Besitzer der „blutigen Jacke“Beschuldigter im Fall Niklas nach Schlägerei in U-Haft

Lesezeit 3 Minuten
Nahe des Tatortes am Rondell in Bad Godesberg gedachten viele Menschen des im Mai 2016 zu Tode geprügelten Niklas – ein Fall, der für viel Aufsehen gesorgt hat.

Nahe des Tatortes am Rondell in Bad Godesberg gedachten viele Menschen des im Mai 2016 zu Tode geprügelten Niklas – ein Fall, der für viel Aufsehen gesorgt hat.

Bonn – Ein 22-Jähriger, der zu den Beschuldigten im Aufsehen erregenden Fall Niklas gehört, ist am Dienstag in Untersuchungshaft geschickt worden. Der Tatvorwurf: Gefährliche Körperverletzung. Dem jungen Mann wird aktuell vorgeworfen, zusammen mit drei weiteren Verdächtigen in der Nacht zum 8. Juli zwei Männer durch Schläge schwer verletzt zu haben. Die Polizei nahm den 22-Jährigen am Dienstagmorgen fest, ein Haftrichter schickte ihn in U-Haft.

Ali P. (Name geändert) war im Zuge der Ermittlungen und den zwei Strafprozessen im Fall Niklas immer stärker in den Fokus der Ermittler gerückt, aber es gab keine Beweise, die belastend genug für eine Anklage waren. Die Ermittlungen im Fall Niklas gegen ihn dauern nach Rundschau-Informationen immer noch an.

Zur Erinnerung: Der damals 17-jährige Niklas war im Mai 2016 am Rondell hinter dem Bad Godesberger Bahnhof durch Schläge so schwer verletzt worden, dass er fünf Tage später starb. Der Fall hatte weit über die Region hinaus für Aufsehen und Schlagzeilen gesorgt und die Frage der Sicherheit auf Straßen und Plätzen nicht nur in Godesberg hochkochen lassen.

Im Hauptverfahren war der Angeklagte (21) im Mai dieses Jahres vom Vorwurf der Körperverletzung mit Todesfolge freigesprochen worden. Die Richter konnten damals nicht ausschließen, dass der 21-Jährige Opfer eine Verwechslung geworden war.

Ist Ali P. der Doppelgänger?

Genau dieser mögliche „Doppelgänger“ könnte Ali P. gewesen sein, der jetzt wegen anderer Vorwürfe in Untersuchungshaft sitzt. Zum aktuellen Fall teilte die Polizei lediglich mit, dass der am Dienstagmorgen Festgenommene in der Nacht zum 8. Juli auf der Koblenzer Straße in Bad Godesberg nach einem Streit auf offener Straße zusammen mit drei mutmaßlichen Komplizen zwei Männer durch Schläge schwer verletzt haben soll. Es hätten sich schnell Hinweise auf den 22-Jährigen ergeben. Die Staatsanwaltschaft habe einen Haftbefehl gegen den jungen Mann erwirkt, der „in der Vergangenheit hinreichend wegen der Begehung gleich gelagerter Delikte in Erscheinung getreten ist“, wie es im Polizeibericht heißt.

Am Dienstag wurde der 22-Jährige in seiner Wohnung festgenommen. Zeitgleich wurde die Wohnung eines 23-jährigen Verdächtigen durchsucht; gegen ihn ermittelt die Kripo wegen des Verdachts der Körperverletzung und zusätzlich wegen des Verdachts auf Drogenhandel. Während er und ein weiterer Verdächtiger nach der Vernehmung wieder auf freien Fuß kamen, bestätigte ein Richter den Haftbefehl gegen Ali P.

Ali P. soll der Besitzer der blutigen Jacke sein

Er soll, das zeigte sich im Rahmen des Hauptverfahrens im Fall Niklas, dem im Mai vom Vorwurf der Körperverletzung freigesprochenen Angeklagten zum Verwechseln ähnlich sehen. Ihm soll zudem die Jacke gehört haben, der Spuren von Niklas’ Blut anhafteten und die beim später freigesprochenen 21-Jährigen gefunden worden war. Im Zuge des Prozesses hatte schließlich eine Zeugin überraschend ausgesagt, nicht der Angeklagte, sondern Ali P. solle Niklas in der fraglichen Nacht geschlagen und getreten haben. Nach dem Freispruch rückte Ali P. wieder stärker ins Visier der Ermittler.

Ein weiterer an der Tat Beteiligter (22) war im Juni dieses Jahres zu 15 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden, und zwar wegen dreier gefährlicher Körperverletzungen sowie Beteiligung an einer tödlichen Schlägerei. Der Richter hatte klargestellt, dass der 22-Jährige Niklas kein Haar gekrümmt habe, er aber mitverantwortlich für die folgenschwere Schlägerei gewesen sei. Ihm wurde vor allem zur Last gelegt, dass er Zeugen im Fall Niklas eingeschüchtert und zusammengeschlagen hatte. Gegen das Urteil ist Revision eingelegt worden.

Ali P. saß nie wegen des Falls Niklas in Haft, wohl aber zeitweise wegen eines anderen Delikts. Er kam jedoch im Frühjahr wieder frei. Der Intensivtäter sollte eigentlich bereits im Juni vergangenen Jahres nach Tunesien abgeschoben werden, wegen der ungeklärten Fragen im Fall Niklas gab es für die Abschiebung jedoch kein grünes Licht.

Das könnte Sie auch interessieren:

KStA abonnieren