Stadtteil-TippsZehn Orte, die Sie in Longerich gesehen haben sollten

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St. Dyonisius

Die Kirche St. Dionysius an der Lon­ge­ri­cher Haupt­stra­ße, mit Blick aus der Richtung Bal­sam­hof.

Köln-Longerich – Longerich ist das nördlichste der sieben Veedel im Stadtbezirk Nippes. Hier geht es eher kleinstädtisch und beschaulich zu. Wir stellen auf einem kleinen Rundgang Höhepunkte vor. 

Viele kleine Nachbarschaften bilden einen Stadtteil: Mehr als drei Kilometer ist man vom westlichen zum östlichen Ende von Longerich unterwegs. Ganz im Westen liegt Alt-Longerich, das bereits 922 erstmals als „Lunrike“ urkundlich erwähnt wurde – wovon sich gleichzeitig wohl der kölsche Eigenname „Lunke“ ableitet. Das frühere Bauerndorf war seit der Franzosenzeit Sitz einer „Mairie“ (später, auf Deutsch: Bürgermeisterei), die im Wesentlichen den heutigen Stadtbezirk Nippes umfasste und 1888 nach Köln eingemeindet wurde.

Viel später begann die Entwicklung des restlichen Ortes: Größtenteils erst nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte der Bau der Gartenstadt-Nord, mit ihren durchgrünten, verästelten Straßenzügen sowie der Johannes-Rings- und Wilhelm-Sollmann-Straße als zentrale Achse. Heute leben knapp 14 000 Einwohner im Stadtteil direkt am Äußeren Grüngürtel, seit jüngerer Zeit wieder mit leicht steigender Tendenz.

Außerhalb des mit Bilderstöckchen verbundenen Gewerbegebietes jenseits des S-Bahndamms ist es ein ruhiger, bürgerlich geprägter Wohnort mit zahlreichen Brauchtums- und Sportvereinen sowie kulturellen Aktivitäten der Kirchengemeinden.

Die „Katholikentags-Siedlung“

Zum Katholikentag in Köln wurde 1956 der Grundstein für eine Siedlung gelegt, die einmal als die kinderreichste Europas galt: Von den 2500 Erstbewohnern der bunten Reihenhäuschen in der rund 35 Hektar großen „Katholikentags-Siedlung“ im Südwesten des Ortes, 1959 von Kardinal Frings eingeweiht, waren 1300 unter 21 Jahren alt.  

Neugotische Kirche St. Dionysius

Die ab 1899 von Franz Statz erbaute neugotische Kirche St. Dionysius dominiert Alt-Longerich. Die älteste bestehende Kirche des Ortes bildet mit Pfarrei und Gemeindezentrum ein schönes Plätzchen, auf dem Pfarr- und Schützenfeste stattfinden. Kurios: Unter dem benachbarten Kriegerplatz liegen die Fundamente der 1797 erbauten Vorgängerkirche, die für den Ort zu klein geworden war. Mit einer gärtnerischen Neugestaltung sollen die einstigen Umrisse der Kirche erlebbar werden.

Dr.-Dormagen-Guffanti-Haus

Schon seit 1913 besteht das Dr.-Dormagen-Guffanti-Haus am Lachemer Weg im äußersten Osten des Ortes. Im schönen Altbau, seit 1995 zu den städtischen SBK gehörend, leben rund 50 Bewohner mit Mehrfach-Behinderung – und sind über regelmäßige Feste und Kultur-Veranstaltungen, den barrierefreien Flohmarkt und die Teilnahme am Karnevalszug ins örtliche Leben integriert. Wunderschön ist auch der große Garten hinterm Haus, mit öffentlichem Café und Grün, so weit das Auge reicht.

Wilhelmshof

Auf der Jugendfarm Wilhelmshof im Äußeren Grüngürtel lässt sich Landleben in der Stadt erfahren: Der einstige Gutshof wurde 1978 zum Bildungs- und Freizeitzentrum umgewandelt; seit 1987 ist er eine Offene Tür der Jugendarbeit. Besonders die Ferienfreizeiten auf dem Hof sind beliebt; die jungen Gäste helfen dann dem Team, die rund 160 Tiere – von Gänsen über Katzen bis zu Pferden – zu betreuen. Auf einer 7000 Quadratmeter großen Nachbarfläche erweitert sich der Hof derzeit.

Lüttich-Kaserne

Für spontane Besucher ist es eine verschlossene Welt: Rund 38 Hektar groß ist das Gelände der Lüttich-Kaserne am Militärring, in den  1930er-Jahren erbaut und in den ersten Jahren der Nachkriegszeit von belgischen Streitkräften genutzt. Dort sitzt das 2012 gegründete  Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr, das alle rund 270.000 militärischen und zivilen Beschäftigten betreut. Rund 1700 Mitarbeiter arbeiten hier; vor kurzem ist für sie ein ringförmiger Büro-Neubau mit 476 Plätzen entstanden.

Heilig-Geist-Krankenhaus der Cellitinnen

Das 1964 eröffnete Heilig-Geist-Krankenhaus der Cellitinnen bietet knapp 300 Betten. Die rund 680 Mitarbeiter versorgen ambulant und stationär jährlich rund 45 000 Menschen. Der medizinische Campus ist in jüngerer Zeit gewachsen: durch einen Anbau ans Hauptgebäude, eine Kita und das frisch eröffnete Radio-Onkologiezentrum. 

Kölns allererster Mehrgenerationen-Spielplatz

Ein großes Parkband, das zugleich den Äußeren Grüngürtel mit dem Natur- und Landschaftsschutzgebiet Ginsterpfad verbindet, zieht sich als Frischluft-Schneise durch die Gartenstadt-Nord. Seit 2012 gibt es hier ein besonderes Highlight: Am Rande des Parks, unweit des Heilig-Geist-Krankenhauses, eröffnete neben einem bestehenden Kinderspielplatz damals Kölns allererster Mehrgenerationen-Spielplatz. Auf mehreren Geräten kann man dort bis ins hohe Alter verschiedene Körperregionen trainieren. Auch Boule und Freiluft-Schach bietet die Anlage. Die Veedels-Chronistin Maria Herrig hatte den Platz Jahre zuvor ins Gespräch gebracht und initiiert. 

Alter Balsamhof

Ein recht altes Stück Alt-Longerich befindet sich schräg gegenüber St. Dionysius: Aus dem Jahr 1857 stammt der baulich weitgehend erhaltene Balsamhof, der noch bis weit ins 20. Jahrhundert landwirtschaftlich genutzt wurde. Seit 1981 steht das komplett geschlossene Hof-Ensemble aus einem Herrenhaus und mehreren Neben- und Wirtschaftsgebäuden unter Denkmalschutz; seit 1985 sind hier Wohnungen sowie einige Büros und Praxen untergebracht.

Wildwest-Flair in der Westernstadt

Spiel, Spaß und Freizeit, Hausaufgaben-Hilfe und ein warmes Mittagessen gibt es seit rund 30 Jahren in der Blockhütte des Jugendclubs vom Verein „Kölner Selbsthilfe“ am Heckweg. Ein besonderes Schmuckstück der Einrichtung mit sehr engagiertem Team ist der mehr als 2000 Quadratmeter große Garten, wo eine kleine Westernstadt aufgebaut ist. Und quasi direkt nebenan gibt es zudem seit 2015 den städtischen Bolzplatz mit zwei Spielfeldern, der im Ort seit Jahrzehnten sehnsüchtig erwartet wurde. 

Äthiopische Gemeinde

Eine exotische Kirchengemeinde hat im Westen des Ortes ihren Sitz: Die frühere evangelische Luther-Kapelle am Lindweilerweg ist seit 2009 die St.-Mikaels-Kirche der Äthiopisch-Orthodoxen Gemeinde; ein Jahr später eröffnete sie das nach Wasserschaden sanierte Gebäude. Die verschiedenen Gemeinde-Feiern sind ein kulturell-kulinarisches Erlebnis – wie die Patronatsfeste zu Ehren des  Erzengels Michael oder das äthiopische Neujahrsfest, das auf den 11. September unseres Kalenders fällt. 

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