Abo

Allein unter FrauenMilco Messina hilft bei der Geburt – als männliche Hebamme

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

„Ich mag Kinder“, sagt Milco Messina, 30, auf die Frage, warum er Entbindungshelfer wurde.

Über Frauenärzte wundert sich niemand, was aber, wenn plötzlich eine männliche Hebamme im Wochenbett neben uns steht? Dann ist das schon eine Rarität.

Zu den 21.000 beim Deutschen Hebammenverband registrierten Hebammen in Deutschland gehören nämlich nur sechs männliche Entbindungshelfer. Einer davon ist Milco Messina.  

Der 30-jährige Hannoveraner mit italienischen Wurzeln arbeitet seit gut einem Jahr im Henriettenstift und ist dort schon fast so etwas wie eine Berühmtheit. Natürlich sei ihm anfänglich auch Skepsis entgegen gebracht worden, erzählt er.

Ein Mann, der Frauen das Stillen erklärt

Ein Mann, der einer Frau das Stillen erklären soll? Nun, ein Arzt muss schließlich auch nicht selbst entbunden haben, um ein guter Gynäkologe zu sein. Trotzdem wollten wir von Milco Messina wissen, wie er zu diesem für Männer doch noch ungewöhnlichen Beruf kam.

Herr Messina, bei Ihrer eigenen Geburt gab es einige Schwierigkeiten, weshalb Sie sich schließlich näher mit dem Thema beschäftigen wollten. Ist Ihr Beruf also auch eine Mission für Sie?

Messina: Nein, meinen Beruf würde ich nicht als Mission bezeichnen. Wir helfen einfach Kindern, auf die Welt zu kommen, begleiten sie ins Leben. Im Moment arbeite ich aber nicht im Kreißsaal, sondern auf der Wochenbettstation und begleite frisch gebackene Familien an ihren ersten gemeinsamen Tagen.

Das Schöne an unserer Arbeit – und das unterscheidet sie von anderen Jobs im Pflegebereich – ist, dass wir auf zwei Leben gleichzeitig aufpassen dürfen. Auf das der Mutter und auf das des Kindes.

Das klingt schön. Hat Sie Ihr Beruf verändert?

Messina: Ich glaube schon. Früher war ich nicht so mutig wie heute.

Geburten sind Extremsituationen. Gab es da eine, die Sie nachhaltig beeindruckt hat?

Messina: Die erste Geburt, die ich je gesehen habe. Die hat mich wirklich geschockt. Ich wusste nicht, was mich erwartete. Und dann war der Kopf des Kindes für einige Sekunden blau. Ich dachte „Oh Gott, das Kind ist blau“. Das Kind war wirklich blau. Dass das schon mal vorkommen kann, wenn ein Baby den ersten Atemzug noch nicht gemacht hat, das wusste ich bis dahin nur in der Theorie. Mittlerweile bin ich routinierter.

Wie kamen Sie denn auf die Idee, Geburtshelfer zu werden?

Messina: Ich habe mich für diesen Beruf entschieden, weil ich Kinder mag. Ich wollte einfach mit den Kleinsten arbeiten. In Italien ist es außerdem nicht so ungewöhnlich wie in Deutschland, als Mann Hebamme zu werden. In meinem Geburtsort zum Beispiel gibt es allein drei Entbindungspfleger.

War Ihr Berufswunsch für Ihre Familie also ganz normal?

Messina: Meine Familie war von Anfang an begeistert und hat mich und meine Entscheidung unterstützt.

Gibt es denn Schwangere, Gebärende oder Wöchnerinnen, die skeptisch auf Sie als männlichen Geburtshelfer reagieren?

Messina: In Deutschland schon, in Italien nicht, das kann ich aber auch nachvollziehen. In Deutschland gibt es eben bislang noch kaum männliche Hebammen. Da ist es dann ja nur normal, wenn die Frauen erst einmal komisch gucken. Aber nach der ersten Überraschung legt sich das schnell.

Möchten Sie selbst später auch Kinder?

Messina: Natürlich möchte ich Kinder, zwei wären optimal. Meine zukünftige Frau möchte gern drei. Wir werden eine Kompromisslösung finden (lacht).

Ich möchte natürlich auch unbedingt bei den Geburten dabei sein. Dann aber bitte als werdender Papa – und nicht als Hebamme.

KStA abonnieren