PassantenzählungSchildergasse rutscht im Einkaufsstraßen-Ranking auf Platz vier

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Die Kölner Schildergasse hat an Anziehungskraft verloren.

Köln – Im vergangenen Jahr war die Kölner Schildergasse noch die am stärksten frequentierte Einkaufsstraße der Republik. Binnen Jahresfrist ist die Einkaufsmeile auf Platz vier abgerutscht – hinter der neuen Nummer eins „Frankfurter Zeil“, der Kaufinger Straße in München und der Flinger Straße in Düsseldorf. Basis ist die Berechnung der Passantenfrequenz, die das Maklerunternehmen Jones Lang LaSalle (JLL) am ersten Samstag im Mai zwischen 13 und 16 Uhr vorgenommen hat.

„Der Vorjahressieger Schildergasse verlor deutlich von 16.835 Passanten auf  13.505“, sagte Helge Scheunemann von JLL. Das Maklerunternehmen führt regelmäßig Passantenzählungen durch. Insgesamt sei die Zahl der gemessenen Passanten bundesweit  gestiegen – von 708.545 auf 722.780. Das sind gut 10.000 mehr als im Fünf-Jahres-Schnitt.

Kritik an Passantenzählungen

Kritiker betonen, Passantenzählungen seien immer Momentaufnahmen, das Ergebnis  hänge von verschiedenen Faktoren ab – etwa auch von Veranstaltungen, die viele Gäste anziehen, oder aber von Baustellen, die Besucher  abhalten. Durchgeführt werden sie auch von anderen großen  Maklerbüros, die teilweise zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

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„Bei der letzten große Zählung von  Engel & Völkers im Frühjahr landete die Schildergasse auf Platz drei hinter Stuttgart und knapp hinter München, aber deutlich vor Frankfurt und Düsseldorf“, sagt Jürgen Dax, Hauptgeschäftsführer des  Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels in Köln.

Online-Einkauf löst Einkaufsstraße ab

„Die Ergebnisse müssen immer mit Vorsicht betrachtet werden“, so Dax weiter. „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass dabei konkrete geschäftliche Interessen der Auftraggeber der Studien eine Rolle spielen.“ Weil Kunden mehr online kauften und mehr Bank- und Versicherungsgeschäfte zu Hause tätigten, seien für sie in den vergangenen Jahren viele Anlässe für den Besuch der Innenstadt weggefallen, betont Dax.

Die Passantenfrequenz sei für den Handel natürlich wichtig, sage am Ende aber nichts darüber aus, wie viel die Kunden tatsächlich auch in den Geschäften einkaufen. Aber: „Dass die Kölner Schildergasse sich im Wesentlichen auf die untere bis mittlere Konsumschiene im Angebot konzentriert, dürfte die Frequenz  ebenso wenig beleben wie die mitunter schwierige respektive teure Erreichbarkeit der Kölner City“, so Dax weiter. „Gerade weil mittlerweile in den Einkaufsstraßen erkennbar mehr flaniert als gekauft wird, hilft ein gut gemachter Sortiments- und Genre-Mix die Passantenzahl zu erhöhen.“

Düsseldorf liegt vor Köln

Blickt man auf die ersten drei Top-Einkaufsmeilen in Frankfurt, München und Düsseldorf, so falle auf, dass „dort nicht nur das Kaufen im Vordergrund steht, sondern auch das Erlebnis und die Präsentation zahlreicher neuer Einzelhandels-Konzepte“, sagt Peter Lausmann von JLL.

So gebe es in den Straßen mehr Pop-Up-Stores, also Ladenlokale, die temporär an wechselnde Geschäfte vermietet werden. „Das zieht Besucher an, weil sie wissen, dass ihnen immer etwas Neues geboten werde“, sagt Lausmann. Ein Manko an  der Schildergasse, aber  vor allem auch der Hohe Straße, die laut JLL in diesem Jahr auf Platz 14 landete (Vorjahr Platz 16) ist nach Einschätzung von Experten vor allem die „geringe Aufenthaltsqualität“. Das heißt,  es gebe „zu wenig  attraktive Gastronomie, die die Besucher  zum Verweilen einlädt“.

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