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Elffacher DiebstahlMann gibt sich als Wasserwerker aus und beraubt Senioren

Lesezeit 3 Minuten
Der Angeklagte Richard K. (r.) und sein Verteidiger Oliver B. Gaertner im Kölner Landgericht.

Der Angeklagte Richard K. (r.) und sein Verteidiger Oliver B. Gaertner im Kölner Landgericht.

Köln – So sehr Richard K. die Arglosigkeit seiner Opfer ausgenutzt hat, so rücksichtsvoll versuchte er sich am Montag im Kölner Landgericht zu geben. „Er möchte nicht, dass die alten Herrschaften durch den Prozess über Gebühr belastet werden“, sagte sein Anwalt Oliver B. Gaertner, der ihm im Prozess um schweren gewerbsmäßigen Diebstahl Beistand leistet.

Das umfassende Geständnis seines Mandanten erspare den Opfern die Anhörung im Zeugenstand. Die „alten Herrschaften“, das sind die betagten Kölner und Kölnerinnen, die Richard K. mit dem so genannten Wasserwerker-Trick hereingelegt hat. Der ist zwar alt, funktioniert offensichtlich aber immer noch gut.

Angeklagter wandte Trick elfmal an

Zwischen Juni 2014 und Mai 2016 wandte der 37-Jährige ihn laut Staatsanwaltschaft elfmal an. Zunächst suchte er sich im Telefonbuch alt klingende Namen aus. „Thea, Marie-Luise oder so ähnlich“, nannte der Verteidiger Beispiele. Dann kündigte Richard K. am Telefon den Besuch eines Mitarbeiters der Wasserwerke an oder passte die Opfer gleich an der Haustüre ab.

Ein Wasserschaden mache es nötig, nach dem Rechten zu sehen, gaukelte er ihnen vor. Einmal in die Wohnung gelassen, lenkte er die Bewohner oft dadurch ab, dass er sie anhielt, in Küche oder dem Bad probeweise den Wasserhahn auf- und zuzudrehen. Er hatte eine mit Wasser gefüllte Flasche dabei, um, falls es sich als nötig erwies, in einem unbeobachteten Moment den Inhalt zu verspritzen und so einen Wasserschaden vorzutäuschen.

Während die Mieter abgelenkt waren, durchsuchte er in anderen Zimmern Schränke und Kommoden nach Wertgegenständen und Bargeld. In einem Fall erbeutete er in einer Wohnung am Straßburger Platz in Chorweiler Schmuck im Wert von rund 3500 Euro; in anderen Fällen musste er sich mit wenigen Hundert Euro begnügen.

Bewusst die Hilflosigkeit der Opfer ausgenutzt

Von einem Schwerbehindertenausweis über einen Kölnpass bis zu einem Eisernen Kreuz II. Klasse – bei den Diebstählen nahm er gelegentlich etwas mit, für das er überhaupt keine Verwendung hatte oder das sich nicht so einfach zu Geld machen ließ wie der Goldschmuck, den er bei Juwelieren an der Kalker Hauptstraße versetzt haben will. „Die schmelzen das alles sofort ein“, erklärte der Verteidiger.

Die Masche seines Mandanten sei alles andere als eine „intellektuelle Herausforderung“, umso weniger, je „tüddeliger“ die alten Menschen gewesen seien. In zwei Fällen wird Richard K. zusätzlich der Vorwurf gemacht, er habe bewusst die Hilflosigkeit seiner Opfer ausgenutzt: Eines steht unter Betreuung, das andere leidet an einer paranoiden Schizophrenie.

Der Angeklagte, der mehrfach vorbestraft ist, sei damals auf der Flucht gewesen, um eine zweijährige Haft nicht antreten zu müssen, sagte Gaertner. Da der zweifache Vater in dieser Lage nicht legal an Geld habe kommen können, habe er die Beutezüge unternommen, um „etwas für seine kleine Familie zu tun“. Doch den größten Teil des Geldes, so stellte sich am ersten von drei Verhandlungstagen rasch heraus, hat er offenbar dafür gebraucht, sich regelmäßig Drogen und Alkohol zu beschaffen.

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