Wohnwagen weg, Lebenstraum wegDiebstahl-Zahlen in Köln haben sich verdreifacht

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Wohnwagen (Symbolbild)

Wohnwagen (Symbolbild)

Köln – Stefan P. ist völlig verzweifelt. Anfang September haben unbekannte Diebe seinen Lebenstraum gestohlen: einen Fendt Diamant 560SG, knapp zwei Jahre alt, Wert: rund 40.000 Euro. Stefan P. hat den hochwertigen Wohnwagen vor einem Jahr für sich und seine Familie gekauft. 18 Jahre lang habe er darauf gespart, erzählt der leidenschaftliche Camper und Vater zweier Kinder.

„Jahrelang steht man jeden Morgen um 5.30 Uhr auf, quält sich durch den Verkehr zur Arbeit und legt immer mal wieder etwas beiseite, wenn es gerade geht, um sich eines Tages tatsächlich so einen Wohnwagen leisten zu können – und wofür das alles?“, fragt der Angestellte frustriert.

Aufklärungsquote gering

Stefan P. ist bei weitem nicht das einzige Opfer, im Gegenteil: Es werden immer mehr. Seit Jahren wurden in Köln nicht mehr so viele Wohnwagen und Wohnmobile gestohlen wie dieses Jahr. Allein bis Juni waren es 36 Anhänger (im gesamten Vorjahr zehn) und 16 Wohnmobile (zwölf). Die Aufklärungsquote ist gering. „Vereinzelt tauchen die Fahrzeuge wieder auf“, berichtet Polizeisprecher Christoph Gilles, „nicht selten im europäischen Ausland.“

Vor ein paar Wochen stellte die Polizei bei einem Händler im belgischen Charleroi sieben Fahrzeuge sicher, fünf waren in NRW gestohlen worden, davon zwei in Köln und Leverkusen. Die Täter scheinen nach regelrechten Bestelllisten auf Beutezug zu gehen. In der Halle im Kölner Norden, in der Stefan P. seinen Wohnwagen zusammen mit 180 weiteren unterstellt, stand vor wenigen Wochen morgens plötzlich das Tor offen, eine Scheibe der Halle war eingeschlagen worden, aber nichts fehlte. P. vermutet, dass die Täter in jener Nacht den späteren Tatort ausgekundschaftet haben, lohnenswerte Beute vielleicht sogar markierten, um sie nun am vorigen Wochenende abzuholen. Außer seinem Wohnwagen nahmen sie noch einen zweiten der Marke Fendt mit.

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Bundesweit registriert die Polizei einen Anstieg bei Diebstählen von Wohnwagen und Wohnmobilen. Die Fahrzeuge seien bei Dieben sehr beliebt, weil sie kaum an Wert verlieren, heißt es. Das Landeskriminalamt NRW empfiehlt den Besitzern, mechanische Sicherungen anzubringen, vor allem so genannte Kastenschlösser, aber auch Rad- oder Parkkrallen.

Mit Versicherung auseinandersetzen

Familienvater Stefan P. muss sich nun mit seiner Versicherung auseinandersetzen. Für den Verlust wird sie wohl den Zeitwert ersetzen, vermutlich allerdings nicht den Inhalt des Wohnwagens, und der hatte es in sich: „Da kommen bestimmt auch noch einmal 5000 oder 6000 Euro zusammen“, sagt der 45-Jährige. Weil seine Eltern am Tag, an dem der Diebstahl bemerkt wurde, mit dem Wagen in Urlaub fahren wollten, war er vollgepackt mit persönlichen Gegenständen, mit Kleidung, mit einer Kühltruhe, Schlafsäcken, einer Satellitenschüssel, einem Sonnendach, einem Vorzelt und einer fest eingebauten Funkausrüstung für 3000 Euro.

Außerdem mit Besteck und einer Vorzelt-Leuchte, mit denen Stefan P. schon 1974 als kleiner Junge mit seinen Eltern zum Campen gefahren ist. „Zum rein finanziellen Schaden kommt noch der ideelle hinzu“, sagt er – und der emotionale: Denn auch seine Kinder seien am Boden zerstört, weil der geplante Herbsturlaub in Holland nun ausfallen muss.

Eines allerdings steht für den 45-Jährigen fest: Er will sich so schnell wie möglich wieder einen Wohnwagen zulegen, dann vielleicht einen gebrauchten. Der Eigentümer der Halle will das Gelände nun technisch aufrüsten, um Diebe abzuschrecken. „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie Urlaub im Hotel gemacht“, erzählt Stefan P. Und das soll so bleiben.

Wer den Wohnwagen auf dem Bild erkennt und weiß, wo er zurzeit steht, wird gebeten, unter der Rufnummer 0221/229-0 die Polizei zu informieren.

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