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Abbruch verschobenDas Bickendorfer Herzhäuschen erhält eine „Galgenfrist“

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Die Engstelle an der Einmündung bleibt erhalten.

Die Engstelle an der Einmündung bleibt erhalten.

Köln-Bickendorf – Anfang Oktober sollte es so weit sein: Das als „Herzhäuschen“ bekannte ehemalige Arbeiterwohnhaus an der Ecke Ahornweg/Häuschensweg sollte abgebrochen werden. Bis dahin hatten Arbeiter schon die Reste der angrenzenden früheren Groten-Fabrik niedergelegt, wo einst Blechbüchsen hergestellt wurden.

Dann stoppten die Arbeiten. Die Maschinen wurden inzwischen abtransportiert. Mutmaßungen, dass das Gebäude vom Abriss verschont bleiben könnte, bewahrheiteten sich allerdings nicht. Gestoppt wurden die Abbruchtätigkeiten, weil die Bauaufsicht Einspruch erhoben hat. Sie hielt das von der Bauherrin GAG vorgelegte Sicherungskonzept für die Baustelle nicht für ausreichend. „Wenn die zur Straße liegende Giebelwand abgetragen wird, sollten Arbeiter kurzzeitig den Bereich sperren“, erklärt GAG-Sprecher Jörg Fleischer auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Die Bauaufsicht wollte dagegen eine weiträumigere Absperrung inklusive einer ausgeschilderten Umleitung des Verkehrs und gab die Angelegenheit an das Amt für Straßen und Verkehrstechnik weiter. „Es hieß, dass diese Behörde auf uns zukommen werde“, sagte Fleischer weiter. Ein Zeitpunkt für den Abbruch könne daher noch nicht genannt werden. Man hoffe jedoch, dass die Arbeiten noch 2017 abgeschlossen werden können.

Große historische Bedeutung

Dem Herzhäuschen war in den bisherigen Planungen viel Aufmerksamkeit zuteil geworden. Wegen der historischen Bedeutung – die jüdische Familie Herz lebte bis zu ihrer Deportation 1942 ins Vernichtungslager Kulmhof im heutigen Polen darin – wollten es geschichtsbewusste Bickendorfer am liebsten erhalten. „Wir halten das auch nach wie vor für möglich und wirtschaftlich vertretbar“, sagt Michael Schmitz von der Initiative Künstler für Bickendorf. Darauf jedoch wollte sich die GAG nicht einlassen. Als Kompromiss wurde ausgehandelt, dass das Gebäude als Rekonstruktion an derselben Stelle wieder errichtet wird. Nach Möglichkeit soll es öffentlich nutzbar sein. Vor dem Häuschen wird eine Platzfläche gestaltet, die als Entree zur Wohnanlage diese mit dem Viertel verbinden soll.

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Für den gesamten Bereich, dem die GAG den Projektnamen „Plaza Süd“ gegeben hat, gibt es Gestaltungspläne. Ein kleiner Quartiersplatz soll als Ruhezone dienen mit unterschiedlichen Sträuchern, Stauden und Blütengehölzen. „So entsteht ein intimer und fast schon dörflicher Charakter“, heißt es in der Projektbeschreibung. Die von manchen Anwohnern als riskant empfundene Engstelle an der Einmündung Ahornweg/Häuschensweg bleibt erhalten. Sie soll aber mit dem Quartiersplatz verkehrsberuhigt werden. Michael Schmitz begrüßt diese Planungen weist aber darauf hin, dass an der Verengung noch nie etwas passiert sei.

Das Wohnquartier soll bis 2019 fertiggestellt sein. Es wird rund 200 Wohnungen bieten. Die GAG will damit ihre älteste Siedlung - das Rosenhofquartier - ergänzen. Rund ein Drittel der neuen Wohnungen sind öffentlich gefördert. Komplettiert wird das Bauvorhaben durch eine viergruppige Kindertagesstätte, einen öffentlichen Spielplatz und eine Tiefgarage mit rund 140 Stellplätzen. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro Lorenzen aus Kopenhagen und ist das Ergebnis einer Mehrfachbeauftragung, an der sechs Architekturbüros teilgenommen haben.

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