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Kölner GeldhausBankname Sal. Oppenheim verschwindet

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Foto: Banneyer

Foto: Banneyer

Köln/Frankfurt –  Nach 228 Jahren ist die 1789 gegründete Bank Sal. Oppenheim in Köln nur noch Geschichte: Die Deutsche Bank, zu der das ehemals private Bankhaus seit 2009 gehört, hat am Donnerstag mitgeteilt, dass sie die Marke Sal. Oppenheim aufgeben wird. "Dieser Schritt ist uns schwergefallen", sagte Deutsche-Bank-Chef John Cryan in Frankfurt. Die verbliebenen Kunden und Geschäfte werden bis zum kommenden Frühjahr auf andere Bereiche der Großbank aufgeteilt.

Dabei hieß es auf der Internetseite der Oppenheim-Bank am Donnerstag noch: "Unseren Kunden versichern wir, dass die historisch gewachsene Privatbankkultur erhalten bleibt, die Sal. Oppenheim einzigartig macht und für eine betont hohe Qualität der Beratung steht. Für die Mitarbeiter ist die Geschichte unseres Unternehmens ein zentraler Aspekt ihrer Identität." Geschrieben hat das Martin Renker, der erst zum 1. Mai dieses Jahres Vorstandschef von Sal. Oppenheim geworden war.

"Leider ist es nie gelungen, die Marke Sal. Oppenheim wieder zu alter Stärke zurückzuführen, nachdem sie noch vor dem Kauf 2009 schweren Schaden erlitten hat", erläuterte Cryan den neuen Kurs. Die Deutsche Bank hatte das Institut übernommen, nachdem Fehlspekulationen beim schließlich Pleitegegangenen Handels- und Touristikkonzern Arcandor (vorher als Karstadt-Quelle bekannt) das Kölner Traditionsbankhaus in Schieflage gebracht hatten. Für 2009, das letzte Jahr der Selbstständigkeit als Familienunternehmen, wies Sal. Oppenheim wegen "Wertberichtigungen aus Kreditengagements, Immobilien und Beteiligungen" einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro aus. Eine Insolvenz der drittältesten deutschen Privatbank (nach der Berenberg Bank und dem Bankhaus Metzler) konnte nur durch den Verkauf an die Deutsche Bank verhindert werden

Dabei galt die familiengeführte Privatbank noch Mitte der 1990er Jahre als überkapitalisiert. Mit dem Kauf der größeren BHF Bank stieg Sal. Oppenheim war 2004 sogar zur größten unabhängigen Privatbank Europas aufgestiegen.

Auf die Übernahme durch die Deutsche Bank 2009 folgte für Sal. Oppenheim eine radikale Schrumpfkur, in deren Verlauf die Belegschaft von einst mehr als 3500 Mitarbeitern auf weniger als ein Zehntel schrumpfte. Bestimmte Geschäftsbereiche wurden damals schon an den neuen Mutterkonzern Deutsche Bank abgegeben. So landeten die meisten Publikumsfonds bei der konzerneigenen Fondsgesellschaft DWS, einem wichtigen Teil der Deutsche-Bank-Tochter Deutsche Asset Management (Vermögensverwaltung). In diese Gesellschaft wird nun auch die bisher durch Sal. Oppenheim erfolgte Betreuung ihrer institutionellen Anleger integriert. Als "institutionell" gelten Anleger, deren Kapitalanlagen so hoch sind, dass dafür ein eigener Geschäftsbetrieb erforderlich ist. Dazu gehören etwa Investmentgesellschaften, Versicherungen, Fonds, Pensionskassen und kirchliche Einrichtungen.

Diesen Bereich will die Deutsche Bank an die Börse bringen - frühestens wohl in der ersten Jahreshälfte 2018. Ein Verkauf von 25 Prozent der Anteile könnte der Deutschen Bank Analysten zufolge rund zwei Milliarden Euro in die Kasse spülen. Zum Bereich der institutionellen Vermögensverwaltung gehören dem Vernehmen nach etwa 50 Mitarbeiter von Sal. Oppenheim in Köln. Diese Mitarbeiter sollen "auf eine Betriebsstätte der Deutsche Asset Management International GmbH in Köln übertragen" werden, teilte die Deutsche Bank mit. Dafür soll vermutlich auch künftig das Gebäude Unter Sachsenhausen in der Kölner Innenstadt genutzt werden.

Zudem sei geplant, "möglichst vielen" mit der Betreuung vermögender Privatkunden ("Wealth Management") Beschäftigten "eine berufliche Perspektive im Deutsche-Bank-Konzern zu geben", heißt es in der Mitteilung der Bank weiter. Die Wortwahl lässt vermuten, dass es hier auch einen Personalabbau geben soll.

Einnahmen gesunken

Die Deutsche Bank meldet für das dritte Quartal abermals ein rückläufiges Geschäft. Allerdings schaffte es das Institut dank Einsparungen, mehr zu verdienen. Unter dem Strich standen 649 Millionen Euro Gewinn - doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Die gesamten Einnahmen sanken im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Zehntel auf 6,8 Milliarden Euro. Das gemeinsame Privat- und Firmenkundengeschäft mit der Postbank nimmt Gestalt an. Ab dem zweiten Quartal 2018 sollen 13 000 Beschäftigte der Deutschen Bank und 17 000 Beschäftigte der Postbank unter einem rechtlichen Dach arbeiten. Beide Markennamen bleiben erhalten. (dpa)

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