Abo

„Auf der Wacholder II“In Mechernich soll eine Holzbausiedlung entstehen

Lesezeit 3 Minuten
In Kommern bauen Martin Hilger (r.) und Bauleiter Philippe Brüls ein Holzhaus.

In Kommern bauen Martin Hilger (r.) und Bauleiter Philippe Brüls ein Holzhaus.

Mechernich – Das Bauen mit Holz war einst gängige Praxis, wie ein Blick in Orte, in denen die alten Fachwerkhäuser noch erhalten sind, beweist. Doch vielfach ist Holz als Baustoff ein wenig in Vergessenheit geraten.

Dem will die Stadt Mechernich nun entgegenwirken – und sich zugleich auf ihre reiche Geschichte des Holzfachwerkbaus besinnen. Dem modernen Bauen mit Holz will man besondere Aufmerksamkeit schenken. In dem neu ausgewiesenen Baugebiet „Auf der Wacholder II“ soll daher nach den Vorstellungen von Stadtplaner Thomas Schiefer eine gehobene Wohnsiedlung entstehen, deren Bau- und Gestaltungskonzept beispielhaft für die Eifel und darüber hinaus sein soll.

Holz soll zentrale Rolle spielen

Wie der Name schon sagt, soll in der Holzbausiedlung das Holz als Baumaterial eine zentrale Rolle spielen. „Die Verwendung von Holz ist der Ausdruck eines Lebensgefühls“, so Schiefer. Es folge dem Bedürfnis nach maßvollem und umweltbewusstem Handeln, das dem Einzelnen wie der Gemeinschaft dienlich ist. „Immer mehr Menschen wünschen sich ein der Natur und Landschaft zugewandtes Bauen“, so Schiefer.

Nach Vorstellung des Stadtplaners sollen kleinere Wohnhöfe entstehen. Gebäude- und Dachform sollen genau wie Material und Farbe für Fassaden und Dachflächen abgestimmt werden. Garagen oder Carports beispielsweise sollen in Anlehnung an traditionelle Eifeler Bauformen – häufig ein Langhaus mit angebauten Wirtschaftsgebäuden – in die Architektur eingebunden werden.

Die an die Wohnhöfe grenzenden Erschließungsflächen sind „halböffentlich“ und sollen dem Aufenthalt, dem Spiel der Kinder und der nachbarschaftlichen Kommunikation dienen „Barrierefreiheit, Mehrgenerationenwohnen oder gelebte Nachbarschaft sind genauso möglich wie zurückgezogenen Privatheit“, erklärte Schiefer weiter.

Holz muss nicht sichtbar sein

Wer nun eine neu gebaute Fachwerk-Siedlung vor Augen hat, irrt jedoch. Bei der Außengestaltung der Häuser muss das Holz gar nicht sichtbar sein: Verputzte Fassaden, die den konstruktiven Baustoff nicht auf Anhieb erkennen lassen, sind genauso denkbar.

Ein Gestaltungsbeirat soll im Vorfeld den potenziellen Bauherren beratend zur Seite stehen und Empfehlungen abgeben. In einem Musterhaus sollen Möglichkeiten gezeigt werden – in diesem Haus werden Interessenten auch testweise übernachte können. „Seit zweieinhalb Jahren beschäftigen wir uns mit der Idee einer Holzbausiedlung. Sie ist inzwischen rechtskräftig und werthaltig, weil nachhaltig“, so Schiefer.

Auf insgesamt 35500 Quadratmetern können im Neubaugebiet 48 Wohngebäude errichtet werden. 480 bis 800 Quadratmeter groß sind die Grundstücke. Die Hälfte soll im Holzbau, die andere Hälfte in konventioneller Bauweise entstehen. „Drei konkrete Interessenten gibt es schon für die Holzhaussiedlung“, so Schiefer.

Verkauf der Grundstücke beginnt im Herbst

Peter Dierichsweiler, Wirtschaftsförderer der Stadt Mechernich, sagte, dass die Stadt ab Herbst dieses Jahres mit dem Verkauf der Grundstücke beginnen will. „Wir begeben uns auf ein Stück Neuland“, so Schiefer. Annette Köhne-Dolcinelli, die neue Leiterin des Holzkompetenzzentrums Rheinland in Nettersheim, machte sich stark für Holz als attraktive und bewährte Lösung im Wohnungsbau. „Die Holzsiedlung ist ein Leuchtturmprojekt für die ganze Region.“ Auch Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick freut sich auf die neue Siedlung: „Das wird ein Baugebiet, das im Einklang mit der Natur steht.“

Bauen mit Holz

Martin Hilger, der in Broich einen Holzhandel besitzt, baut derzeit in Kommern ein modernes Holzhaus. Günstig ist das nicht. „Es ist etwa zehn Prozent teurer, als ein konventionell gebautes Haus“, sagt er. Die Bauzeit sei jedoch in der Regel kürzer.

Als Vorteile sieht Hilger die guten Wärmeschutz-Eigenschaften im Winter wie im Sommer und Brandschutzwirkung der eingesetzten Holzfaserdämmplatten an. Darüber hinaus gebe es nahezu unbegrenzte Planungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, da der Baustoff leicht sei und über eine hohe Traglast verfüge.

Neben den baufachlichen Aspekten sieht Hilger auch einen eher emotionalen Faktor: „Der natürliche Naturstoff Holz wirkt angenehm und beruhigend.“ (küp)

KStA abonnieren