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Schwetje im Interview„Dann würde es nach Müngersdorf gehen“

Lesezeit 6 Minuten
Schwetje_Fortuna

Fortuna Kölns Investor und Geschäftsführer Michael W. Schwetje

Köln – Herr Schwetje, der SC Fortuna Köln ist Tabellensechster der Dritten Liga und hat drei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Wie bewerten Sie die Aufstiegschancen? Magdeburg und Paderborn sind als Erster und Zweiter zu weit weg, da müsste einer schon richtig einbrechen, damit wir noch einmal rankommen. Aber Wehen Wiesbaden hat nur drei Punkte Vorsprung. Das ist machbar, wenn man wieder so eine Serie spielt, wie wir es die ersten 15 Spieltage getan haben. Unser Ziel ist es, möglichst lange die Hoffnung auf Rang drei zu nähren. Wenn es nicht klappt, ist der vierte Platz mit der direkten Qualifikation für den DFB-Pokal viel wert. Platz fünf wäre natürlich blöd.

Wie hat sich die Dritte Liga seit Fortunas Aufstieg 2014 verändert? Ich glaube, dass die Dritte Liga in den letzten Jahren noch ausgeglichener geworden ist. In der 1. oder 2. Bundesliga setzen sich in der Regel die Favoriten durch, das war bei uns oft nicht der Fall. Beispiel Paderborn: Letztes Jahr sind sie sportlich abgestiegen, was niemand gedacht hätte, und dieses Jahr stehen sie, mit einer nominell schlechteren Mannschaft, auf einem Aufstiegsplatz.

Zur Person

Michael W. Schwetje, 1967 in Krefeld geboren, verheiratet, zwei Kinder. Studierte BWL an der WHU Koblenz und wurde mit Projekten wie OnVista ein erfolgreicher Internetunternehmer. Schwetje kam 2008 im Zuge des Projekts „deinfussballclub.de“ als Investor zum SC Fortuna Köln und ist seit 1. Juli 2013 Geschäftsführer der Spielbetriebs-GmbH. (ckr)

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Die größere Ausgeglichenheit hat vermutlich finanzielle Gründe. Bei vielen Vereinen sprudeln die Sponsorenerlöse nicht mehr in dem Maße, wie das noch vor drei, vier, fünf Jahren der Fall war. Wir haben unser Budget über die Jahre erhöht, und die anderen mussten es, weil die Einnahmen nicht da waren, zwangsläufig zurückfahren. Wir haben uns in unseren wirtschaftlichen Möglichkeiten deutlich angenähert. Klar haben viele Vereine noch mehr Geld als wir, aber wenn es um die Verpflichtung einzelner Spieler geht, von denen wir überzeugt sind, dann sind wir heute wettbewerbsfähig. Früher waren wir da oft chancenlos.

Hat sich Fortuna im Vergleich zu finanziell angeschlagenen Klubs wie dem FSV Frankfurt, Preußen Münster oder Rot-Weiß Erfurt in unternehmerischer Hinsicht professioneller verhalten? Ja, das glaube ich auf jeden Fall, auch wenn ich es nicht angemessen finde, über andere zu reden. Wir haben unser Defizit in der Vergangenheit von Jahr zu Jahr verkleinern können, und es sind kleine Defizite im Vergleich zu den Zahlen, die man von anderen Vereinen hört. Und wir haben immer stark darauf geachtet, nur das auszugeben, was wir entweder an Einnahmen haben oder wovon klar war, dass es jemand dazusteuert. Ich habe das Gefühl, dass es in anderen Fällen anders gelaufen ist.

Was meinen Sie genau? Die Drittligisten müssen sich mal an die eigene Nase fassen und Gehälter zahlen, die sie sich leisten können. Und wenn man das nicht tut, dann darf man sich nicht ständig beschweren. Viele Klubs sagen, dass der DFB zu wenig tun würde und die Einnahmen zu gering wären. Aber ich finde, dass der DFB in den letzten Jahren einiges getan hat, die Einnahmen steigen von Jahr zu Jahr. Die Fernsehgelder werden nächste Saison wieder höher, und es gibt Geld durch den Liga-Ball. Dazu das bwin-Sponsoring ab dieser Saison. Aber das Problem dieser Liga ist, dass die Spielergehälter im Vergleich zu den Einnahmen im Schnitt zu hoch sind. Das ist einfach so.

Kann die Dritte Liga überhaupt profitabel sein? Ja. Aber man darf nicht versuchen,  den Aufstieg als nächsten Schritt zu erzwingen. Dann ist Liga drei nicht profitabel.  Dann muss man eine Mannschaft haben, die viel  teurer ist als eine, die vermeintlich nur im Mittelfeld spielt. Und das zahlt sich selten in Ergebnissen und fast nie in höheren Einnahmen aus.

Schreibt Fortuna Köln in absehbarer Zeit schwarze Zahlen? Mein Ziel ist es, im nächsten Jahr eine schwarze Null zu erreichen. Es hängt aber natürlich davon ab, wie wir die Sponsoren- und Zuschauereinnahmen noch steigern können und ob wir uns mal wieder für den DFB-Pokal qualifizieren. Dazu kommt noch die Verteilung der TV-Gelder. Wenn diese Dinge zu unseren Gunsten ausfallen, dann ist das Ziel sicher erreichbar. Mehr als eine schwarze Null ist in der Dritten Liga aber unrealistisch.

Nächste Saison könnte mit Viktoria Köln ihr Erzrivale in die Dritte Liga aufsteigen. Trainer Uwe Koschinat hat das mal als „absolute Katastrophe“ für die Fortuna bezeichnet, da es dann einen finanzstarken Konkurrenten aus der gleichen Stadt in der gleichen Liga geben würde. Wie sehen Sie das? Ich glaube, dass Uwe Koschinat in seiner Analyse schon ganz richtig liegt. Aber natürlich belebt Konkurrenz auch das Geschäft, und wir werden uns sicherlich nicht kampflos geschlagen geben. Allerdings auch weiterhin stets mit wirtschaftlicher Vernunft agieren und das Geld nicht zum Fenster hinauswerfen.

Viktoria würde wohl auch im Südstadion spielen. Diese Frage muss die Viktoria beantworten. Mir gehört das Stadion nicht, es gehört der Stadt. Und die Stadt wird es der Viktoria nicht verweigern.

So wie die Stadt der Fortuna das Rheinenergie-Stadion im Aufstiegsfall nicht verweigern würde? Richtig, es würde dann nach Müngersdorf gehen. Wir wissen prinzipiell, wie es dort funktioniert und was es kostet. Klar gäbe es noch viele Details zu besprechen, wenn zwei Vereine dort spielen. Aber die Lizenzierungsunterlagen als solche, die sind klar. Es gibt halt keine Alternative, denn das Südstadion wird niemals zweitligatauglich sein. Man braucht 15.000 Plätze, die Tribünen müssen komplett überdacht sein, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Es gibt seit langer Zeit Gedankenspiele um ein gemeinsames, neues Stadion von Fortuna und Viktoria. Uns fehlt ein zweit- und drittligataugliches Stadion in Köln. Da trennt Viktoria und uns nicht das Interesse, da trennt uns ein Stück weit der Rhein und die Standort-Frage. Denn natürlich ist Müngersdorf prinzipiell viel zu groß und zu teuer für einen Verein mit dem Zuschauerandrang der Fortuna. Einen neuen Stand der Dinge gibt es aber nicht.

Sie dürften zumindest froh sein, dass sich die Diskussion um ein neues Stadion für den 1. FC Köln in den letzten Wochen stark abgekühlt hat. Ja, denn ein neues Stadion für den FC hätte es sicher deutlich schwieriger gemacht, ein neues 15.000-Mann-Stadion für die Fortuna und die Viktoria irgendwo in Köln zu bauen. Weil man dann ein großes, leerstehendes Stadion gehabt und man sicher nicht gesagt hätte: „Das bleibt leer und wir bauen irgendwo anders ein neues.“

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