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Initiative Rheinflanke„Wir helfen“ – Integration durch Fußball

Lesezeit 3 Minuten
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Beim Fußball-Turnier der Rheinflanke kämpften die Spieler um jeden Ball.

Köln – Vorbei an drei Gegenspielern, dann der Schuss: Der Ball zappelt im Netz. Saady Essa jubelt. Vor zwei Jahren kam der 15-Jährige aus Syrien nach Deutschland – der Fußball hat ihm neue Lebensfreude geschenkt.

Genauso wie vielen anderen Jugendlichen aus mehreren Ländern, die am Wochenende beim „Football 3“-Festival miteinander kickten – und ihre Lieblingssportart auf ihre eigene Art interpretierten.

Sie haben es geschafft. Finale. Seit Tagen hat die Mannschaft von Saady eine Partie nach der anderen für sich entschieden, jetzt wartet auf sie das entscheidende Spiel. Sie alle hier sind typische fußballbegeisterte Jugendliche, stehen auf Cristiano Ronaldo, manche wollen später sogar Profifußballer werden.

100 Jugendliche aus zehn verschiedenen Ländern

Doch etwas ist heute anders. „In den Teams spielen über 100 Jugendliche aus zehn verschiedenen Ländern miteinander, viele kommen aus sozial schwachen Familien“, erläutert Arne Dreyer von der Kölner Initiative Rheinflanke, die das Festival zum ersten Mal auf dem Gelände des Zirkus- und Artistikzentrums in Köln-Riehl veranstaltet.

Die Rheinflanke ist eine gemeinnützige GmbH, die in der Vergangenheit auch von „wir helfen“ gefördert wurde. „Hier bekommen wir einen Kontakt zu Jugendlichen, die sonst nur schwer zu erreichen sind, oft auch keine realistischen Perspektiven in ihrem Leben sehen.“

Der Fußball als gemeinsame Sprache – das soll auch heute funktionieren, wo Jugendliche aus Ungarn, Tschechien, England und Deutschland zusammen im selben Team spielen.

Regeln werden demokratisch entschieden

Ihre Regeln geben sich die Jugendlichen vor dem Spiel selbst – mit der Hilfe mehrerer Mentoren entscheiden sie ganz demokratisch: Es dürfen keine Bälle oberhalb der Hüfte gespielt werden, und es muss gejubelt werden, wenn die gegnerische Mannschaft ein Tor macht.

Einen Schiedsrichter gibt es nicht, die Jugendlichen verständigen sich mit ein paar Brocken Englisch – oder mit Händen und Füßen. „Das war zu Beginn wirklich schwierig“, sagt Lauren Stevens auf Englisch.

Die 16-Jährige kommt aus der englischen Stadt Brighton und möchte in ein paar Jahren in die USA gehen, um dort Profifußballerin zu werden. Stevens hat ADHS: „Der Fußball hat mir geholfen, meine Medikamente runtersetzen zu können“, sagt Lauren und läuft aufs Feld, wo Saady – der aus Erfurt zum Fußball-Festival gereist ist – bereits auf den Anstoß wartet. 

Jungen und Mädchen spielen hier zusammen in einer Mannschaft, auch jetzt im hart umkämpften Finale.

Vor dem Ball sind alle gleich

Hier auf dem Feld ist jeder gleich, alle Probleme sind vergessen. Das Spiel ist fair, aber schenken möchte sich den Sieg kein Team. Dann nach zehn Minuten der Abpfiff – das Team von Saady verliert das Finale mit 4:5. 

Der 15-Jährige ist wütend und enttäuscht – die andere Mannschaft hätte die Regeln nicht eingehalten, schimpft er. Verlieren zu lernen – auch das gehört zu den Fähigkeiten, die die Jugendlichen mit nach Hause nehmen sollen.

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„In ihrem täglichen Umfeld fallen die Jugendlichen auch auf die Nase, viele haben nicht gelernt, aufzustehen und weiterzukämpfen“, berichtet Dreyer, der mit der Rheinflanke auch abseits des Festivals Jugendliche durch Fußball in soziale Strukturen bringen möchte – und bereits 2018 eine Neuauflage der Veranstaltung plant.

Ob er wiederkommen wird, weiß Saady noch nicht. „Fußball ist toll – aber meine Zukunft ist bei der Polizei, oder ich werde Sozialarbeiter.“ 

Auch Sie wollen helfen?

Mit „wir helfen – weil Kinderseelen zerbrechlich sind“ bitten wir um Spenden für Projekte, die junge Menschen in psychischen Fragen begleiten und stärken und solche, die Jungen und Mädchen den Blick öffnen für andere Religionen und Kulturen und damit helfen, Vorurteile abzubauen. Bislang sind

1 494 991,30 Euro eingegangen. Jeder Cent wird komplett weitergegeben.

Die Spendenkonten:

Kontoinhaber: Unterstützungsverein „wir helfen“

Kreissparkasse Köln, IBAN:

DE03 37050299 0000162155

Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 37050198 0022252225

Kontakt: „wir helfen“, Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln, Ruf 0221/224-2840 (Spenden)

ksta-wirhelfen@dumont.de

www.ksta.de/wir-helfen

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