Mit 16 die erste Harley-DavidsonSülzer Mechaniker erfüllt Motorrad-Träume

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Mit 16 hatte Alex Thielen seine erste Harley, später machte er seine Leidenschaft zu seinem Beruf.

Mit 16 hatte Alex Thielen seine erste Harley, später machte er seine Leidenschaft zu seinem Beruf.

Köln – Bei manchen Menschen fragt man sich, ob im Genmaterial irgendwas verborgen liegt, was für eine spätere Fixierung auf Räder oder Reifen verantwortlich sein könnte. Bei sämtlichen Formel-1-Piloten dürfte das gegeben sein und bei Alex Thielen definitiv auch. Der 32-jährige Kölner fährt seit seiner frühesten Kindheit derart auf Motorräder ab, dass er wahrscheinlich selbst im Schlaf die Worte „Harley-Davidson“ murmelt.

Schädelbasisbruch und kaputte Knochen

Am „Rolls-Royce unter den Motorrädern“, wie er sagt, hat der ausgebildete Fahrzeugbauer und Lackierer praktisch schon als Kind herumgeschraubt. Getreu seiner Überzeugung, dass es nur zwei Alternativen gibt: „Entweder du tobst dich im Dreck aus oder du siehst cool aus auf der Straße“, entschied er sich jedoch zunächst für Moto-Cross, bis ein heftiger Sturz mit 19 dieses Hobby beendete. Wenn Thielen grinsend einräumt, dass seine Mutter viel mitgemacht habe, sind damit die anderen Male gemeint, die ihn mit Schädelbasisbruch und weiteren kaputten Knochen ins Krankenhaus befördert haben.

Dass seine berufliche Laufbahn von seinem Ausbildungsbetrieb, einer KFZ-Werkstatt, erst mal weit weg, nämlich in die Gastronomie führte, lag daran, dass sein Vater ebenfalls infolge eines schweren Unfalls sein Gasthaus nicht mehr weiterführen konnte. Alex sprang für sieben Jahre ein, verlor in dieser Zeit seinen großen Traum aber nie aus den Augen.

Erste Harley schon mit 16 Jahren

Seit 2014 arbeitet er wieder ausschließlich im Fahrzeugbereich, und im März hat er sich mit seiner Werkstatt ASC selbstständig gemacht, in der er Harleys, aber auch andere Motorräder verändert und veredelt. „Customizing“ heißen diese auf Kundenwunsch durchgeführten Umbauten.

Ungeachtet des Mindestalters, das der Gesetzgeber fürs Fahren einer schweren Maschine vorsieht, habe er sich mit 16 seine erste Harley zugelegt, „ein richtiges Restaurationsobjekt“. Früher, sagt Thielen, waren die Dinger ja „sehr speziell“, und man habe als Besitzer richtig Ahnung haben müssen. „Man darf nicht vergessen, die Fahrzeuge wurden ursprünglich alle für den amerikanischen Markt produziert.“

„Customizing“ heißen die auf Kundenwunsch durchgeführten Umbauten von Motorrädern.

„Customizing“ heißen die auf Kundenwunsch durchgeführten Umbauten von Motorrädern.

Das bedeutete: „Die fuhren mit 55 Meilen in der Stunde über den Highway und hielten jahrzehntelang. Wer hier in Deutschland so fährt, kriegt doch von jedem einen Vogel gezeigt.“ Umgekehrt hätten es die Maschinen nicht gut verkraftet, wenn man mit 140 damit über die Autobahn gefahren sei.

„Weil’s cooler aussieht!“

In der Halle, in der früher mal eine Hinterhof-Tankstelle war und danach ein Lager für Damenstrümpfe, steht ein gutes Dutzend Motorräder, von deren Originalzustand zum Teil außer dem Motor nicht mehr viel übrig ist. Thielen zeigt auf eine 20 Jahre alte Softail, mit der er gerade beschäftigt ist. Er hat den Öltank erneuert, das hintere Schutzblech, hat „den Rahmen komplett umgeändert und die Maschine vorne höhergelegt“. Weshalb? „Weil’s cooler aussieht natürlich!“

Parallel schraubt er an einer älteren Sportster, die sich sein Kunde zur Meisterprüfung geschenkt habe. Der Kindersitz hintendrauf verrät, das ist eine Familienkutsche, allerdings eine, die dank all der zusätzlichen Chromverzierungen beim Vorfahren an der Kita einen kollektiven „Booaah“-Ruf entfachen dürfte.

Kunden vom Rocker bis zum Chefarzt

Thielen hat nicht nur die Lizenz zum Schweißen, sondern verfügt als Lackierer zudem über ein beachtliches Zeichentalent, das es ihm erlaubt, größere glatte Flächen wie den Benzintank zu einem Kunstwerk werden zu lassen. Somit deckt er praktisch alle Fähigkeiten ab, die in diesem speziellen Männerspielzeug-Frisiersalon gefragt sind. Das Tolle in diesem Job sei, dass man mit Leuten aus allen Schichten zu tun habe: „Vom bösen Rocker bis hin zum Anwalt, Chefarzt oder Müllmann der sich nach 20 Jahren diesen Traum erfüllt.“ Der Bassist von Hammerhead besitze zwei Harleys. Eine stehe fast immer bei ihm.

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„Ich beziehe meine Kunden absolut mit in das Projekt ein. Es gibt welche, die kommen jeden Tag, und wir sprechen die kleinsten Details ab.“ Einem Freund baut Thielen gerade eine Kawasaki um. „Das wird für Furore in der Szene sorgen, denn das war mal eine Rennmaschine, und wir machen einen Chopper draus.“

Dass der Mann, der an seinem einen Unterarm einen Schraubenschlüssel tätowiert hat, in manchen Fällen „ganz, ganz lieb sein“ muss, wenn er beim Tüv vorfährt, sei nur am Rande bemerkt. Vielleicht sollte diesen Job irgendwann die Nichte übernehmen. Thielen hat nämlich nicht nur einen fahrbaren Untersatz, sondern auch ein Patenkind, das Harley heißt.

Custom-Bikes

Firma ASC – Alex Thielen, Gustavstraße 39, 50937 Köln, Telefon 01 76/6 51 64 49. Öffnungszeiten: montags bis freitags 10–18 Uhr und nach Absprache.

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