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Die letzten ihrer ArtImmer mehr Metzgereien schließen im Rhein-Erft-Kreis

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Im Laden von Ludwig Nussbaum in Bergheim scheint die Zeit stehengeblieben zu sein.

Im Laden von Ludwig Nussbaum in Bergheim scheint die Zeit stehengeblieben zu sein.

Rhein-Erft-Kreis – Wolfgang Axers Optimismus trotzt den ernüchternden Zahlen. „Für Metzgereien wird es immer einen Weg geben, am Markt zu bestehen“, sagt der Obermeister der Fleischer-Innung Rhein-Erft. Einer ganzen Reihe seiner Kollegen hat sich dieser Weg in der jüngeren Vergangenheit nicht eröffnet. Sie haben in ihren Läden den Rollladen für immer heruntergelassen.

Mehr als 60 eigenständige Metzgereien gab es zu Boomzeiten Ende der 70er-Jahre im Kreis. Geblieben sind 20 Betriebe, die der Innung angehören. Und damit ist das Ende des Niedergangs noch nicht erreicht. „Fünf weitere Metzgereien werden in den kommenden fünf Jahren schließen“, sagt Axer. Neugründungen sind nicht in Sicht. „Da kann einem schon ein wenig bange werden“, meint der Metzgermeister, der Geschäfte in Erftstadt-Gymnich, Frechen-Bachem und Kerpen betreibt.

Ein Stück Alltagskultur

Er fürchtet weniger um die eigene Existenz, als vielmehr um den Verlust handwerklicher Tradition und eines Stücks Alltagskultur. Zumal die Situation im Rhein-Erft-Kreis symptomatisch für die der gesamten Branche ist und vielerorts der Nachwuchs fehlt.

Trotz konstanten Fleischkonsums spielen die eigenständigen Metzgereien eine immer geringere Rolle. Beinahe eine Rarität sind inzwischen Betriebe, die selbst schlachten. Axers Metzgerei ist eine von drei im Rhein-Erft-Kreis, auch wenn die Menge inzwischen deutlich zurückgegangen ist. „Vor 15 Jahren haben wir pro Woche noch 70 Schweine geschlachtet. Heute sind es 24“, sagt der Metzgermeister, der sein Geschäft in vierter Generation betreibt.

Wandel kaum abwendbar

Axer weiß, dass er und seine Kollegen diesen Wandel kaum aufhalten können. „Die Leute haben weniger Zeit, um ihre Besorgungen zu erledigen. Sie kaufen deshalb ihr Fleisch dort, wo sie auch alles andere bekommen. Und das ist nun einmal der Supermarkt“, sagt er. Außerdem habe sich die Angebotsseite seit der Jahrtausendwende deutlich gewandelt. Heute führe eben auch jeder Discounter Schnitzel, Steaks und Wurst.

Für den klassischen Metzger heißt es, sich dem Markt anzupassen, Stammkundschaft zu pflegen und Nischen zu suchen. Dabei habe man durchaus Trümpfe in der Hand, meint Axer. Man könne auf jahrelange Erfahrung und Beziehungen im Einkauf zurückgreifen, den Kunden beraten und ein breites Spektrum an regionalen Spezialitäten anbieten oder aber sein Geschäft breiter aufstellen. Außerdem, meint Axer, stimme das Preis-Leistungsverhältnis. „Wir sind nicht teurer als der Supermarkt und hausgemachte Wurst schmeckt einfach anders als industriell hergestellte Massenware.“

Unterschiedliche Herangehensweise

Die verbliebenen Betriebe im Rhein-Erft-Kreis haben unterschiedliche Wege gefunden, sich dem veränderten Marktbedingungen anzupassen. Manche schlachten noch selbst, andere setzen verstärkt auf Partyservice und Catering oder verkaufen spezielle Produkte wie Dry-Aged-Beef oder besonderes Grillfleisch. Nachfolgend einige Beispiele für das Angebotsspektrum der Metzgereien im Kreis.

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