Wohlfahrtsverbände in Rhein-BergLandesweite Standards für OGS gefordert

Lesezeit 4 Minuten
Symbolbild

Symbolbild

Rhein-Berg – Offene Ganztagsschulen haben sich zum Renner entwickelt. Damit die Qualität der Betreuung nicht auf der Strecke bleibt, hat die Freie Wohlfahrtspflege die Kampagne „Gute OGS darf keine Glücksache sein“ gestartet. Bei der Abschlusskundgebung am kommenden Mittwoch in der Nähe des Düsseldorfer Landtags sind auch die fünf Wohlfahrtsverbände als Träger von OGS aus dem Kreis dabei: mit 90 Mitarbeiterinnen aus insgesamt 50 Einrichtungen.

Oft fehlen pädagogische Fachkräfte und geeignete Räume. „Es geht um eine bessere Finanzierung und landesweit einheitliche Standards “, nennt Inge Lütkehaus, Geschäftsführerin des Paritätischen Rhein-Berg, die beiden Hauptforderungen der Aktion.

Sie habe den Eindruck, dass die qualitativen Aspekte der Betreuung immer weiter hinter den teils notdürftigen Ausbau der Räumlichkeiten zurückgetreten sei. Mit dieser Meinung ist sie nicht alleine. Um die Problematik zu diskutieren, sind Vertreter aller Wohlfahrtsbände im Büro des Paritätischen an der Paffrather Straße in Bergisch Gladbach zusammengekommen: George Koldewey vom Caritasverband, Alwine Pfefferle von der Arbeiterwohlfahrt, Reinhold Feistl vom Deutschen Roten Kreuz, Andreas Reball-Vitt von der Diakonie und Rita Stegmann-Rönz als pädagogische Leitung des Paritätischen.

„Die OGS ist bei den Eltern als Erfolgsmodell längst angekommen“, sagt Reinhold Feistl (DRK). Vor zehn Jahren hätten die Einrichtungen mit 60 Kindern begonnen. „Heute sind wir bei 150 Kindern und mehr angekommen.“ Viele Eltern müssen monatelang zittern, bis sie wissen, ob ein Betreuungsangebot am Nachmittag für ihr Kind zur Verfügung steht, damit sie ihren Beruf nicht aufgeben müssen. In Bergisch Gladbach zum Beispiel stehen noch 224 Kinder auf Wartelisten für eine Nachmittagsbetreuung in einer OGS.

Vergrößerung geht auf Qualität

„Die Vergrößerung von Gruppen geht auf die Qualität“, sagt Rita Stegmann-Rönz (Paritätischer). Inzwischen seien viele Mitarbeiter an ihrem Limit angekommen. Deshalb könne beispielsweise die Notlösung an der GGS-Refrath, wo ab August 31 Kinder zusätzlich betreut werden sollen, nur eine einmalige Ausnahme für diesen Jahrgang bleiben. „Das kann keine Dauerlösung sein.“ Eltern könnten die Qualität der Einrichtungen meist nicht bewerten. Meistens seien sie wohl einfach nur froh, wenn sie überhaupt einen Platz ergattern könnten.

Zudem haben die Träger Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden. „Der Job ist einfach nicht attraktiv genug“, meint George Koldewey (Caritas). OGS-Betreuer arbeiten meist nur Teilzeit von 12 bis 17 Uhr. Deshalb gehen pädagogische Fachkräfte nach den Erfahrungen der Träger lieber in eine Kita, wo sie meist auch besser bezahlt werden. „Wenn wir einen Zuschuss zur Ausbildung bekämen, könnten wir wenigstens selbst für unseren Nachwuchs sorgen“, sagt Alwine Pfefferle (Awo).

Inklusion von Kindern mit Behinderung

Als weiteren wichtigen Aspekt von Offenen Ganztagsschulen nennt Andreas Reball-Vitt (Diakonie) die Inklusion von Kindern mit Handicap: „Hierfür brauchen wir speziell ausgebildetes Personal für den Nachmittag, das es zurzeit nicht gibt und auch nicht finanziert wird.“

Bei ihrer Fahrt nach Düsseldorf haben die Betreuer bunt bemalte T-Shirts ihrer Schützlinge im Gepäck. Sie zeigen, was den Kindern an ihrer OGS gefällt und was nicht. Auch, was sie sich wünschen, erfährt man. Mehr Ausflüge und mehr Zeit für Spiele, ist auf einem Exemplar zu lesen. Alle T-Shirts sollen am Mittwoch auf einer Wäscheleine neben dem Landtag aufgehängt werden.

Übergangslösung gilt immer noch

Konzipiert war die Offene Ganztagsschule vor 14 Jahren als Übergangslösung zum gebundenen Ganztag (Schulpflicht am Nachmittag). Heute gilt die Übergangslösung eines freiwilligen Nachmittagsprogramms immer noch. Die personelle und räumliche Ausstattung der Einrichtungen hängt von den finanziellen Möglichkeiten der jeweiligen Kommune ab.

Die Kampagne „Gute OGS darf keine Glückssache sein“ setzt sich für landesweite Standards zu Kosten, Betreuung und Qualifikation ein. Die Forderungen lauten unter anderem: maximale Gruppengröße 25 Kinder, eine pädagogische Fachkraft (27,5 Wochenstunden) plus eine Ergänzungskraft (15 Stunden) für eine Gruppe. Dazu Küchenpersonal und Sachkosten.

Demnach würden sich jährliche Kosten von 3170 Euro pro Kind und Jahr auf der Basis des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst ergeben. Im Rheinisch-Bergischen Kreis wird ein Platz zurzeit mit jährlich 2200 bis 2500 Euro gefördert. (ub)

KStA abonnieren