachpädagogischer Bedenken“, die alle Mitglieder teilen. Von „Schwachsinn“ über „fahrlässig“ und „harter Einschnitt“ bis „Bauchschmerzen“ reichte die Gefühlslage. „Unser Widerstand hat sich gelohnt“, befand Hans-Wilhelm Olpen, Vertreter der Bedburger Politik.

„Für die Schüler bedeutet das das Ende der Insel“, bedauerte Schulleiterin Doris Gietzen. Sie wünscht sich, dass die vier Klassen nach dem Umzug zusammenbleiben. „Die Schüler werden Probleme bekommen“.

Das fürchten auch die Eltern. Neben weiteren Wegen zur Schule könnten gemischte Klassen mit Lern- und Sprachförderung hinderlich sein. Auch die neue Umgebung könnte den Schülern abträglich sein. Pflegschaftsvorsitzende Elisabeth Tirtey fürchtet, dass die Lehrer nicht mit umziehen und neue Kontakte die gewachsenen ersetzen müssten. „Gerade für unsere Kinder ist das ein Problem“, sagt sie. Andrea Tochtenhagen von der Schulpflegschaft beklagt das „inakzeptable Verhalten des Kreises“. Der hatte sich einer Kooperation mit der kreiseigenen Berrendorfer Michael-Ende-Schule versperrt. „Wir hätten durch mehrere Schwerpunkte der optimalen Förderung in der Michael-Ende-Schule geschadet. Für uns steht der Elternwille an erster Stelle“, sagte CDU-Kreisfraktionschef Willi Zylajew auf Nachfrage. Die Inklusion, die das Aushungern der Förderschulen verursacht, weil Eltern ihre Kinder lieber in Regelschulen schicken, nannte er „theoretisch gut, praktisch nicht“.

„Wir haben jetzt langfristige Planungssicherheit für Schüler und Eltern“, betonte Elsdorfer Bürgermeister Andreas Heller mit Blick darauf, dass für eine Privatschule keine Mindestschülerzahlen gelten. Sein Bedburger Kollege Sascha Solbach hält es für „sinnvoll, selber nach Lösungen zu suchen und mit Nachbarkommunen unkonventionelle Wege zu gehen.“

Das Gebäude an der Desdorfer Straße in Elsdorf gehört hälftig den Städten Elsdorf und Bedburg. Darüber, wie und ob es nach dem Sommer 2018 weiter genutzt werden kann, gebe es laut Auskunft der Stadtverwaltung noch keine Pläne.

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