Kölner JubiläumDas Sion-Brauhaus feiert seinen 700. Geburtstag

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Heute lockt das in der Nähe des Rathaus gelegene Traditionshaus zahlreiche Gäste aus Köln, aber auch viele Touristen aus aller Welt an.

Heute lockt das in der Nähe des Rathaus gelegene Traditionshaus zahlreiche Gäste aus Köln, aber auch viele Touristen aus aller Welt an.

Köln – Ein alteingesessenes kölsches Brauhaus feiert Geburtstag. Und was für einen: An der Stelle des Brauhauses Sion mit der Adresse „Unter Taschenmacher 5“ in der Altstadt wird seit 700 Jahren Bier ausgeschenkt. Historisch überliefert ist, dass sich das Vorgängergebäude schon im Jahr 1318 im Besitz von Johannes Braxator befand. Der war Bierbrauer und betrieb dort eine Schankwirtschaft.

Da das Braurecht zu dieser Zeit im Kölner Stadtgebiet immer an das jeweilige Haus gebunden war, kann man davon ausgehen, dass an der Straße – sie war der direkte Verbindungsweg zwischen dem Erzbischöflichen Palast am Dom und dem Rathaus der Stadt – seit dem frühen 14. Jahrhundert Bier gebraut wird. Gut, mit dem heutigen Kölsch hatte das noch nicht viel zu tun, denn damals wurde dort das sogenannte Medebier gebraut, das mit Kräutern und Honig versetzt wurde.

Adresse tauchte 1835 wieder auf

In den Archiven der Stadt taucht die Adresse im Jahr 1835 wieder auf, als Hausbrauerei des Brauers Christian Peter Herbertz, der dort bis 1852 Bier produzierte. Diesem folgte bis 1879 Adam Jüsgen, dann bis 1885 dessen Sohn Joseph, ehe Louis Kivernagel die Hausbrauerei und Schankwirtschaft für zehn Jahre übernahm. Ihm folgte Anton Vetten, ehe die Familie Jüsgen für drei Jahre (1901 bis 1904) zurückkehrte. Jean Jüsgen nannte seine Hausbrauerei zu dieser Zeit in „Dombrauerei“ und das Brauhaus in „Dombräues“ um. Im Anschluss übernahm Josef Schwartz, der Eigentümer der Brauerei zur Malzmühle, den Traditionsbetrieb, ehe im Jahr 1912 die Ära der Familie Sion begann.

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Jean Sion, der aus einer Brauerfamilie in der Eifel stammte, machte die Adresse „Unter Taschenmacher 5“ zu einem der beliebtesten bürgerlichen Treffpunkte in der Kölner Altstadt. Zum Kölsch trafen sich Handwerker, Ratsherren, Arbeiter und Beamte. 1936 übernahm sein Sohn Hans Sion Brauerei und Brauhaus, nachdem er ein Brau- und Jurastudium abgeschlossen hatte.

Verbot gegen den Namen „Dombräues“

Das Brauhaus durfte Ende der 1930er Jahre nicht mehr „Dombräues“ heißen, da die Hirsch-Brauerei aus Bayenthal mit ihrer damaligen Marke: „Dom-Pils“ erfolgreich gegen den ähnlichklingenden Namen, der auch die Fassade in der Altstadt zierte, geklagt hatte. Bei einem der ersten Bombenangriffe auf Köln am 31. Mai 1942 wurde das Brauhaus schwer getroffen, komplett zerstört und konnte in den Kriegsjahren nicht mehr genutzt werden.

Nach dem Ende des Kriegs wagte Hans Sion einen Neuanfang, ließ das elterliche Haus aus den Trümmern heraus wieder aufbauen, organisierte Rohstoffe, besorgte Braugenehmigungen bei der englischen Besatzung und eröffnete es schließlich am 13. April 1951 unter dem heutigen Namen „Brauhaus Sion“. Der Braubetrieb wurde im Gebäude allerdings nicht wieder aufgenommen. Den hier zugehörigen Antrag Sions wollte die britische Militärregierung nicht genehmigen.

Seitdem wird das Sion-Kölsch auswärts gebraut. Zunächst wechselnd bei anderen Kölsch-Brauereien, dann seit 1993 neben anderen Marken in der Bergischen Löwenbrauerei in Mülheim.

„Vater des Kölsch“

Doch Hans Sion erkannte die Bedeutung eines regionalen Bieres für die Stadt und das Umland. Wegen seines jahrelangen Einsatzes für ein authentisches und unverwechselbares Obergäriges – nicht nur für die eigene, sondern auch alle anderen Marken – galt er als der „Vater des Kölsch“.

Nach seinem Tod im Jahr 1998 übernahm Sohn Hans Georg Sion, der mit inzwischen 71 Jahren immer noch über der Gaststube wohnt. Das Brauhaus wird seit 2011 nun in der vierten Generation von René Sion (49), der in der Session 2010/2011 die strahlende Jungfrau Reni im Kölner Dreigestirn war, und seiner Ehefrau Belén (51) betrieben.

Die beiden haben das Haus vor einigen Jahren nicht nur mit einem „gelungenen Spagat zwischen Tradition und modernem Zeitgeist“ aufwendig renoviert, sondern vor eineinhalb Jahren noch um ein Hotel im Eckhaus zur Kleinen Buddengasse hin erweitert.

Verschiedene Aktionen zur 700-Jahr-Feier

Und nun planen die Sions verschiedene Aktionen zur 700-Jahr-Feier des Brauhauses. Schon an diesem Donnerstag wird beim Pontifikalamt der Karnevalisten im Dom ein Pittermännchen mit dem Jubiläums-Logo an Kardinal Rainer Maria Woelki übergeben. Ab Sommer kommt ein Jubiläumsbrot in den Handel, das mit Sion-Kölsch gebacken ist, und alle drei Monate kommen spezielle Jubiläumsgerichte auf die Karte.

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Von Januar bis März sind dies gekochter Kabeljau mit Senfsauce, Gemüsestreifen und Butterkartoffeln (15,77 Euro) sowie ein Bierkutscher-Kotelett paniert mit Schmorzwiebeln, Spiegelei und Bratkartoffeln (11,77 Euro). Von den Preisen dieser Speisen sollen jeweils 77 Cent für einem guten Zweck gesammelt werden. „Das Geld soll in Absprache mit der Caritas bedürftigen Kölner Familien zugute kommen“, sagt Belén Sion.

Große Party am Karnevalsdienstag

Erstmals ist auch am Karnevalsdienstag eine große Party mit anschließender Nubbelverbrennung geplant. Für eine pointierte Trauerrede soll Kabarettist Jürgen Becker sorgen, der den Trauerzug rund um den Block anführen wird. „Becker ist schon seit 25 Jahren mit der Marke verbandelt“, sagt Georg Schäfer, der Geschäftsführer der Sion-Brauerei. „Der verteilt ja auch nach allen seinen Kabarett-Aufführen die kleinen Sion-Flaschen ans Publikum.“

Am Tag des Bieres (23. April) gibt es ein großes Fest mit kölschen Tapas und einem Konzert von Lupo, und am 27. Mai heißt es „Sion trainiert für Olympia“. Dann können die Gäste sich in verschiedenen sportlichen Wettkämpfen messen – Kicker-Turnier, Dart-Wettbewerb sowie Würfe auf den Basketballkorb. Auch einige Profi-Sportler von den Kölner Haien, von den Rhein-Stars und dem VfL Gummersbach haben sich für dieses Event schon angekündigt.

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