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Kölner SeilbahnunglückGlückwünsche für Feuerwehr aus Japan und Kanada

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Stillstand bei der Kölner Seilbahn am Sonntag.

Köln – Bis in die „New York Times“ hat es das Kölner Seilbahnunglück mit einer Meldung geschafft. Fotos und Videos des dramatischen Rettungseinsatzes gingen um die Welt. „Wir haben das mit einiger Verwunderung festgestellt“, sagte Kölns Feuerwehrchef Johannes Feyrer am Dienstag. Feuerwehrleute von Japan bis Kanada hätten seinen Mitarbeitern zu der „tollen Leistung“ gratuliert. „Das lässt die Dimension dieses Einsatzes erkennen, die wir am Sonntag gar nicht so erkannt hatten“, so Feyrer.

In seinen Worten dürfte allerdings auch eine gewisse Portion Understatement liegen. Denn natürlich weiß der erfahrene Feuerwehrdirektor, welche Wirkung diese spektakulären Bilder entfacht haben. Andererseits war der Einsatz aus Sicht seiner Höhenretter tatsächlich nicht so ungewöhnlich wie für den Rest der Welt.

40 ausgebildete Höhenretter bei der Feuerwehr Köln

„Die Rettung an sich, die Abläufe, die Handgriffe, waren wie in einer Übung“, schildert Marcus Rausch, „nur dass die eine Gondel eben ziemlich schräg hing und die Tür nicht geöffnet werden konnte – sonst wären die Fahrgäste rausgefallen.“

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Rausch ist einer von 40 ausgebildeten Höhenrettern bei der Berufsfeuerwehr Köln. Mindestens sechs von ihnen sind immer im Einsatz, weitere werden im Ernstfall herbeitelefoniert. Etwa hundert Einsätze absolvieren die Spezialisten jedes Jahr. Stationiert ist die Staffel auf der Feuerwache in Ehrenfeld.

Rausch befreite vierköpfige Familie aus verkeilter Gondel

Marcus Rausch hatte Sonntagsdienst, als um 15.26 Uhr der Alarm „Hilfe für die KVB“ ausgelöst wurde. „Auf dem Weg zur Seilbahn habe ich mir das Szenario ausgemalt.“ Der 34-Jährige ist seit 14 Jahren bei der Feuerwehr, seit fünf Jahren Höhenretter und hat in dieser Zeit jede Menge Seilbahn-Erfahrung gesammelt: Er hat nicht nur vor zwei Wochen an einer Übung teilgenommen, bei der das Abseilen von Fahrgästen aus zufällig exakt jener Gondel trainiert wurde, die am Sonntag stecken blieb. Auch vor drei Jahren half Rausch, eine Familie zu befreien, die im Sturm über dem Rhein festgefahren war. „Für uns ist es Standard, dass die Menschen da, wo wir hingehen, nicht mehr weiter wissen“, sagt er nüchtern.

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Am Sonntag war Marcus Rausch derjenige, der die vierköpfige Familie aus der havarierten Gondel abseilte. Durch den plötzlichen Ruck war die Heckscheibe herausgesprungen. Wäre das nicht geschehen, hätten die Retter die Scheibe selbst herausgenommen. „Es war die beste Möglichkeit, die Eltern und die beiden Kinder aus der schräg hängenden Gondel herauszuholen“, schildert Rausch.

Ursachensuche bei der KVB, Aufräumen bei der Feuerwehr

Die Atmosphäre in der Kabine beschreibt der Feuerwehrmann als ruhig. Der vierjährige Sohn habe interessiert geguckt, der zweijährige geschlafen. Gemeinsam mit den Eltern habe er entschieden, den Vater und den älteren Sohn zuerst abzuseilen, erzählt Rausch. Der Vater habe näher an der Heckscheibe gesessen.

Als die vier in Sicherheit waren, machte Rausch weiter, rettete in den folgenden Stunden noch vier weitere Personen, eine Familie aus Kuwait, mit der er sich auf Englisch sowie „mit Händen und Füßen“ verständigt habe. Während bei der KVB nun die Ursachensuche läuft, ist für die Höhenretter Aufräumen angesagt. Feyrer: „Bis wir unser letzes Seil geprüft haben, wird es noch eine Woche dauern.“

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