Streit um RuineHaus Spielfeld dem Verfall preisgegeben – Neuer Termin vor Gericht

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Das Haus war früher ein Erholungs- und Freizeitheim.

Das Haus war früher ein Erholungs- und Freizeitheim.

Feld – Ein Krankenbett mit Matratze steht zwischen weit geöffneten Türen und inmitten umgestürzter Möbel. Kaum eine Fensterscheibe ist noch ganz, überall liegen Scherben. Schutt türmt sich zu Bergen, ein Feuerlöscher ist von der Wand gerissen, daneben hat jemand gesprüht: „Do not enter“ – „Nicht betreten“. Doch die Stahlgitter, die Neugierige eben davon abhalten sollen, sind längst umgestürzt und geben den Weg zur Ruine von Haus Spielfeld frei. Seit bald sieben Jahren verfällt in der Reichshofer Ortschaft Feld das frühere Erholungsheim.

„Dieses Trümmerfeld ist eine wirklich große Gefahr“, sagt Ralf Oettershagen, Fraktionschef der SPD im Reichshofer Gemeinderat, und berichtet davon, dass sich die Nachbarn immer wieder über Lärm aus dem leerstehenden Gebäudekomplex beschweren: „Erst waren es die Metall- und Kupferdiebe, die hier alles kurz und klein schlugen, um Beute zu machen. Und heute sind es ungebetene Gäste, die Partys feiern, oder Jugendliche, die hier einen Abenteuerspielplatz vorfinden.“ Auch prangen Graffiti an den Wänden, die durchaus als Nazi-Symbole gedeutet werden können. Jetzt wollen Reichshofs Sozialdemokraten auf den Schandfleck am Rand des Dorfes aufmerksam machen „und endlich Bewegung in die Sache bringen“.

Draußen türmen sich die Schrottberge.

Draußen türmen sich die Schrottberge.

Bis vor fünf Jahren war zunächst der gemeinnützige Verein „Familienferienwerk Oberberg“ um seinen früheren Geschäftsführer Klaus Hebborn (heute 61) Besitzer dieses im Jahr 1962 als Emmi-Welter-Haus und Kurheim errichteten Komplexes. Bauherr war das Müttergenesungswerk, Mütter mit ihren Kindern machten fortan dort Urlaub. 1999 erfolgte eine erste Sanierung: 2,5 Millionen D-Mark investierte das Werk in die Immobilien. 2007 kaufte schließlich das Familienferienwerk Oberberg die rund 22 000 Quadratmeter große Anlage und das gemeinnützige Projekt „Haus Spielfeld“ zog ein. Die neuen Besitzer organisierten Ferienfreizeiten für benachteiligte Familien.

Im Haus befinden sich noch Möbel.

Im Haus befinden sich noch Möbel.

„Weil wir Ehrenamtler aber im Juli 2012 den Betrieb wegen erhöhter Brandschutz- und Abwasserauflagen nicht mehr stemmen konnten, haben wir die Anlage verkauft“, blickt Hebborn zurück. Käufer war die Betreibergesellschaft des Senioren- und Pflegeheims von Haus Manshagen in Gummersbach-Derschlag – Kaufpreis: 1,24 Millionen Euro, Mobiliar und Alltagsgegenstände, etwa Geschirr, gab es als Geschenk. Hebborn: „Gesehen haben wir bisher keinen Cent.“

Zudem seien monatliche Zahlungen in Höhe von 25 000 Euro für ein Jahr als Nutzungsentschädigung vereinbart worden, „aber auch diese blieben aus“. 2014 geriet die Senioren-Wohnpark Haus Manshagen GmbH selbst in wirtschaftliche Schieflage: Nachdem die Gesellschaft in die Insolvenz gesteuert war, ging Haus Spielfeld im Sommer vergangenen Jahres an das Familienferienwerk zurück. Heute ist der Verein immer noch Eigentümer der leer stehenden Einrichtung. „Trotzdem haben die gescheiterten Käufer weitere Abbrucharbeiten vorgenommen“, sagt Hebborn.

Das Haus steht seit Jahren leer.

Das Haus steht seit Jahren leer.

Er wirft dem Nachfolger nicht nur mutwillige Zerstörung vor: Sein Verein sei Opfer eines Betrugs. „Uns wurde zweimal übel mitgespielt“, sagt der Elsenrother. „2012 haben wir die Häuser in einem Top-Zustand verkauft, zwei Jahre später wurden sie als Baustelle zurückgelassen. Und 2016 wurde uns schließlich eine ausgeplünderte Bauruine zurückgegeben.“

Längst beschäftigt der geplatzte Handel die Justiz. „Ansonsten haben wir mit dieser Sache aber nichts mehr zu tun“, sagt Jürgen Kleine, früherer Geschäftsführer der Senioren-Wohnpark Haus Manshagen GmbH und Kreistagsmitglied für die CDU. Weiterhin dazu äußern möchte sich der Gummersbacher auf Anfrage dieser Zeitung jedoch nicht. Aus der Kölner Rechtsanwaltskanzlei, die mit der Abwicklung der Insolvenz beauftragt ist, heißt es ebenfalls, dass sie sich mit Haus Spielfeld nicht weiter beschäftige, „da es nicht Teil der Insolvenzmasse ist“.

Am 2. Februar 2017 aber hat das Kölner Landgericht – das Urteil liegt der Redaktion vor – den Insolvenzverwalter dazu verurteilt, für bereits entstandene und noch kommende Schäden aufzukommen sowie die ausstehenden Nutzungsentschädigungen – 500 000 Euro insgesamt plus Zinsen in Höhe von acht Prozentpunkten – an das Familienwerk Oberberg zu zahlen. Im April 2014 lehnte das Gericht eine von der Betreibergesellschaft angestrebte Berufung ging diese Zinszahlung ab. Inzwischen, so heißt es, streite man sich um mehr als zwei Millionen Euro.

Doch auch der Insolvenzverwalter hat Berufung eingelegt: Die Verhandlung vor dem Oberlandesgericht in Köln findet am Freitag, 29. September, statt. Und dem Vernahmen nach ist für November ein dritter Versteigerungstermin vor dem Amtsgericht in Waldbröl angesetzt. Beziffert ist der Wert der Anlage in Feld auf 900 000 Euro. Grundpfandrechtsgläubigerin ist die Kreissparkasse Köln. Bei den beiden Terminen bisher sei das erforderliche Mindestgebot nicht erreicht worden, teilt Sprecher Michael Schwarz auf Anfrage mit. Dem Vernehmen nach liegt dieses bei 350 000 Euro.

SPD Kontra Kreis

Der Kreisverwaltung wirft die SPD-Fraktion um Ralf Oettershagen vor, dass sie die „Sache einfach aussitzt“: „Das Bauamt kommt dort der Verkehrssicherungspflicht nicht nach, auch stellen die Müllberge eine Gefahr für die Umwelt dar“, sagt Oettershagen – vor allem mit Blick auf unzählige Fernsehgeräte, die auf die Wiese vor den Gebäuden gekippt worden sind und jüngst von früheren Mitglieder des Familienferienwerks um Klaus Hebborn beseitigt worden sind.

„Solche Dinge sind unschädlicher Abfall“, erklärt Kreissprecherin Jessica Schöler und beruft sich aufs Umweltamt in Gummersbach. Auch sichere das Bauamt das Grundstück mit Stahlzäunen, doch würden diese immer wieder umgerissen.

Nach Angaben von Polizeisprecher Michael Tietze hat es in diesem Jahr noch keinen Einsatz in Feld gegeben. Für Juni vergangenen Jahres berichtet er von einem Hausfriedensbruch. Zahlreicher seien dagegen die Einsätze, die Metalldiebe ausgelöst hätten, vor allem in den Jahren 2014 und 2015. (höh)

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